Profis ohne Arbeitgeber:Spaßmacher bei Vertragslosen

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Trainer Peter Neururer kümmert sich um Fußballer, die noch einen Verein suchen und sich zusammen fit halten.

Von Ulrich Hartmann, Duisburg

Fußballklubs auf der Suche nach einem erfahrenen Trainer brauchen Peter Neururer in den nächsten Tagen nicht zu kontaktieren. "Ich bin bis Donnerstag nicht transferierbar", sagt der 62-Jährige, "anschließend stehe ich aber gerne wieder zur Verfügung." Es ist bald drei Jahre her, dass der Gelsenkirchener beim VfL Bochum letztmals Profis trainiert hat. Dass er sich nach der Rückkehr auf eine prominente Trainerbank sehnt, hat aber nichts damit zu tun, dass er in diesen Tagen in der Sportschule Wedau vertragslose Profis betreut. Jedes Jahr im Sommer kümmert sich die Spielergewerkschaft VDV um jene Mitglieder, die durch den Rost zu fallen drohen. Im 15. Jahr dieses Proficamps kümmert sich nun erstmals Neururer um die Fußballer - das aber auch nur für ein Mini-Turnier bis Mittwoch. "Für mich selbst", sagt er, "sehe ich dieses Camp nicht als Perspektive - die sollte doch eher durch meine Vergangenheit gegeben sein."

Als Neururer die Liste jener Spieler durchforstete, die am Camp teilnehmen, musste er seine Erinnerungen ausgiebig bemühen, um etwa Philip Semlits als Sohn von jenem Oswald Semlits zu identifizieren, der früher für Dortmund und Duisburg gespielt hat. Auch Yannick Rolff, Sohn des früheren Profis Wolfgang Rolff, hätte mitspielen sollen, hat aber kurzfristig ebenso eine konkrete Option bei einem Verein wie Fabian Stenzel, der nach 269 Drittligaspielen vor einem Karriere-Bruch stand. "Fußballprofis haben immer Druck", sagt der VDV-Vizepräsident Carsten Ramelow, "ich weiß selbst, wie schwierig so eine Situation sein kann - deshalb zeigen wir Spielern neue Wege auf."

Peter Neururer hilft den eher unbekannten 20 Spielern mit seinem "Know-how" und "Kontakten", er verrät, er habe konkrete Aufträge von einem deutschen Zweitligaklub sowie vom österreichischen Erstligisten Sturm Graz, die Namen talentierter Spieler gleich durchzugeben. Wen Neururer da womöglich empfiehlt, wird sich beim Duisburger Mini-Turnier erweisen, an dem seine Mannschaft teilnimmt. Weil eine slowakische Auswahl kurzfristig nicht anreisen kann, ergänzen Viertligist KFC Uerdingen und der Duisburger Fünftligist VfB Homberg das eigentlich als Mini-EM vertragsloser Fußballer angedachte Turnier. Unabhängig vom Ausgang des ersten Spiels an diesem Dienstag gegen Uerdingen spielen die deutschen Fußballer am Mittwoch gegen den Sieger einer Partie aus belgischen und österreichischen vertragslosen Spielern um einen Pokal.

Mit diesem will die Spielergewerkschaft ihren Sorgenkindern den unberechenbaren Sommer versüßen. Der 19 Jahre alte englische Stürmer Ramirez Howarth etwa, bei den Blackburn Rovers groß geworden, sucht derzeit im deutschen Profifußball Anschluss und spielt auch deshalb unter Neururer vor, weil er im Probetraining bei den Viertligisten RW Essen und SG Wattenscheid nicht hatte überzeugen können.

"Spaß ist in unserem Camp ja schon durch meine Person gegeben", sagt Neururer, er denkt aber schon auch an seine eigene Zukunft. "Im Gegensatz zu den Spielern kann ich mir aber den Luxus erlauben, nicht jedes Angebot annehmen zu müssen", sagt er. Einige Klubs auf der Suche nach einem erfahrenen Coach brauchen Neururer also auch ab Donnerstag nicht zu kontaktieren.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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