Radsport:Olympiasieger Tyler Hamilton unter Dopingverdacht

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Ein weiterer Skandal erschüttert die Radsport-Szene: Tyler Hamilton wurde positiv getestet - vermutlich schon nach seinem Sieg beim olympischen Zeitfahren in Athen.

Dem Zeitfahr-Olympiasieger Tyler Hamilton aus den USA ist vermutlich schon in Athen zum ersten Mal eine verbotene Blut-Transfusion nachgewiesen worden.

Tyler Hamilton auf dem Weg zum Etappensieg bei der Vuelta. (Foto: Foto: dpa)

Bei der laufenden Spanien-Rundfahrt war der Radprofi, der die Vuelta nach Mitteilung seiner Schweizer Phonak-Mannschaft auf Grund von "Magenproblemen und einer verletzten Hand" aufgegeben hatte, bei einer Blut-Kontrolle zum zweiten Mal positiv getestet worden.

Einen ersten positiven Test habe es bereits nach seinem Olympiasieg am 19. August in Athen gegeben, bestätigte seine Teamleitung. "Dabei wurden vermehrt rote Blutkörperchen als Folge einer Transfusion festgestellt", teilte am Dienstag Phonak-Sprecher Georges Luedinger mit.

Das Ergebnis der B-Probe sollte noch am Dienstag vorliegen. "Wie bei allen schwebenden Dopingverfahren teilen wir keine Details mit", sagte IOC-Sprecherin Giselle Davies.

Hamilton wies die Vorwürfe zurück. Am Dienstagnachmittag wollte der Amerikaner, der das erste Vuelta-Zeitfahren am 11. September in Almussafes gewonnen hatte, mit seiner Teamleitung in Zürich Stellung nehmen.

Sein Teamchef Alvaro Pino sagte Radio Marca in Spanien: "Er hat mir gesagt, ich soll ruhig bleiben. Es würde alles zu seinen Gunsten geklärt werden, weil absolut nichts dran sei."

Der 33-Jährige, der in der vergangenen Saison von CSC aus Dänemark zu Phonak in die Schweiz gewechselt war, vermutet hinter der positiven Analyse eine Manipulation. Das wurde am Dienstag aus Kreisen seines Teams bekannt.

Hamilton droht eine mehrmonatige Sperre

Marca aus Madrid schrieb, der Weltverband UCI habe Phonaks Teamarzt Inaqui Arratibel (Spanien) über den positiven Befund informiert. Hamilton, der vor seinem Wechsel nach Dänemark als Helfer im US-Postal-Team an den ersten drei Tour-de-France-Siegen Lance Armstrongs beteiligt war, hatte die Vuelta am vergangenen Freitag nach der 13. Etappe verlassen.

Auch die diesjährige Tour, die er 2003 als Vierter mit einem angebrochenen Schlüsselbein beendet hatte, musste Hamilton wegen der Folgen eines Sturzes aufgeben. Bei der am 27. September in Bardolino/Italien beginnenden Straßen-Weltmeisterschaft wollte der Goldmedaillen-Gewinner von Athen nicht mehr starten.

Bei Überführung droht Hamilton eine mehrmonatige Sperre und die mögliche Entlassung aus seinem Team, für das für die kommende Saison auch der bisherige T-Mobile-Profi Santiago Botero aus Kolumbien angeheuert hat. Für ihn kommt Oscar Sevilla (Spanien) von Phonak zu T-Mobile.

"Wenn sich das bewahrheitet, ist es mit Tylers Karriere wohl zu Ende", sagte am Dienstag der Schweizer Ex-Profi und Klöden-Manager Tony Rominger. In Athen war die Rekordzahl von 24 Athleten des Dopings überführt worden.

Erfolg im Kampf gegen EPO

Durch Transfusionen mit EPO angereichertem Blut konnten bisher die direkten Kontrollen nach dem als Blut-Doping-Präparat geeigneten Hormon umgangen werden.

Sollte es in der B-Probe zum gleichen Resultat kommen, wäre dies ein Durchbruch im Kampf gegen das Blutdopingmittel EPO. Bislang konnten Fahrer mit einem überhöhten Hämatokritwert, der ein Hinweis auf EPO-Missbrauch ist, aus Gesundheitsgründen lediglich mit einer Schutzsperre belegt werden.

Die Gefahr von EPO ist eine Verdickung des Blutes durch zu viele rote Blutkörperchen. Dies kann thrombotische Zustände auslösen, die zum Herzinfarkt führen können.

Entwickelt wurde das Nachweisverfahren von einem Institut in Sydney. Durchgeführt wird es derzeit allerdings nur in den vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) akkreditierten Dopinglaboren in Athen und Lausanne.

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