Regionalliga-Serie:"Der Ball war auch komisch"

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Schweinfurts Torwart Christopher Pfeiffer über seinen skurrilen Treffer aus 90 Metern und seine plötzliche Berühmtheit im Internet.

Interview Von Christian Bernhard

Christopher Pfeiffer ist seit dem vergangenen Wochenende ein Internet-Star. Der Torhüter des FC Schweinfurt 05 brachte seine Mannschaft am Samstag im Regionalliga-Spiel beim TSV 1860 München II mit einem Abschlag aus knapp 90 Metern in Führung. Schweinfurt verlor die Partie zwar noch 1:2; das "Jahrhunderttor", das auch international für Aufsehen sorgte, kann Pfeiffer aber niemand mehr nehmen.

SZ: Herr Pfeiffer, Sie können sich wohl denken, warum wir uns melden.

Christopher Pfeiffer: Ich habe da so einen Verdacht.

Wie viele Anrufe und SMS haben Sie in den letzten Tagen erhalten?

Sonntagfrüh ging es los, da stand erstmals etwas darüber im Internet. Es klingelte und piepste den ganzen Sonntag, und am Montag auch noch.

Sind Sie schon genervt vom Rummel?

Nein, gar nicht. Es ist ja schön, dass so etwas mal passiert, das freut mich. Nicht so schön war die Niederlage, deshalb ist es eigentlich schon abgehakt.

Ein bisschen wollen wir über Ihr Tor aber noch reden. Wie haben Sie es erlebt?

Ich habe den Ball aufgenommen, als ein Gegner kam, habe ihn mir dann vorgelegt und ungefähr an der Sechzehner-Linie geschlagen. Die Flugkurve war dann der Wahnsinn.

Hat man als Torhüter solche Szenen manchmal im Hinterkopf?

Dass ich damit ein Tor schieße, war überhaupt nicht geplant. Ich wollte den Ball so gut es geht nach vorne auf den Stürmer schlagen, der Rest ist einfach passiert.

Zuletzt haben auch in der ersten und zweiten Liga Torhüter wie Augsburgs Marwin Hitz und Leipzigs Fabio Coltori mit Treffern für Furore gesorgt. Scheint ein gutes Jahr für euch Torhüter zu sein.

Die sind in den gegnerischen Strafraum mit aufgerückt. Wenn wir hinten liegen, gehe ich auch öfter mal mit vor. Da kann man immer mal eingreifen, wenn der Ball einem vor die Füße fällt. Aber von der eigenen Strafraumgrenze denkt man eher weniger dran.

Sie sind am Samstag in der Schlussphase auch mit nach vorne gegangen.

Genau. Der Ball kam ja auch noch einmal zu mir, da wurde aber abgepfiffen. Keine Ahnung warum.

Haben Sie so schon einmal getroffen?

Nein, leider nicht. Ich war zwar auch mal am Ball, aber ohne Torerfolg.

Dafür haben Sie jetzt umso mehr für Furore gesorgt. Selbst international.

Das habe ich mitbekommen, ein bisschen macht es die Runde. In England und den Niederlanden wurde es berichtet. Ein Bekannter von mir wohnt in den USA, er hat es auf amerikanischen Seiten gesehen.

Sagt Ihnen der Name Begovic etwas?

Das müsste der Torhüter von Stoke City sein, der ein ähnliches Tor geschossen hat.

Richtig. 2013 traf er aus knapp 92 Metern, er ist damit im Guinness-Buch der Rekorde verewigt.

Aha. Wie lang ist eigentlich der Platz im Grünwalder Stadion?

105 Meter. Nicht erschrecken, falls sich zur Sicherheit doch noch jemand vom Guinness-Buch meldet.

Alles klar.

Was hat eigentlich 1860-II-Torhüter Michael Netolitzky dazu gesagt?

Wir haben nicht miteinander gesprochen. Nach Abpfiff bin ich mit meinen Kollegen enttäuscht auf der Bank gehockt, dann sind wir zu unseren Fans in die Kurve. Als ich zurückkam, war er nicht mehr da.

Hand aufs Herz, jetzt können wir es ja auflösen: Sie haben gesehen, dass Netolitzky zu weit vor seinem Kasten stand und es genau so geplant.

(lacht) Da muss ich ihn in Schutz nehmen, das habe ich nicht gesehen. Ihr Innenverteidiger hat ja noch den Kopf eingezogen, der Ball ist dann beim Aufspringen relativ hoch weggesprungen und richtig schön unter die Latte rein. Der Ball war auch komisch, der ist allgemein weit geflogen. Ich habe noch zwei, drei weitere Abschläge relativ weit nach vorne gebracht.

Wann sehen wir Ihr nächstes Tor?

Na ja, erstmal steht der Klassenerhalt auf dem Zettel. Wenn man mit nach vorne geht, kann man immer mal ein Tor schießen - aber so etwas wird die nächsten Jahre wahrscheinlich nicht mehr passieren. Falls doch, nehme ich es gerne mit.

Die Gegner dürften nun gewarnt sein.

Das kann gut sein. Die Münchner haben mich nach dem Tor immer zugestellt, ich konnte nur noch mit der Hand abschlagen - nicht mehr vom Boden aus.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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