Preisverleihung:In Lederhose und Abendkleid

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Beim Bayerischen Sportpreis ist die Stimmung gut. So gut, dass Ministerpräsident Horst Seehofer sich von einem Eishockey-Verein ein sportliches Versprechen abringen lässt.

Von Johannes Kirchmeier

Als der Samstagabend schon etwas älter war, unterhielt sich der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer inmitten seiner vier Bodyguards mit zwei gleichaltrigen Gästen. Seehofer, der erfahrene Gala-Gänger, konzentrierte sich zudem auf die Umwelt beim Bayerischen Sportpreis, er hatte gerade ausgetrunken: Mit der Übersicht eines Spielmachers erspähte er daher den Laufweg eines Mannes, der ein paar Gläser trug und ihn gerade passierte. Er rief ihm zu: "Herr Ober, warten's doch kurz!" Sein Gegenüber guckte verdutzt, zuckte mit den Schultern und sagte: "Kellner bin ich keiner. Aber ich kann Ihr Glas mitnehmen." Seehofers Bodyguards lachten, ihr Chef blickte kurz peinlich berührt - wie ein Schuljunge, der gerade beim Abschreiben erwischt wurde. Er verwickelte den Gast in ein Gespräch und versuchte den Schnitzer diplomatisch zu lösen.

Zuvor hatte er sich redlich Mühe gegeben, ein feiner Gastgeber zu sein. Am Samstag vergab das Staatsministerium den Bayerischen Sportpreis zum 15. Mal. Seehofer selbst verteilte zwei Sonderpreise, er war am gefragtesten bei der Gala in der BMW Welt, wo insgesamt zehn Preisträger in acht Kategorien prämiert wurden, darunter übrigens keine Fußballer, aber die BMW AG als Förderer des Sports. Eine bemerkenswerte Wahl angesichts des Verleihungsortes, wobei Seehofer eilig betonte, dass "Sportlichkeit immer schon als Kern der Marke" gelte. Der Autobauer unterstütze Einzelsportler, helfe bei der Materialoptimierung im Rodel- und Bobsport und sponsere Turniere.

Manche Sportler trugen am Samstag Dirndl oder Lederhose, andere wiederum Abendkleid oder Anzug. In Trachtenjanker erschienen die Spieler des Eishockeyvereins EHC München, der in diesem Jahr die deutsche Meisterschaft und nun den Sonderpreis des Ministerpräsidenten gewann. Seehofer lobte den Teamgeist der Mannschaft, auch wenn der gebürtige Ingolstädter sich schon etwas geärgert über die Preisträger haben dürfte. Dem Donaukurier sagte er ja einmal: "Ich will, dass jeder bayerische Verein Erfolg hat, aber am meisten will ich, dass Ingolstadt Erfolg hat." Und der ERC Ingolstadt ist in der Deutschen Eishockey Liga direkter Konkurrent des EHC, der Seehofer zu einem Training aufs Eis einlud. "Versuch' ma's mal", versprach der, jedoch merklich leiser als gewohnt. Dafür stehe zwar noch kein Termin fest, sagte Kapitän Michael Wolf nach der Auszeichnung. Der Preis sei jedoch ein "Riesending" für den EHC.

Nicht nur den Münchnern merkte man an, dass Bayerns Sportler derzeit Grund zum Feiern haben. Auch die Handballmannschaft des HC Erlangen wurde ausgezeichnet, die in der zweiten Liga brillierte und aufstieg, und die 21-jährige Münchnerin Alexandra Wenk, die deutsche Rekordzeiten schwimmt. Die bemerkenswertesten Leistungen wurden jedoch mit dem Preis in der Kategorie "Jetzt erst recht" honoriert. Angelika Allmann und Joshua Bluhm erhielten den Sportpreis für zwei jeweils einzigartige Comebacks: Bergsteigerin Allmann kämpfte sich nach einem 800-Meter-Sturz im April 2014 zurück ins Leben ("Mein Körper war Matsch"). Ihr Physiotherapeut Jan Frieling hielt die Laudatio. Er betonte, dass Allmann nie einen Zustand akzeptiere, was sie sich zum Ziel setze, schaffe sie auch. Nun erklimmt sie auf Skiern sogar schon wieder Berge. Bluhm wurde etwa 200 Tage nach einem schweren Motorradunfall Vize-Weltmeister im Zweierbob.

"Es macht mich stolz, dass ich auf diese Weise belohnt werde": Erich Kühnhackl (re.) mit Ministerpräsident Horst Seehofer. (Foto: Felix Hörhager/dpa)

Beim Schlussbild beanspruchte dann kein Profisportler, sondern ein breit grinsender Ex-Handballer des ESV Ingolstadt den besten Platz. Horst Seehofer stand in der Mitte der Preisträger und unterhielt sich mit dem früheren Eishockeyspieler Erich Kühnhackl, der den Preis für sein Lebenswerk erhielt. Der 65-Jährige sagte nach der Verleihung glücklich: "Es macht mich stolz, dass ich auf diese Weise belohnt werde."

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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