Regionalliga Bayern:Palionis setzt ein Zeichen

Lesezeit: 2 min

Lag vor der Partie noch drei Sekunden bewusstlos auf dem Rasen, sorgte dann aber mit seinem Kopfballtreffer für das entscheidende Tor zum Sieg: Jahn-Kapitän Markus Palionis. (Foto: Karina Hessland/imago)

Der SSV Jahn Regensburg trägt seit dem Abstieg "einen schweren Rucksack", glaubt Kapitän Markus Palionis. Mit seinem Tor bei Verfolger Burghausen hat er den Jahn zurück an die Spitze gebracht.

Von Max Ferstl

Beim Aufwärmen trifft ein Ball Markus Palionis am Hinterkopf. Über 1,94 Meter verteilte 90 Kilogramm gehen zu Boden, sofort eilen Betreuer herbei und beugen sich über ihn. Kurz darauf gibt der Kapitän des SSV Jahn Regensburg Entwarnung: "Ich war drei Sekunden ohnmächtig, aber danach war ich richtig wach." Sein Kopf wird das Topspiel zwischen Verfolger Wacker Burghausen und Regensburg entscheiden.

In der Wacker-Arena läuft die 77. Minute: Die Gäste aus Regensburg bekommen auf dem rechten Flügel einen Freistoß zugesprochen. Kolja Pusch befördert den Ball in den Strafraum, Uwe Hesse verlängert und Palionis lenkt das Spielgerät mit seinem brummenden Kopf ins Tor. Weil es der einzige Treffer bleibt, gewinnt der Jahn das Spitzenspiel in der Regionalliga Bayern mit 1:0, es war der erste Auswärtssieg für Regensburg seit einem halben Jahr. "Sehr, sehr wichtig", nennt Palionis den Erfolg am nächsten Tag, bevor er sich die Müdigkeit aus den Beinen läuft. "Wir haben Burghausen den Wind aus den Segeln genommen und ein ganz klares Signal gesendet: Die Meisterschaft geht nur über Jahn Regensburg."

Zeichen setzen - das ist Palionis Job. Er treibt seine Mannschaft auf dem Feld lautstark nach vorne. Als der Jahn in den vergangenen Wochen nicht so gut spielte, hingen viele Schultern nach unten. Dann klatschte Palionis in die Hände und versuchte, seine Mitspieler aufzurütteln. In Burghausen ist der Jahn wieder aufgewacht. Er ist wie ein Spitzenreiter aufgetreten. Zunächst kam Burghausen besser in die Partie und vergab in der 20. Minute die große Gelegenheit, in Führung zu gehen: Stürmer Juvhel Tsoumou tauchte frei vor Jahn-Keeper Philipp Pentke auf, spitzelte den Ball jedoch am Tor vorbei. "Der einzige Vorwurf, den ich meiner Mannschaft heute machen kann: Wir haben aus unseren klaren Chancen zu wenig gemacht", haderte Burghausens Trainer Uwe Wolf. Vielleicht dachte er in dem Moment an die 92. Minute, als der eingewechselte Valonis Kadrijaj den Ausgleich verpasste.

"Glücklich, aber verdient", beurteilte Jahn-Trainer Heiko Herrlich das Ergebnis: "Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft absolut zufrieden." Auf so ein Lob hatten seine Spieler lange warten müssen. Regensburg kombinierte gefällig, kam in der ersten Halbzeit aber nicht gefährlich vor das Tor. In der Offensive hatte der Jahn zuletzt Probleme, Herrlich hatte deshalb umgestellt: Haris Hyseni, bisher mit Markus Ziereis gemeinsam in der Spitze, musste auf der Bank Platz nehmen. Kolja Pusch rutschte weiter nach vorne. Herrlich wollte "die Mitte stärken". Seine Idee: "Oft ergeben sich dann Möglichkeiten über außen." Der Freistoß, der dem Siegtreffer voranging, wurde auf der rechten Seite herausgeholt. "Man hat besonders in der zweiten Halbzeit erkannt, dass wir es unbedingt wollten", meinte Herrlich. Dass Palionis das Spiel entschied, passte ins Bild: "Er ist unser Antreiber, unser Stimmungsmacher. Er hat einen unglaublichen Wert."

Markus Palionis sagt, seit dem Abstieg im vergangenen Jahr tragen er und viele Spieler "einen Rucksack mit Steinen" auf dem Rücken. Der werde nur leichter, wenn es mit "dem ganz großen Ziel" klappt. Am Samstag hat der 28-Jährige dafür gesorgt, dass Regensburg dem Aufstieg näher gekommen ist: Der Jahn führt die Tabelle wieder an, zwei Punkte vor dem 1. FC Nürnberg II und fünf Zähler vor Burghausen. Vor dem Spiel hatten beide Trainer gewarnt, die Bedeutung der Partie zu überhöhen: "Die Meisterschaft wird hier noch nicht entschieden", warnte Herrlich. Für Burghausen werde es nun "schwierig", glaubt Wolf. Aber man habe in dieser Saison ja schon einmal zwölf Punkte aufgeholt. Herrlich weiß das: "Beim Marathon jubelt auch keiner bei Kilometer 37, sondern erst nach 42." Dort sind die letzten Meter bekanntlich die schwersten. Vor allem, wenn man einen schweren Rucksack schleppen muss.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: