Referee Fröhlich gibt Irrtum zu:"Kein Problem für mich"

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In einem eher unspektakulären Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und Hannover 96 sorgte Schiedsrichter Fröhlich kurzzeitig für Aufregung und zeigte Michael Ballack fälschlicherweise die Rote Karte - bewies aber umgehend Größe.

Von Andreas Burkert

Man kann dem Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich nicht vorwerfen, er reflektiere seine im Nebenerwerb dargebotenen Leistungen nicht angemessen. In der Saison 1997/98 etwa hat er einmal öffentlich über sich geurteilt, "eher konfus" und "Im Verhaltensbereich nicht so gut drauf" ewesen zu sein. Damals, es gewann Leverkusen daheim 4:1 gegen Bremen, war ein Schokoriegel am Hals des Werder-Keepers Reck gelandet, worauf der recht schlecht den toten Mann spielte.

Fröhlich sicherte den Tatort damals nach allgemeiner Auffassung unzureichend, so dass der Bayer-Stürmer Kirsten die Kalorien unerkannt zurück ins Publikum werfen konnte. Der Referee zeigte Reck später noch Gelb-Rot, obwohl der Bremer noch gar keine Verwarnung erhalten hatte. Herr Fröhlich nahm sich damals eine Auszeit und verdiente sein Geld ausschließlich als Diplom-Kommunikationswirt.

Diesen Samstag hat Fröhlich, 47, erneut eingestanden, nicht alles richtig gemacht zu haben. Und zwar prompt - gleich auf dem Rasen. Den Rempler von Schweinsteiger, Rückennummer 31, gegen Hannovers Christiansen (der ein noch schlechterer Schauspieler ist als Reck) ordnete er Ballack, Nr. 13, zu - und zeigte diesem zum zweiten Mal Gelb. Das bedeutete für Ballack: duschen.

"Super, danke, sehr gut"

Fröhlichs Assistent vor der Haupttribüne und der vierte Offizielle sind allerdings im Verhaltensbereich recht gut in Form gewesen, zudem machten auch Ballack mit seinem eruptiven Energieschub wie auch der Bayern-Reservist Scholl mit einem Sprint wie zu alten Zeiten allen klar: Da muss etwas nicht stimmen.

Fröhlich ließ sich von allen aufklären, er rief Ballack zu sich, sagte "Entschuldigung", und zeigte dem Sünder Schweinsteiger ("Super, danke, sehr gut") Gelb. Alle lobten Fröhlich hinterher, auch 96-Coach Lienen, der sich nur wünschte, "so etwas nicht nur im Stadion von Bayern München zu sehen, und nicht nur dann, wenn es sich um Ballack handelt".

Lutz Michael Fröhlich allerdings verstand die Aufregung um ihn nicht ganz. Er habe "eben den Hinweise gekriegt, dass es sich um einen objektiven Irrtum handelt", und den Fehler vor großem Publikum einzugestehen, "das war für mich kein Problem". Also tat er es, einfach so. Er war gut drauf.

© Süddeutsche Zeitung vom 8.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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