Pokal: Dortmund erster Finalist:Kassieren statt Blamieren

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Borussia Dortmund zeigt es seinen Kritikern: Trotz einer verkorksten Bundesliga-Saison steht die Mannschaft nun im Finale des DFB-Pokals. Die Aufgabe erleichterte der unbeherrschte Regisseur von Gegner Carl-Zeiss Jena.

Borussia Dortmund hat erstmals seit 19 Jahren das Finale des DFB-Pokals erreicht und steht trotz einer verkorksten Bundesliga-Saison vor der Rückkehr auf Europas Fußball-Bühne. Gegen Favoritenschreck FC Carl Zeiss Jena gewannen die Dortmunder am Dienstagabend mit 3:0 (1:0) und dürfen sich auf das Endspiel am 19. April in Berlin gegen Bayern München oder den VfL Wolfsburg freuen. "So ein Endspiel ist neben der Meisterschaft mit das Größte. Ich freue mich unheimlich", sagte BVB-Kapitän Christian Wörns.

Vor der Pokal-Rekordkulisse von 80 708 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Signal Iduna Park trafen der Brasilianer Tinga (13. Minute), "Joker" Diego Klimowicz (70.) und Mladen Petric (87.) gegen den Zweitliga-Vorletzten, der zuvor den 1. FC Nürnberg, Arminia Bielefeld und den VfB Stuttgart ausgeschaltet hatte.

Jenas starker Regisseur Jan Simak (51.) flog wegen einer Schiedsrichterbeleidigung mit Gelb-Rot vom Platz."Jan ist stinksauer auf sich. Er sitzt in der Kabine wie ein Häufchen Elen", sagte Jenas Trainer Henning Bürger. "Wir sind unheimlich traurig. Jetzt kommt wieder der Liga-Alltag auf uns zu."

Damit steht der BVB zum vierten Mal nach 1963, 1965 und 1989 im Cup-Endspiel und kann mit garantierten Mehr-Einnahmen von 1,5 Millionen Euro planen. Sollten Bundesliga-Spitzenreiter München im zweiten Halbfinale gegen Wolfsburg die Oberhand behalten, wäre für die Borussia der Weg auf die internationale Bühne und zu weiteren Millionen-Töpfen wohl frei. "Wir sind einfach glücklich. In Dortmund ist das Publikum in den letzten Jahren nicht verwöhnt worden. Vielleicht ist der Sieg um ein Tor zu hoch ausgefallen", meinte BVB- Coach Thomas Doll.

Im Spiel "Blamieren oder Kassieren" beruhigte Tinga früh die Dortmunder Gemüter. Nach einem Kopfball von Petric, den der weißrussische Nationalkeeper Wasili Chomutowski glänzend parierte, staubte der Mittelfeldantreiber zur Führung ab. Doch anstatt im neunten Pokal-Halbfinale der Clubgeschichte auf die Entscheidung zu drängen, verfiel die Borussia in Passivität und agierte konzept- und ideenlos.

Die von Coach Henning Bürger glänzend eingestellten Jenaer zeigten wieder einmal ihr Pokal-Gesicht und kamen durch Marcel Schied (11.) und Simak (21./44) zu guten Chancen. Auf der Gegenseite hatte BVB-Torjäger Petric (19./40.) zweimal das 2:0 auf dem Fuß. Ein Klassenunterschied zwischen dem Bundesliga-13., bei dem auch die in Hamburg geschonten Sebastian Kehl und Alexander Frei wenig bewirkten, und den Thüringern war nicht auszumachen.

"Das Spiel ist noch nicht entschieden", sagte Jenas Ex-Trainer Hans Meyer, der den Club 1981 ins Europapokal-Finale geführt hatte, in der Halbzeit. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff erwies Simak seinem Team einen Bärendienst: Der vom VfB Stuttgart umworbene Tscheche verlor die Nerven und verhöhnte Referee Manuel Gräfe mit einer unschönen Geste.

Doch auch gegen dezimierte Gäste fanden die Dortmunder zunächst nicht zu ihrer Sicherheit und kamen nur durch den agilen Tinga (57.) zu einer weiteren guten Möglichkeit. Eine Minute nach seiner Einwechslung sorgte dann aber Klimowicz in Dortmunds viertem Pokal-Heimspiel in dieser Saison für klare Verhältnisse.

Einen Schuss von Florian Kringe konnte der starke Chomutowski nur in die Mitte abwehren - und der argentinische Angreifer sorgte mit seinem vierten Cup-Treffer dafür, dass der BVB- Anhang feiern konnte: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin." Petric setzte dann den Schlussakkord hinter den Dortmunder Jubelchor.

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