Pokal-Wochenende:Schimpfender Kahn, nasser Klopp, ehrgeiziger Meyer

Lesezeit: 3 min

Kahn ist gesperrt, Nürnberg bleibt bescheiden, und eine bayrische Kleinstadt freut sich auf das Spiel des Jahrhunderts: Dieses Wochenende steht die erste Runde im DFB-Pokal an. Wir stellen die spannandsten Partien vor.

FC St. Pauli - Bayern München (SA, 20:15 Uhr)

Erst vor fünf Monaten trafen der Kultclub und der Rekordmeister das letzte mal aufeinander, im Pokalhalbfinale fertigten die Bayern die Hamburger damals deutlich mit 3:0 ab. Jetzt will sich St.Pauli revanchieren. Es wird ein heißer Kampf werden, so viel ist sicher.

Dabei muss der FC Bayern ohne Kapitän Oliver Kahn auskommen. Der Torhüter des Titelverteidigers wurde vom Sportgericht des DFB wegen Beleidigung der Anhänger von Eintracht Frankfurt im Finale Ende April nachträglich für ein Spiel gesperrt und zu einer Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro verurteilt. Kahn hat das bereits im Juli gesprochene Urteil ebenso akzeptiert wie sein Club.

In dem Spiel gegen Frankfurt hatte Kahn nach der Führung durch Claudio Pizarro drei Minuten vor Schluss den Sieg der Münchner festgehalten, als er einen Schuss von Ioannis Amanatidis parierte. Nach Schmährufen der Eintracht-Fans soll der Bayern-Kapitän diese mit einem deftigen Schimpfwort belegt haben. "Das ist Unsinn, dass ich die Fans beleidigt habe", sagte Kahn dem kicker.

Für den Bayern-Kapitän soll nun Michael Rensing ins Tor des Pokal-Verteidigers rücken. Zudem wird beim Auftritt am Millerntor der Einstand von Neuzugang Mark van Bommel erwartet.

TSG Thannhausen - Borussia Dortmund (SA, 15:30 Uhr)

"Wir schlagen Dortmund im Elfmeterschießen", gibt sich Torwart Sebastian Steidle selbstbewusst, der den Einzug in die Hauptrunde mit gehaltenen Elfmetern gegen Bayernligist SpVgg Weiden und gegen Regionalligist FC Ingolstadt erst möglich machte. 250 bis 300 Zuschauer kommen im Liga-Alltag, für den Hit gegen den sechsmaligen deutschen Meister werden 11.000 erwartet.

Sogar ein Song wurde extra für den Pokal-Schlager von der Thannhauser Band "The Hornets from Mars" aufgenommen. Die außerirdischen Hornissen wollen den Schwarz-Gelben, deren Fans sich bekanntermaßen am Liedgut der Zeichentrickserie Biene Maja bedienen, kräftig einheizen.

Für die Borussia ist der Ausflug nach Südbayern derweil eher eine lästige Pflichtaufgabe, die souverän erfüllt werden soll. Der BVB kam in den vergangenen zehn Jahren nie über das Achtelfinale hinaus, peinliche Erstrunden-Niederlagen inbegriffen. Ausfallen werden die Verletzten Martin Amedick, Matthew Amoah, Sebastian Kehl, Christoph Metzelder und Bernd Meier.

BV Cloppenburg - 1. FC Nürnberg (Sa, 15:30 Uhr)

In der Bundesliga ist dem Club der beste Start seit der letzten Meistersaison 1967/68 geglückt, doch vor dem Auftritt beim niedersächsischen Ballspielverein warnt Trainer Hans Meyer vor Überheblichkeit.

"Das wird kein Spaziergang, sondern ein scharfer Kampf", gab der Club-Coach seinen Profis mit auf den Weg in den hohen Norden. Verzichten muss Nürnberg nicht nur auf seinen weiter verletzten Torjäger Robert Vittek, auch Markus Schroth wird wegen einer Mandelentzündung fehlen.

Rot-Weiss Essen - FC Energie Cottbus (Sa, 15:30 Uhr)

Auch dieses Spiel ist die Neuauflage eines Pokalkrimis vom Vorjahr: Der Fußball-Bundesligist FC Energie Cottbus muss in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Zweitliga-Aufsteiger Rot-Weiß Essen antreten. Im August 2005 hatte sein Team im Essener Georg-Melches-Stadion erst nach Verlängerung (2:2) und Elfmeterschießen (7:6) die Nase vorn.

Die Spuren dieses Duells sind noch sichtbar. Cottbus muss auf seinen Mittelfeldakteur Timo Rost verzichten, der damals die Rote Karte sah und im DFB-Pokal eine Sperre von drei Spielen absitzen muss. "Wir müssen weiterkommen, das ist klar", forderte Energie-Trainer Petrik Sander am Donnerstag.

Nicht dabei ist Torhüter Tomislav Piplica. Für ihn schickt Cottbus-Trainer Petrik Sander zum ersten Mal den von Hertha BSC gekommenen Gerhard Tremmel zwischen die Pfosten. Nicht einmal einen Platz auf der Auswechselbank bekommt dagegen Stiven Rivic. Der kroatische Nationalspieler hatte seine Rückkehr vom Länderspiel in Russland (0:0) erst für Freitag angekündigt und zog sich damit den Unmut seines Trainers zu. Francis Kioyo kommt bei seinem ehemaligen Verein zu seinem ersten Saisoneinsatz.

Chemnitzer FC - Alemannia Aachen (So, 17 Uhr)

Der erste Auftritt ohne Dieter Hecking: Nachdem der Alemania-Trainer nach Hannover gewechselt ist, werden die Aachener bei ihrem Spiel in Chemnitz vom Co-Trainer Michael Schjönberg betreut.

Chemnitz-Trainer Joachim Müller ist derweil nicht besonders optimistisch: "Es wäre schon schön, wenn wir weiterkommen - eine Chance haben wir aber eigentlich nicht", sagte er. Beim Spiel der Alemannen gegen Schalke beobachtete er den Gegner. "Die haben ein sehr spielstarkes Team", analysierte er.

Dem 54-Jährigen selbst steht dagegen nur eine "erweiterte Jugendmannschaft" zur Verfügung. Das Durchschnittsalter des nach dem Regionalliga-Abstieg im Sommer komplett umgebauten Kaders liegt bei 20,5 Jahren. "Die haben Charakter, wollen alle etwas erreichen und stecken sich mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit hohe Ziele", lobt der Trainer jungen Kader. Vielleicht wird es ja doch etwas mit der Überraschung.

1. FC Saarbrücken - FSV Mainz 05 (So, 17 Uhr)

Gegen den Traditionsclub aus Saarbrücken muss die Mannschaft von Jürgen Klopp in der ersten Pokalrunde ran. Saarbrücken steht momentan auf Platz sieben der Regionalliga Süd.

Die Mainzer bangen derweil um den Einsatz von Nationalspieler Manuel Friedrich. Der Verteidiger kehrte vom Länderspieleinsatz aus San Marino mit Schmerzen im linken Knie zurück. Noch am Donnerstag unterzog sich Friedrich einer Kernspintomographie. "Wir wissen einfach nicht, was es ist und müssen abwarten", so Klopp.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: