Ralf Schumacher:Drang zur Größe

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Der Formel 1-Fahrer trennt sich von Willi Weber und managt sich künftig selbst. Von René Hofmann

Es gibt Menschen, die sind der Meinung: "So lange ein Auspuff ein Loch hat, wird der nie Weltmeister." Der Rennfahrer Eddie Irvine hat das über Ralf Schumacher gesagt, und bisher hat Willi Weber stets widersprochen, wenn solche Sätze fielen. Nein, Ralf habe das gleiche Talent wie sein Bruder. Er sei ebenfalls schnell, geschickt, klug. Im richtigen Auto werde er irgendwann ganz groß herauskommen. So war das. Bis Montag. Seit 1993 war Willi Weber für Ralf Schumacher das, was er seit 1991 für Michael Schumacher ist: sein Manager. Seit Montagabend ist das nicht mehr so. Der Kleine macht sich nun selbstständig. Die Bild-Zeitung erfuhr als Erstes davon, was kein Wunder ist, weil Ralf Schumacher und vor allem seine Frau Cora ein besonders inniges Verhältnis zu dem Blatt mit den größten Überschriften und den knappsten Inhalten pflegt.

Ralf Schumacher will die künftigen Verträge selbst aushandeln (Foto: Foto: rtr)

Groß und knapp - das passt zu den beiden. Ihn treibt ein Drang zur Größe, sie ein Hang zum Minimalismus. Sein ganzes Leben lang hat Ralf Schumacher im Schatten seines Bruders gestanden. Derselbe Beruf, dieselben Erwartungen, derselbe Manager. Auf Dauer konnte das schwer gut gehen. Michael Schumacher lebt in der Schweiz. Ralf zog nach Österreich. Bei Fragen nach dem Bruder verzog er das Gesicht. Und ließ durchblicken: Gegen seinen Arbeitgeber Toyota sei Ferrari ein Zwerg. Die Tendenz ist schon länger zu beobachten gewesen: Da will einer unbedingt selbst Größe zeigen.

Neben Cora wirkt Ralf eher blass

So richtig Fahrt hat die Entwicklung in der vergangenen Saison bekommen. Michael fuhr hinterher - und war trotzdem das Thema. Über Ralf sprach kaum jemand. Aber über seine Frau sprachen viele. "Hard-Cora", nannte sie Stefan Raab, "Deutschlands schönste Rennfahrerin" Bild, "schnell und schön" Maxim. Dem Männermagazin zeigte sie sich in lilafarbenen Hotpants, die hinten eine Aufschrift trugen: RICH - REICH. In Großbuchstaben natürlich. "Ich kann einfach an nichts, was rosa ist, vorbeigehen", verriet sie der Welt, dem österreichischen Magazin Seitenblicke steckte sie, was ihr Stil kostet: Rosarote Brille von Gucci - 175,90 Euro. Rosa Lederschnürstilettos von Blumarine - 280Euro, reduziert. Breitling Damenuhr mit rosa Ziffernblatt - 2900 Euro. Cora repräsentiert das Paris-Hilton-Handy, moderiert Top of the Pops, modelt für C&A. Seit September hat sie einen eigenen Manager. Alain Midzic. Der hat Verona Feldbusch aufgebaut. Zuletzt hat er ihre Hochzeit verkauft. An die Bunte.

Neben so viel Glamour wirkte Ralf Schumacher blass. "Cora kann ruhig berühmter werden als ich", gab der 30-Jährige an: "Ich bin stolz darauf, eine so selbstbewusste und engagierte Frau zu haben." Eine Haltung, die ihn ehrt. Nun geht es in der Formel 1 aber mehr als in jedem anderen Sport auch um die öffentliche Wahrnehmung, um das Image. Der beste Fahrer wird es zu nichts bringen, wenn er sich schlecht verkauft. Weber hatte Ralf Schumacher bei Toyota glänzend verkauft. Er hatte einen Dreijahres-Vertrag ausgehandelt, der seinem Klienten wesentlich mehr einbrachte, als sein Teamkollege Jarno Trulli verdient. Der Italiener gilt im Fahrerlager nicht als der Schnellsten einer. Trotzdem ließ er Ralf Schumacher in der Qualifikation regelmäßig hinter sich. Schließlich höhnte er: "Man sagt, ich sei eine rollende Schikane. Dann schauen Sie sich mal den Speed meines Teamkollegen an!" Weber fiel darauf recht wenig ein. Also sprach Ralf Schumacher zunehmend selbst.

Immer im Schatten des Bruders - das ärgert Ralf

Beim Rennen in Indianapolis, das er verletzt versäumte, rief er während der Übertragung bei RTL an, um den Kommentatoren zu sagen, was er von ihren Kommentaren hielt: nicht viel. In Monte Carlo schimpfte er über seinen Bruder. Nachdem der sechseinhalb Jahre Ältere auf der Ziellinie ein Überholmanöver gestartet hatte, gurgelte Ralf: "Für mich hat er sie nicht alle." Das strapazierte die Familienbande doch arg. Schließlich schwadronierte "die rosarote Cora" in der WamS auch noch über ihre Schwägerin: "Corinnas Wesen und meines sind total anders. Ich bin eine ehrliche, eine weltoffene Frau. Nicht der Typ, der anderen Leuten eine Geschichte vorspielt oder die heilige Mutter Theresa rauskehrt." Spätestens da war klar: Lange würde Weber den Mittler nicht mehr spielen können. Er würde sich auf eine Seite schlagen müssen. Ralf oder Michael?

Die Entscheidung dürfte ihm leicht gefallen sein. Der gemeinsame Vertrag wäre noch bis Ende 2006 gelaufen. Natürlich ist Geld geflossen, und natürlich ist die unisono verbreitete Erklärung, man werde "Freunde bleiben", höchstens die halbe Wahrheit. Ralf Schumacher hat sich in Wals bei Salzburg ein eigenes Büro eingerichtet. "Er weiß selbst, worum es geht", sagt sein Medienberater Guido Piedade: "Ralf ist ein gutes Produkt, das man gut vermarkten kann, auch ohne Herrn Weber." Der 63-Jährige sagt auf die Frage, ob er nun neue Klienten in der Formel 1 sucht? Nein. "Ich habe doch das Beste, was es gibt."

© SZ vom 16.11.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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