Radsport:Erster beim Abschied

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Erik Zabel triumphiert auf der Strecke Paris-Tours bei seinem letzten Rennen für das T-Mobile-Team. Nach 13 Jahren verlässt der 35-Jährige den Rennstall.

Von solch einem Abschied wird Erik Zabel geträumt haben, nachdem er sich am Samstagabend zum letzten Mal in einem Hotelzimmer schlafen gelegt hatte, das ihm die Telekom-Radprofimannschaft bezahlte.

Erik Zabel war wie zu besten Zeiten Herr der Lage: Er machte im Sprint alles richtig und sicherte sich mit einem kraftvollen Tigersprung den wertvollen Sieg der 99. Auflage der Fernfahrt Paris-Tours. (Foto: Foto: AP)

Zuvor hatten sie im kleinen Kreis ein wenig Champagner getrunken auf "Ete", wie sie den Berliner Sprinter im Kollegenkreis nennen. 13 Jahre ist er im Magenta-Trikot unterwegs gewesen, das er nun nicht mehr anzieht. Und der Abschied hätte nicht erfreulicher ausfallen können, denn bei seinem letzten Auftritt für T-Mobile gewann Erik Zabel am Sonntag die 99. Auflage der Fernfahrt Paris-Tours.

Nach 253,5 Kilometern entschied der 35-Jährige den Schlussspurt des vorletzten Pro-Tour-Rennens vor dem Italiener Davide Bennati für sich. "Ich bin extrem happy. Das ist hier immer ein spezieller, sehr langer Sprint, Bennati war sehr stark", sagte Zabel im Ziel nach seinem dritten Triumph bei diesem Rennen.

Namhafte Konkurrenz

Zwar waren die beiden herausragenden Finisseure des Jahres - sein künftiger Teamkollege Alessandro Petacchi sowie Weltmeister Tom Boonen - nicht am Start. Doch die verbliebenen Spezialisten wie Allan Davis oder dessen australischer Landsmann Robbie McEwen, am Ende Dritter und Vierter hinter dem Topduo, bildeten immer noch eine namhafte Konkurrenz.

Das für Sprinter prädestinierte Rennen war lange von den drei Ausreißern Joost Posthuma (Niederlande), José Ivan Guttierez (Spanien) und Stephane Berges (Frankreich) geprägt gewesen; sie hatten sich nach 90 Kilometern abgesetzt. Aber vor allem auf Initiative von T-Mobile, wo Zabels Freund und langjähriger Zimmerkollege Rolf Aldag, 36, sein letztes Profirennen bestritt, und Lotto (für McEwen) wurden die Flüchtlinge rechtzeitig gestellt.

Danach hatten sich Steijn Devolder und Philippe Gilbert (beide Belgien) 25 Kilometer vor dem Ziel abgesetzt - sie wurden in einem wahren Krimi erst 150 Meter vor dem Zielstrich gestellt.

Zabel wie zu besten Zeiten

Am Ende der drei Kilometer langen Zielgeraden auf der Avenue Grammont war Erik Zabel, der nach seiner Nicht-Nominierung für die Tour de France enttäuscht seinen Abschied erklärt hatte, wie zu besten Zeiten Herr der Lage: Er machte im Sprint alles richtig und sicherte sich mit einem kraftvollen Tigersprung den wertvollen Sieg.

Zu seinen Gratulanten gehörte später auch der nunmehr ebenfalls verabschiedete Teammanager Walter Godefroot, der Zabels 193 Erfolge für Magenta über Jahrzehnte begleitet hat. "Es war ein emotionaler Moment, gerade auch weil Walter nochmal da war", sagte Zabel. "Aber eigentlich bin ich noch so im Renn-Trott, dass ich noch gar nicht richtig merke, dass ich zum letzten Mal in Magenta gefahren bin."

Künftig wird er für die deutsch-italienische Milram-Domina-Vacanze-Mannschaft um Petacchi fahren. Sie hat ihm für die nächsten drei Jahre den Tourstart garantiert.

© SZ vom 10.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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