Regionalliga-Serie:Entlassung auf der Tribüne

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Der frühzeitige Klassenerhalt mit Bayreuth wäre für ihn eine große Nummer gewesen, doch der Verein will mehr: Christoph Starke, 51, ist nicht länger Trainer der SpVgg. (Foto: imago/foto2press)

Die SpVgg Oberfranken Bayreuth hat einen Umbruch hinter sich - nun muss auch Trainer Starke gehen. Er ist damit der erste Regionalligatrainer, der in dieser Saison gehen muss.

Von Max Sprick

Tobias Ulbricht lief am Samstagabend noch Runden mit seinen Mannschaftskollegen durch das Hans-Walter-Wild-Stadion, als ihn die Verantwortlichen der SpVgg Oberfranken Bayreuth zur Seite baten. Sie teilten dem Kapitän mit, dass sie einen Entschluss gefasst hätten: Trainer Christoph Starke würde entlassen werden. Ulbricht solle doch bitte die Mannschaft informieren. Kurz zuvor hatte diese mit 1:3 gegen die U23 des FC Bayern verloren. "Wir haben zwar mitbekommen, dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen Vorstand und Trainer gab, diese Entscheidung hat uns aber überrascht", sagt Ulbricht. Der 31-jährige Kapitän will die angesprochenen Probleme nicht konkretisieren, sagt nur: "Ein Punkt war die Trainingsintensität. Ich glaube, der Vorstand hätte sich gewünscht, dass wir ein, zwei Einheiten mehr pro Woche absolvieren. Wir trainieren aber genug und sind fit."

Starke ist der erste Trainer, der in dieser noch jungen Spielzeit der Regionalliga Bayern entlassen wurde. Er ist nicht der erste, der im Anschluss an eine Niederlage gehen muss - und doch wirkt sein Abschied aus verschiedenen Gründen seltsam.

Nach der Partie hielt Starke noch die Pressekonferenz, er wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass er gar nicht mehr der Trainer ist. Danach bestellte Bayreuths Sportlicher Leiter Wolfgang Mahr ihn auf die inzwischen leere Stadiontribüne, wo er ihn von seinen Aufgaben entband.

Wenn man nun Starke anruft, sagt er sehr freundlich, dass er zu seiner Beurlaubung nichts sagen wolle. Der 51-Jährige hatte Bayreuth ins Tabellen-Mittelfeld führen wollen, ein frühzeitiger Klassenerhalt wäre für ihn eine große Nummer, sagte er vor Saisonbeginn der Frankenpost. Im September 2014 hatte er die SpVgg nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Dieter Kurth übernommen, den damaligen Aufsteiger auf Rang sechs geführt und in der vergangenen Saison Platz sieben erreicht. Starke hat Bayreuth in der Regionalliga etabliert. Ende März verlängerte er seinen Vertrag in Oberfranken, im Sommer forderte er dann Verstärkungen des Kaders, nachdem mehrere erfahrene Spieler den Verein verlassen hatten. Doch Bayreuth musste seinen Etat reduzieren, von bis zu 20 Prozent ist in lokalen Medien die Rede, das Budget soll nun bei 500 000 Euro liegen. Vor dieser Saison gingen elf Spieler, neun neue kamen - bis auf Michael Krämer und Christian Berchthold sind sie alle zwischen 18 und 21 Jahre jung.

Angesichts der Umstände ist Bayreuth gar nicht so schlecht in die Saison gestartet. Acht Punkte aus sieben Spielen bedeuten Platz elf. Vor dem Spiel gegen die ambitionierte Reserve des Rekordmeisters verlor Bayreuth zwar auch bei der U23 der SpVgg Greuther Fürth, war davor aber vier Partien in Serie ungeschlagen. "Wir haben einen personellen Umbruch erlebt, haben einige junge, talentierte Spieler dazu bekommen", erinnert Kapitän Tobias Ulbricht. "Wir sind noch in der Phase, in der wir uns finden und entwickeln."

Bayreuths Sportlicher Leiter hat da einen anderen Anspruch. "Die Mannschaft spielt unter ihren Möglichkeiten", sagt Mahr. Ja, es habe im Sommer einen Umbruch gegeben. "Mit Florian Ascherl ist aber nur ein Stammspieler gegangen." Die anderen hätten nicht zur ersten Elf gehört. "Unseren Stamm haben wir zusammengehalten, so riesig war dieser Umbruch nicht." Die Neuen seien jung, "aber nicht irgendwelche Ergänzungsspieler". Mahr sagt: "Unser Ziel ist es immer, uns im Vergleich zur Vorsaison zu verbessern." Bayreuth müsste also Ende Mai mindestens als Sechster abschließen.

Ein ambitioniertes Ziel angesichts des schmal bemessenen Budgets und der Tatsache, dass in Bayreuth laut Ulbricht zwar oft genug trainiert wird, vier bis fünf Mal in der Woche, aber eben nicht so oft wie etwa bei den Konkurrenzmannschaften der Profivereine aus München, Nürnberg, Fürth oder Augsburg.

Nach der Entlassung Starkes muss Bayreuth nun zusätzliches Geld in einen neuen Trainer investieren. Die Vorbereitung auf das Spiel am Freitag bei der U23 des FC Augsburg übernimmt vorerst Co-Trainer Marc Reinhardt. Wann die Entscheidung über Starkes Nachfolger fällt, könne er noch nicht sagen, meint Mahr. Er habe schon am Samstagabend drei Bewerbungen bekommen, inzwischen seien es noch mehr, die er gründlich sondieren wolle. Gino Lettieri, der in Bayreuth wohnt, zuletzt den MSV Duisburg in die zweite Bundesliga geführt hat und immer wieder als Kandidat genannt wird, wäre eine prominente, vermutlich nicht ganz günstige Lösung. Noch aber, sagt Mahr, habe er den 49-Jährigen nicht gesprochen.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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