Regionalliga Nordost:Verdachtsfälle in der vierten Liga

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Die Staatsanwaltschaft untersucht Manipulationsversuche. Im Fokus: Germania Halberstadt, der Vater von Nils Petersen - und ein chinesischer Vermarkter.

Der Manipulationsverdacht in der Fußball-Regionalliga Nordost weitet sich aus und beschäftigt nun auch die Justiz. Wie die Staatsanwaltschaft Neuruppin der Volksstimme Magdeburg bestätigte, ist ein Verfahren wegen des Verdachts auf Spielmanipulationen eingeleitet worden. Bisher waren lediglich Ermittlungen durch den für die Liga zuständigen Nordostdeutschen Fußballverband bekannt.

Der NOFV hatte Ermittlungen gegen den sportlichen Leiter von Germania Halberstadt, Andreas Petersen, eingeleitet. Der 58-Jährige ist der Vater des deutschen Nationalstürmers Nils Petersen (SC Freiburg). Er soll vor dem Ligaspiel von Halberstadt beim SV Babelsberg am 30. November des Vorjahres (3:1) zwei Spieler des Gegners mit der Absicht kontaktiert haben, dass sie bei der genannten Partie "ihr Engagement zurücknehmen", wie es der damalige NOFV-Präsident Rainer Milkoreit formuliert hatte. Babelsberg meldete den Vorfall dem Verband, der Ermittlungen aufnahm. Andreas Petersen hatte die Manipulations-Vorwürfe harsch zurückgewiesen.

Im Fokus: Germania Halberstadt, der Vater von Nils Petersen - und ein chinesischer Vermarkter

Die Ausmaße des Skandals könnten allerdings wesentlich größer sein. Ein chinesischer Sportvermarkter soll laut übereinstimmenden Medienberichten - ebenfalls am 30. November - den Versuch unternommen haben, den souveränen Regionalliga-Tabellenführer Chemnitzer FC für eine Zusammenarbeit zu gewinnen - unter dem Vorwand, eine Stadion-Loge anmieten zu wollen. Zur "Refinanzierung" des Einstieges soll das Unternehmen laut Bild-Zeitung "sichere Siege" vorgeschlagen haben, was die Klubvertreter als Umschreibung für Spielmanipulationen auffassten.

Der CFC beendete daraufhin die Verhandlungen mit den Chinesen und unterrichtete den NOFV sowie die Staatsanwaltschaft Chemnitz. CFC-Sportvorstand Thomas Sobotzik bestätigte dem Online-Portal Tag 24 das Treffen mit der Firma. In einer Pressemitteilung erklärte der Regionalliga-Spitzenreiter: "Unser Verein steht für einen fairen sportlichen Wettkampf, verurteilt jede Form von Spielmanipulation zutiefst und wird dagegen mit allen möglichen Mitteln vorgehen."

Das Pikante daran: Jener Sportvermarkter, der in Chemnitz vorstellig wurde, ist ein offizieller Kooperationspartner von Germania Halberstadt. Das Unternehmen, das seine Zentrale in Qingdao/China und eine deutsche Dependance in Wernigerode hat, war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Ein Insider behauptete in der Volksstimme, dass mehrere Regionalliga-Klubs von diesem Sportvermarkter angesprochen worden seien. NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs sagte dem MDR: "Ja, wir haben Kenntnis, dass eine Strafanzeige eingegangen ist. Und auch Babelsberg ist an uns herangetreten. Von weiteren Vereinen ist mir nichts bekannt."

Im konkreten Fall Germania Halberstadt hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin inzwischen eine Übernahme des Verfahrens durch die zuständige Staatsanwaltschaft in Magdeburg beantragt. Dies bestätigte ein Sprecher.

© SZ vom 11.02.2019 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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