Regionalliga-Serie:Erste Etappe

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Meister Jahn Regensburg bereitet sich auf die Relegationsspiele zur dritten Liga gegen den VfL Wolfsburg vor. Trainer Heiko Herrlich ist stolz darauf, dass sein Team sich so lange als Gejagter behauptet hat.

Von Christian Bernhard

Heiko Herrlich ist am Sonntag kurz in Versuchung geraten. Der Trainer des SSV Jahn Regensburg hatte das Videomaterial zum VfL Wolfsburg II bereits in der Hand, doch seine Prinzipientreue setzte sich durch - und Herrlich legte das Dossier direkt wieder weg. Es hätte ja auch nicht zum 44-Jährigen gepasst, schließlich hatte er sich zuletzt immer wieder daran gestört, dass in der Öffentlichkeit schon über die Aufstiegs-Relegationsspiele zur dritten Liga gesprochen wurde. Seit Montag kann er nun aber getrost zum Wolfsburg-Material greifen. Durch ein spätes Eigentor der SpVgg Greuther Fürth machte der Jahn vorzeitig die Meisterschaft in der Regionalliga Bayern klar, verzichtete aber auf große Feierlichkeiten. "Wir haben ja noch nichts in der Hand", erklärte Herrlich und sprach von einem "ersten Etappenziel". Der Anspruch des SSV sei es "natürlich aufzusteigen. Deshalb gilt es nicht zu feiern, sondern sich zu regenerieren."

Herrlich hat seine selbst auferlegte Sperre, sich nicht mit dem Relegations-Gegner zu beschäftigen, nun aufgehoben, seit Montagabend ist er in den Kosmos des VfL Wolfsburg II eingetaucht: Er holte Informationen ein, lud Videos runter, besorgte sich vorgeschnittene Spielszenen und studierte eine komplette Partie der Wolfsburger. "Die Basis ist gelegt", sagte er. Am 25. Mai steigt in Wolfsburg das Relegations-Hinspiel, vier Tage später fällt in Regensburg die Entscheidung um den Aufstieg in die dritte Liga. Mit Blick auf das unbedeutende letzte Liga-Spiel gegen den 1. FC Nürnberg II am Wochenende kündigte Herrlich an, personell "so viel wie möglich zu tauschen". Einige Spieler werden eine Pause bekommen, Marcel Hofrath, Marvin Knoll und Thomas Paulus könnten Spielpraxis sammeln. Trotz der Umstellungen gehe es darum, "die Spannung nicht zu verlieren", betonte Herrlich.

Der knappe und laut Herrlich "etwas glückliche" Sieg in Fürth war das Ende einer "langen Saison" (Kolja Pusch), die für die Regensburger deutlich turbulenter verlief, als es Platz eins erahnen lässt. Besonders auswärts haperte es gewaltig, ein halbes Jahr lang blieben sie in der Fremde ohne Sieg. Herrlich, der die Mannschaft in der Winterpause übernommen hatte, stabilisierte sie, obwohl ihm verletzungsbedingt zwischenzeitlich nur 13 Feldspieler zur Verfügung standen. "Ich habe vor Wochen gesagt, dass dieses Jahr keine Mannschaft souverän Meister wird", erklärte der Ex-Profi und verwies darauf, dass sein Team "bis auf die letzten Spiele auswärts lange Zeit vieles schuldig geblieben" sei. Entscheidend für den Titelgewinn war laut Herrlich die verbesserte Defensivarbeit seiner Mannschaft, die in der Rückrunde nur acht Gegentore zuließ. Das sei nicht überragend, "aber gut" - und habe zumindest gereicht, um Platz eins zu holen.

Eine Sache habe ihm zuletzt jedoch durchaus gefallen: das Durchhaltevermögen seines Teams. "Wir haben es geschafft, lange als Gejagter auf Platz eins zu bestehen." Wer es gegen den VfL - der laut Herrlich "eine sehr spielstarke Mannschaft, die auch sehr gut gegen den Ball arbeitet" sei - richten soll, will er erst sehr kurzfristig entscheiden, denn: "In der Meisterschaft zählt, was im ganzen Jahr passiert, bei solchen Endspielen zählt letztendlich die Tagesform." Jetzt gehe es darum, "mit der Drucksituation und dem Stress umzugehen". Aber dass sein Team das kann, habe es in Burghausen oder Fürth bereits bewiesen.

© SZ vom 18.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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