Regionalliga-Serie:Der Pendler

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Tobias Strobl, 29, Trainer des TSV 1860 Rosenheim, spielt nebenbei als Fußballer in der Bezirksliga beim SV Manching.

Von Christoph Leischwitz

Es gibt ausgeglichene Fußballligen, in denen man im Einzelfall schon mal sagen darf: Da pendelt ein Team zwischen Klassenverbleib und Aufstieg. Doch bei niemandem kann man es so wörtlich nehmen wie bei Tobias Strobl. Am vergangenen Samstag gewann der Trainer des TSV 1860 Rosenheim 3:2 beim FV Illertissen, ein Bier mit der Mannschaft gönnte er sich. Rechnerisch kann die Mannschaft mit sieben Punkten Vorsprung in drei verbleibenden Partien zwar immer noch auf einen Abstiegs-Relegationsplatz rutschen. Doch die Spieler gingen trotzdem vorsorglich schon mal ein bisschen länger feiern. Aber eben ohne Strobl. Auch, weil der am Tag darauf selbst noch einmal spielen musste.

Und zwar als Mittelfeldspieler beim Bezirksligisten SV Manching. Strobl legte gegen Moosinning ein Tor auf, er verschuldete eins mit, er sah kurz vor Schluss die gelb-rote Karte, Manching gewann mit Ach und Krach 3:2 und steht weiter auf Platz eins. Strobl hat nun folgendes Problem: Auch Manching kann noch auf den Relegationsplatz rutschen, allerdings auf jenen zur Aufstiegs-Relegation. Doch am vorletzten Spieltag, gegen Lohhof, hat Strobl keine Zeit. Weil dann nämlich 1860 Rosenheim fast gleichzeitig spielt. "Ich hoffe, wir kriegen das schon am kommenden Wochenende hin", sagt er deshalb.

Der 29-jährige war im Winter nach Rosenheim gekommen, bis dahin war er in Manching Spielertrainer gewesen. Es war immer sein Traum, es in die Regionalliga zu schaffen, ein paar Mal war dieser auch schon geplatzt, und so konnte er damals das Angebot des Traditionsklubs einfach nicht ablehnen. Den Manchingern versprach er aber, bis zum Saisonende noch als Spieler zur Verfügung zu stehen.

Mit Rosenheim kommt er trotz zwei eher knappen und einer klaren 1:4-Niederlage gegen den FC Augsburg II auf einen "coolen Punkteschnitt", wie er sagt. Das liege freilich nicht nur an ihm. "Die Mannschaft hat schon jede Menge Grundpotenzial gehabt, als ich kam. Und es hat sicher auch geholfen, dass sie vor der Winterpause noch zweimal gewonnen hatte", glaubt Strobl. Er selbst habe aber auch schon etwas dazu gelernt in der kurzen Zeit. Vor allem über die Spielanalysen, die es in dieser Form in unteren Ligen nicht gibt. "Es gibt viele andere taktische Muster", sagt er, und auf diese müsse man erst einmal Antworten finden.

Das zweite Jahr sei immer das Schwerste, glaubt der junge Trainer. Die großen Spiele wie etwa im Grünwalder Stadion werden dann für die Spieler zur Normalität, es wartet eine gefährliche Routine. Deshalb gehe es im kommenden Jahr vorrangig auch erst einmal nur um den Klassenverbleib. Zumal kommende Saison erst noch der Abgang des Leistungsträgers Sascha Marinkovic (Wacker Burghausen) verkraftet werden muss, zumindest im Moment steht dem erst die Verpflichtung des 1860-Talents Daniel Skodic gegenüber. "Sascha wird eine Lücke hinterlassen, auch weil er der Witzige ist", sagt Strobl.

Sich in der Regionalliga zu etablieren, dieses Ziel haben Trainer und Verein gemeinsam. 2014 war er schon einmal nah dran gewesen, als Spielertrainer mit dem FC Pipinsried. Im Hinspiel der ersten Relegationsrunde führte man 2:0. Doch dann folgten zwei unglückliche Gegentore, und das Rückspiel endete 0:1. Der Gegner damals: 1860 Rosenheim. Und diese Konstellation wäre heuer auch wieder möglich gewesen, doch diesmal nicht mit, sondern gegen Pipinsrieds Präsident Konrad Höß, der nach Strobls Rücktritt 2015 gar nicht mehr gut auf ihn zu sprechen ist.

Abstiegsrelegation gegen Pipinsried, das wäre das Albtraumszenario für Strobl. "Wenn die Relegationsspiele laufen und ich kann einfach nur zusehen und habe nichts damit zu tun, bin ich glücklich", sagt er und lacht. Und das gilt dann auch für beide Teams.

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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