Regionalliga Bayern:Duell im Nadelöhr

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Jahn Regensburg und der FC Bayern II treffen im möglicherweise vorentscheidenden Spitzenspiel aufeinander.

Von Christoph Leischwitz

Ein 0:0 kann immer ganz ansehnlich, aber auch stinklangweilig sein. Christian Brand hatte am vergangenen Wochenende beides erlebt. Zunächst war der Trainer des SSV Jahn Regensburg am Freitag nach München ins Grünwalder Stadion gereist, der Trainer des SSV Jahn Regensburg hatte sich die Partie des FC Bayern München II gegen die U23 des FC Ingolstadt angesehen - ein 0:0 der besseren Sorte. Gleichzeitig hatte Brand auch ein wenig Anschauungsmaterial mitbekommen, wie man in bestimmten Situationen Tore gegen den FC Bayern II verhindert. Einen Tag später reiste er mit seinem Team zum SV Schalding-Heining. "Das war völlig anders", erzählt Brand, und doch lautete das Resultat: 0:0. Brand beschreibt das Spielfeld am Stadtrand Passaus so: "55 Meter breit, 90 Meter lang, und ziemlich uneben." Außerdem hätte sich der Gegner "30 Meter vor dem eigenen Tor aufgestellt", seine Mannschaft habe dann viel zu harmlos gespielt.

An diesem Freitag nun empfängt Regensburg die jungen Bayern, und ein 0:0 erscheint zwischen diesen beiden Teams, die ein 0:0 aus ähnlichen Gründen verabscheuen, so ziemlich als das unwahrscheinlichste Ergebnis. "Wir wollen dominieren", sagt Bayern-Trainer Heiko Vogel. "Wir wollen offensiv spielen", sagt Brand. Und das Ganze dann in einer neuen, ausverkauften Arena bei Flutlicht, 15 224 Zuschauer werden in Regensburg erwartet, was einen neuen Rekord für die Regionalliga Bayern bedeutet. Die Euphorie war schon vor diesem Spiel groß bei den Oberpfälzern. Sie sind nach eigener Aussage bundesweit nach Alemannia Aachen der Regionalligist mit den meisten Besuchern. Zusätzliche Spannung baut sich dadurch auf, dass die Bayern zwei Spiele weniger absolviert haben und quasi seit dem ersten Spieltag im Verfolgermodus sind. Im Moment haben sie acht Punkte Rückstand.

Ein Millionenetat soll den Jahn ins Millionengeschäft führen

Angesichts der offensichtlichen Vorfreude der Fans auf dieses Spiel wäre es fast seltsam, wenn ihm kein vorentscheidender Charakter bezüglich der Meisterschaft angedichtet würde (der Aufstieg steht wegen der anschließenden Relegation gegen einen noch unbekannten Gegner auf einem anderen Blatt). Auf der einen Seite steht eine Mannschaft, die man auf der vereinseigenen Homepage unter dem Menüpunkt "Profis" findet, obwohl sie vergangene Saison in die Regionalliga abgestiegen ist. Die über einen Millionenetat verfügt, um so bald wie möglich wieder im Millionengeschäft Profifußball mitmischen zu können. Auf der anderen Seite steht die Zweitvertretung eines Weltvereins, der seine Nachwuchsarbeit auf solidere Beine stellen will, bald ein neues Leistungszentrum eröffnet und seine Talente sehr gerne in der dritten Liga sehen will. Da wirkt ein direktes Aufeinandertreffen schnell wie ein sportliches Nadelöhr.

Doch es gibt sie eben noch, die 0:0-Spiele und die Niederlagen, und bei beiden Teams haben sie sich zuletzt gehäuft. Regensburg tut sich schwer mit tief stehenden Gegnern. Zwei Wochen nach der ersten Niederlage, einem 1:2 beim TSV Rain, griff Trainer Brand am vergangenen Samstag bei Schalding-Heining zu einer recht radikalen Maßnahme: Nach 34 Minuten nahm er seinen Mittelstürmer Markus Ziereis vom Feld, immerhin der Führende in der Torjägerliste. "Es war nicht sein Tag", sagte Brand, er habe in diesem Spiel dann etwas anderes ausprobieren wollen. Trotzdem blieb man zum ersten Mal in dieser Saison ohne eigenes Tor.

Für Brand gibt es im direkten Aufeinandertreffen keinen Favoriten. Die Bayern beschreibt er als "eine Mannschaft mit viel individueller Klasse", der aber noch Erfahrung fehle. Auch sie hat ihre Probleme: Sie tut sich besonders schwer gegen mitspielende, gleichaltrige Gegner. Gegen den TSV 1860 II spielte der FCB II 0:0, gegen Nürnberg II verlor er - und vor der Winterpause warten drei weitere U-Duelle. Dass Nürnberg II und Wacker Burghausen in der Tabelle gar nicht mehr so weit entfernt sind, könnte der wichtigsten Grund dafür sein, dass die Partie am Freitag nicht 0:0 endet: Niemand hat Interesse an einem Unentschieden.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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