Real Madrid:Ronaldo reißt eine Faser

Lesezeit: 2 min

Der spanische Rennomierclub wird aus guten Gründen panisch, wenn der Spieler mit der Nummer 9 zu Boden sinkt. Ohne den Stürmer erwartet Real die Bayern zum Rückspiel.

Von Peter Burghardt

Pessimisten erinnern sich an seine Knieverletzungen, die ihn bei Inter Mailand fast zum Sportinvaliden gemacht hatten, ehe er Weltmeister wurde und nach Spanien wechselte.

Auch denkt man an seinen Faserriss vom Mai 2003, als die Mannschaft ohne ihn bei Juventus Turin aus der Champions League ausschied. Seither hielten die massigen Beine des wohl besten aller Fußballstürmer und schossen allein in dieser Saison 22 Tore in der Liga - bis Ronaldo am Samstagabend im Stadion Sardinero von Santander wieder im Gras lag und sich den linken Oberschenkel hielt, das Gesicht in der Armbeuge vergraben.

Sorgen bestätigt

Bald bestätigten sich die Sorgen. Nach dem Kopfballduell mit zwei Verteidigern hatte sich der Südamerikaner in der 74. Spielminute so weh getan, dass er am Mittwoch beim Rückspiel gegen den FC Bayern fehlen wird. Er habe "einen sehr starken Schmerz" gespürt, berichtete der Patient deprimiert und fürchtete, die Rekonvaleszenz werde "sehr lange dauern".

Anderntags folgte die Diagnose. In der Privatklinik Ruber von Madrid entdeckte Vereinsarzt Alfonso del Corral den befürchteten Muskelriss samt eines 20 Zentimeter langen Ödems, voraussichtliche Heilungszeit zwei Wochen. Damit ist der Torjäger wohl frühestens zum spanischen Pokalfinale am 17. März gegen Saragossa wieder einsatzbereit. Angesichts der Meldung war schnell vergessen, dass der Tabellenführer beim mäßigen Gastgeber Racing Santander nur 1:1 gespielt hatte und Verfolger FC Valencia (3:0 gegen Deportivo La Coruña) zwei Punkte aufholen konnte.

Nach dem gesperrten Roberto Carlos, dessen Aussichten auf Gnade bei der Uefa-Revisionsverhandlung am Montag gering sind, fällt nun auch der zweite Brasilianer aus, was seinen Arbeitgeber vor ernsthafte Probleme stellt. In solchen Momenten zeigt sich das Risiko dieses Versuchs, mit Weltstars und Nachwuchskräften den Globus zu erobern. "Zidanes und Pavons", nennt der Präsident Florentino Perez sein Modell, allerdings sind manche Zidanes kaum zu ersetzen.

Gesperrter Verteidiger

In Santander tat sich der Spitzenreiter sogar schwer, die Lücken des gesperrten Verteidigers Michel Salgado und des verletzten Angreifers Raúl Gonzalez zu füllen. Zwar gab Zidane persönlich den Raúl, und Santiago Solari gelang das 1:0. Doch beim Ausgleich schwamm die Abwehr mit Salgados jungem Vertreter Alvaro Mejia, der später vom Platz gestellt wurde, und selbst Torwart Iker Casillas griff daneben.

Obendrein stritten sich Luis Figo, seit Wochen Madrids Bester, und David Beckham, der im defensiven Mittelfeld abgetaucht ist. Geschwächt war das Kollektiv zudem von einer Grippewelle, die außer Beckham besonders Ronaldo ermattete.

Vermutlich hätte er sich besser für das Duell mit Oliver Kahn geschont, doch das lassen Ehrgeiz und Verträge nicht zu. Trainer Carlos Queiroz ist trotzdem überzeugt, "dass wir gewinnen können", was in den drei ronaldolosen Partien dieser Saison gelang.

Guti bewährt sich

Eifrig sucht er die Alternative. Jungstürmer Javier Portillo kam zuletzt kaum mehr dran und leidet unter einer Magenverstimmung, der viel verwendbare Guti hat sich neben Beckham bewährt.

Kenner vertrauen auf die Rückkehr des Kapitäns, der nach Niederlagen das Abendessen verweigert und auf den in schwierigen Momenten Verlass ist. "Ruhig bleiben", rät deshalb Sportdirektor Jorge Valdano, "wir wissen, wer Raúl ist. Gegen Bayern wird er unser Anführer sein."

© SZ v. 8.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: