Porträt:In den Vordergrund

Lesezeit: 1 min

Jürgen Klinsmann, ehemals Kapitän der Nationalmannschaft und Fußball-Weltmeister, ist ein weltgewandter, mehrsprachiger Familienmensch.

Jürgen Klinsmann, 39, hat 108 Länderspiele für Deutschland absolviert, er wurde Weltmeister 1990 und Europameister 1996. Im Sommer 1998 beendete er seine Karriere nach dem vorzeitigen Ausscheiden der Nationalelf bei der Weltmeisterschaft in Frankreich.

Es war ein ruhiges, ein unspektakuläres Ende einer gelungenen Laufbahn als Fußballprofi. Klinsmann hatte sich über die Jahre zu einer Vorzeigefigur des deutschen Fußballs entwickelt.

Durch seine Auslandsstationen entwickelte er sich zu einem weltgewandten und mehrsprachigen Mann, der bei offiziellen Terminen meist im Namen der Nationalmannschaft sprach, deren Kapitän er 1995 wurde.

"Fußball ist nicht alles in meinem Leben"

Klinsmann ist der zweite von vier Söhnen eines Bäckers aus Stuttgart-Botnang und hat nach der mittleren Reife im elterlichen Betrieb gleichfalls eine Bäckerlehre absolviert. Seit 1995 ist er verheiratet, seine Frau Debbie Chin ist Amerikanerin chinesischer Herkunft.

Seit April 1997 hat das Paar einen Sohn (Jonathan). Entgegen dem ursprünglichen Plan, nach Karriereende den Lebensmittelpunkt nach Italien zu verlegen, siedelte die Familie im August 1998 nach Kalifornien über, wo sie in einer Villa in der Nähe von Los Angeles lebt.

Klinsmann arbeitet weltweit als Repräsentant eines Kreditkartenunternehmens und als sportlicher Berater des Fußballklubs Los Angeles Galaxy. Nebenher kümmert er sich um sein Kinderhilfswerk Agapedia mit 50 Angestellten.

Er hat immer betont, dass der Fußball nicht alles in seinem Leben sei. Nun allerdings könnte der Fußball unverhofft wieder sehr viel Raum in seinem Leben einnehmen.

Als Spieler klagte er stets darüber, dass er auch als Privatmann öffentlich vereinnahmt werde, im Kalifornien dagegen konnte er ein Leben ohne Presserummel führen.

"Die Öffentlichkeit hat kein Recht an meinem Privatleben", zitiert ihn das Munzinger-Archiv. Bis zuletzt hat er gesagt, dass er es sich eher nicht vorstellen könne, nach Deutschland zurückzukehren um Nationaltrainer zu werden. Immerhin: Er hat einen Trainerschein.

Jürgen Klinsmann beschrieb sich einmal im Stern mit den Worten: "Ich bin nicht das überragende Talent, aber ich habe eine überdurchschnittliche Einstellung und habe immer sehr hart und konsequent an mir gearbeitet."

Diese Einstellung könnte er nun der Nationalmannschaft vermitteln. Er wird erwarten, dass sie ihm darin folgt.

© SZ vom 22.7.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: