Regionalliga-Serie:Der Club sortiert seinen Nachwuchs

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Man soll gehen, wenn es am schönsten ist: Fast drei Spielzeiten war Roger Prinzen (Mitte) verantwortlich - die aktuelle ist seine erfolgreichste. (Foto: imago)

Die U21-Trainer Prinzen und Wolf verlassen den 1. FC Nürnberg - Köllner übernimmt.

Von Christoph Leischwitz

Es hätte sicher noch schlimmer kommen können. Beim TSV 1860 München II zum Beispiel wussten sie bis zum vergangenen Sonntag nicht, ob sie trotz sportlichem Klassenerhalt in der kommenden Saison wirklich noch in der Regionalliga spielen würden, ein Abstieg der Profimannschaft hätte auch den Abstieg der U21 bedeutet. Da haben sie beim 1. FC Nürnberg II ganz andere Sorgen: Der Regionalligist spielt bis zuletzt um den Aufstieg, aktuell steht er auf dem dritten Platz. Trotzdem hat sich der Club früh gegen einen Sprung der Mannschaft in die dritte Liga entschieden: "Wir wissen noch nicht, wo die Reise hingeht", sagt Michael Köllner, der Chef des Nachwuchs-Leistungszentrums. Man wolle sich erst einmal neu aufstellen, heißt es, und Köllner selbst ist dafür das beste Beispiel: Er hat erst im März seinen neuen Job angetreten. Der Aufstieg ist verschoben.

Köllner widerspricht erst einmal allen Gerüchten, die zurzeit viele Ableger von Lizenzmannschaft umwabern: Man habe kein Interesse daran, die U21 abzumelden, im Gegenteil, es wird gerade im großen Stil umstrukturiert. Die personellen Veränderungen sind beachtlich. Trainer Roger Prinzen wird die Mannschaft nicht in die neue Saison führen - Köllner wird sein Nachfolger. Fast drei Spielzeiten war Prinzen für das Team verantwortlich, die aktuelle Saison ist mit Abstand seine erfolgreichste. Insofern ist es überraschend, wenn Köllner sagt: "Der Tabellenstand ist sicherlich zufriedenstellend." Aber: "Wir bewerten das natürlich nach unterschiedlichen Gesichtspunkten."

Man müsse den gesamten Saisonverlauf betrachten, die Entwicklung von Spielern und die erfolgten Abstellungen aus der Lizenzmannschaft. Prominentester Erfolgsfall ist der 21-jährige defensive Mittelfeldspieler Patrick Erras, der schon auf 16 Zweitliga-Einsätze kommt, aber seit zwei Monaten mit einem Kreuzbandriss ausfällt. Philipp Hercher und Cedric Teuchert kommen auf ein paar Minuten Einsatzzeit in der zweiten Liga - mehr Verstärkung kam nicht aus der U21. Neben Prinzen wird auch Co-Trainer und Ex-Profi Andreas Wolf den Verein verlassen. In seinem Fall habe man gefragt, ob er bleiben wolle, erklärt der Verein. Er wollte nicht.

"Das Gesamtkonzept hat zur Entscheidung geführt", sagt Köllner dann noch mit Blick auf Prinzens Abschied, der schon seit Monaten beschlossen gewesen sein soll. Köllner setzt auf eine engere Verzahnung der Jugendmannschaften, die Trainer der jüngeren Teams sollen künftig auch regelmäßig beim Training der U21 dabei sein. Dass er selbst auch die Leitung der Mannschaft übernimmt, war angesichts seiner Vita abzusehen: Der 46-Jährige besitzt die Fußballlehrerlizenz. Er könnte im Nachwuchsbereich theoretisch mehrere Aufgaben übernehmen: Er war schon Trainer einer Männermannschaft (FC Bayern Hof), von Jugendmannschaften (unter anderem der U17 von Greuther Fürth), Co-Trainer der U15-Nationalmannschaft und Koordinator für Talentförderung beim DFB.

"Wir wollen uns in der neuen Saison verstärken", sagt Köllner, denn ab der kommenden Saison hätte man nichts mehr dagegen aufzusteigen. Unabhängig davon, ob die erste Mannschaft den Sprung in die höchste Spielklasse schaffen wird, sollen dem Profikader künftig mehr Eigengewächse angehören. Aber ganz aktuell noch die vier Punkte auf Jahn Regensburg aufzuholen und Meister zu werden - am letzten Spieltag trifft man noch auf den Spitzenreiter - dagegen hätte natürlich auch niemand was.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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