Regionalliga-Serie:Zurück in der Realität

Lesezeit: 2 min

Neigung zur Härte: Der VfB Eichstätt (im Bild setzt Dominik Wolfsteiner zur Balleroberung an) steht mit vier Ampel- und drei glatt roten Karten in der Fairnesstabelle eher auf einem Abstiegsplatz. (Foto: Wolfgang Zink/imago)

Nach den Erfolgen in der vergangenen Saison muss der VfB Eichstätt lernen, nach dem Höhenflug nicht abzustürzen.

Von Christoph Leischwitz

Gleich neben dem Stadion fallen die ersten gelben Blätter auf das Dach des Gäste-Mannschaftsbusses, die 600 Zuschauer feiern einen 2:1-Sieg des VfB Eichstätt, und dieser war wahrlich hart erkämpft. Fabian Eberle zum Beispiel hatte in der 47. Minute einen Stollen ins Gesicht bekommen und blutete am Augenlid, rund sechs Minuten dauerte es, ehe er geklammert werden konnte und mit Turban wieder auf dem Feld stand. Am Schluss gab es noch eine gelb-rote Karte für Lucas Schraufstetter, für Felix Bachschmid von Wacker Burghausen ebenfalls, dann war Schluss. So sieht er aus, der Regionalliga-Alltag eines Viertligisten nach 15 Spieltagen.

Alltag, das ist für Johann Benz etwas Erstrebenswertes. Denn: "Wir müssen wissen, wo wir hingehören, nach einer fantastischen, nicht wiederkehrenden Saison", sagt der sportliche Leiter des VfB. Jahrelang hatten sie mit sich gerungen, ob sie die Regionalliga wirklich wagen sollen. Und dann waren sie vergangene Saison, im zweiten Jahr, unglaublicher Zweiter geworden und hatten sich so auch noch für den DFB-Pokal qualifiziert. Im August kam Hertha BSC (1:5). Die Einnahmen sollen in die Infrastruktur des Stadions fließen, unter anderem die alten Kabinen ein wenig aufhübschen. Doch nach der erfolgreichsten Spielzeit der Vereinsgeschichte sei es gar nicht so leicht, sich auf das zu besinnen, was einen ausmacht. Dazu zählt Benz' Laufbereitschaft, mannschaftliche Geschlossenheit, Zweikampfhärte.

Der Sieg gegen Burghausen war immens wichtig, um nach dem Höhenflug nicht abzustürzen, zuletzt gab es aus acht Partien nur einen Sieg (den aber ausgerechnet gegen Spitzenreiter Türkgücü). Angreifer Atdhedon Lushi, der heuer besonders austrainiert wirkt, schoss die beiden Tore zur 2:0-Halbzeitführung. Er gehöre jetzt zu den Führungsspielern, sagt Benz, auch wenn er kein "Lautsprecher" sei und auch ein bisschen seine Eichstätter "Wohlfühloase" brauche, um zu funktionieren. Zu denen, die vorangehen, zählt Benz auch Benjamin Schmidramsl, Eberle und einige andere. Sie mussten aber erst in ihre Rolle hineinwachsen, nachdem einer wie Ex-Bundesligaspieler Markus Steinhöfer (Karriereende) nicht mehr die Spieleröffnung übernimmt oder ein Schrank wie Michael Zant (Türkgücü München) nicht mehr den eigenen Strafraum bewacht. Nach einer Saison über den eigenen Verhältnissen sind schon viele Vereine der Sonne zu nahe gekommen; der FC Amberg, 2016 noch dabei, spielt heute in der Bezirksliga, der FC Unterföhring wurde nach der Saison 17/18 durchgereicht in die Landesliga.

"Man darf sich auch nicht blenden lassen", sagt Benz, und meint damit den Saisonstart, der suggerierte, alles würde einfach so weitergehen: 7:0 gegen SV Schalding-Heining, 5:0 gegen den VfR Garching. Zuletzt folgte allerdings ein längeres Zwischentiet. Die Tugenden sind nun aber wieder da. Wobei Benz mehrere der bisherigen Platzverweise als unberechtigt ansieht. Eichstätt steht mit vier Ampel- und drei glatt roten Karten in der Fairnesstabelle eher auf einem Abstiegsplatz.

Am Samstag trifft der VfB beim TSV Rain auf einen ähnlich defensiv eingestellten Gegner. Es werde wichtig sein, "körperliche Präsenz" zu zeigen, sagt Benz. Gleichzeitig tut sich in Eichstätt ein Problem auf, dass es im Vorjahr nicht gab. Es war kein Zufall, dass Trainer Markus Mattes gegen Burghausen so lange auf den im Gesicht verletzten Führungsspieler Eberle wartete: Es gibt nur wenige neue Spieler mit Regionalliga-Erfahrung. Und in Rain fehlen die Führungsspieler Schraufstetter und Zitzelsberger gesperrt. So wird sich zeigen, wie sehr der VfB schon im Alltag angekommen ist.

© SZ vom 16.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: