Isco:Ovation für den Dandy

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Kurzer, aber guter Auftritt: Trainer Zinédine Zidan lobt Francisco Román Alarcón Suárez, genannt Isco, nachdem dieser mit gelb-roter Karte vom Platz verwiesen wird. (Foto: Javier Soriano/AFP)

Isco liefert Zeugnisse eines Talents, das aus der Zeit gefallen scheint. Er ist ein Mittelfeld-Dandy alter Schule - weil er wirkt wie ein Spieler aus längst vergangener Zeit.

Von Javier Cáceres, Madrid

In den Stunden vor dem Spiel saß Francisco Román Alarcón Suárez, genannt Isco, im Mannschaftshotel von Real Madrid und war nervös. Die ganze Stadt hatte die Gewissheit, dass er gegen den FC Bayern auflaufen würde, die Radiosender hatten es in der Nacht verkündet, die Zeitungen am Morgen in ihre Ausgaben gehoben. Doch bis zum späten Nachmittag richtete der Trainer Zinédine Zidane das Wort nicht an ihn, berichtete Iscos Umfeld. Am Vorabend hatte der Franzose zwar gesagt, dass es "ein bisschen heftig" sei, dass Isco in der bisherigen Champions League nur auf 77 Minuten Spielzeit gekommen sei. Doch er hatte explizit offen gelassen, ob er Isco an Stelle des verletzten 100-Millionen-Euro-Stürmers Gareth Bale aufbieten würde. Zwei Stunden vor dem Spiel erfuhr es Isco dann doch. Und der Mann aus Málaga lieferte im Bernabéu-Stadion von Beginn an Zeugnisse seines Talents.

Isco, 24, zählt nicht zu den Spielern, mit denen Zidane bevorzugt kommuniziert. Aus Gründen, die man in Madrid immer weniger versteht, nicht nur Vereinsboss Florentino Pérez. Er hat, so wird in Madrid geraunt, im Hintergrund darauf gedrängt, Isco aufzustellen. Allein schon als Talisman hätte er seine Berechtigung gehabt. Real Madrid hat seit über einem Jahr, seit der 0:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg im Achtelfinale der Champions League 2015/16, kein einziges Spiel verloren, wenn Isco in der Startelf stand.

Der FC Barcelona will ihn, aber Isco wird wohl in Madrid bleiben

Dabei ist es recht einfach, sich in Isco zu vergucken. Er ist ein Mittelfeld-Dandy alter Schule. Wer weiß, ob es daran liegt, dass er wie ein Spieler aus vergangener Zeit wirkt, mit seinen O-Beinen, seinem trippelnden Schritten, seinem Kurzpassspiel, seiner Geduld. Mit einem Stil, der so gar nicht passen will zum schnellen Umschaltspiel Real Madrids - und nicht ganz überraschend den Erzrivalen FC Barcelona dazu bewogen hat, ihm ein Angebot zu machen. Ein bisschen nervös wurden sie in Madrid deswegen schon. Zuletzt intensivierte Real seine Verhandlungen mit dem Mann, den sie in Spanien den "neuen Iniesta" nennen, in Anlehnung an den Spielmacher des FC Barcelona. In den kommenden Tagen wird er wohl seinen Vertrag in Madrid vorzeitig verlängern; um fünf Jahre und zu verbesserten Konditionen. Sein angebliches Jahresgehalt soll sechs Millionen Euro betragen.

Gegen den FC Bayern spielte Isco mit großer Freiheit hinter den Spitzen, als ein klassischer "Zehner", der jeden Ball forderte, die gelben Karten für Arturo Vidal (6.) und Xabi Alonso (70.) provozierte. Für Vidal wurde das zum Drama, denn er sah später noch eine weitere (allerdings unberechtigte) gelbe Karte - und flog damit vom Platz. Es dauerte, bis die Bayern sich auf Isco eingestellt hatten; und als es so weit war, hatte er die Räume geschaffen, in die Luka Modric und Toni Kroos stoßen konnten. Nach der Pause verzog er bei einem Rechtsschuss vom Strafraum knapp (49.). Nach gut 70 Minuten holte ihn Zidane vom Platz, er wollte Platz machen für Lucas Vázquez. Als Isoc ging, wurde er mit einer Ovation verabschiedet.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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