Planet Fifa:Das Geld liegt auf dem Rasen

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Der Fußball-Weltverband fördert den Fußball auf künstlichem Gras sehr eigennützig - mit den Lizenzen nimmt er Millionen ein.

Mangelnde Kreativität kann man dem Weltfußballverband Fifa und seinem Schweizer Präsidenten Joseph ,,Sepp'' Blatter wahrlich nicht vorwerfen, wenn es darum geht, neue Einnahmequellen zu erschließen und seine Kassen zu füllen. Ein neues, wachsendes Geschäftsfeld der Herrscher über den Fußballs ist der Verkauf von Lizenzen für Kunstrasen-Fußballplätze. Schon seit Jahren sagt Fifa-Präsident Blatter: ,,Die Zukunft liegt im Kunstrasen.'' Die Schweiz und Österreich sind da bereits angelangt: Im ehemaligen Berner Wankdorf-Stadion, dem heutigen Stade de Suisse, kicken die Profi-Fußballer der Berner Young Boys auf Kunstrasen; im Red Bull-Stadion in Salzburg jene des gleichnamigen Fußballklubs. Beide Stadien werden in zwei Jahren Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft sein.

Das Geld liegt auf dem Rasen. (Foto: Foto: ddp, Grafik: Odyniec)

Verlegt hat die beiden Kunstrasen das deutsche Unternehmen Polytan. Dazu musste aber erst viel Geld fließen. Um Kunstrasenplätze verlegen zu dürfen, bedarf es nämlich einer Fifa-Lizenz. Preis: 450000 Franken, das sind rund 300000 Euro. Nun darf das Sportbeläge-Unternehmen aus Burgheim innerhalb dreier Jahre maximal 30 Plastikfußballplätze verlegen. Würde die Fifa-Lizenz fehlen, dürften auf dem artifiziellen Boden keine offiziellen Profi-Fußballspiele ausgetragen werden.

Polytan ist nur eines von 18 Unternehmen, die bei der Fifa eine Lizenz gekauft haben. Das heißt: Dank Kunstrasen-Lizenzen flossen bereits über acht Millionen Franken in die Fifa-Kassen. ,,Das ist gut investiertes Geld'', sagt Bernd Wutzer, der Exportleiter bei Polytan, ,,wir fühlen uns fair behandelt.'' Das Geld fließt in das Goal-Projekt der Fifa, eine Art Entwicklungshilfeprogramm, das unter anderem weltweit Kunstrasenfelder finanziert. So auch im Nationalstadion von Nordkorea. Verlegt hat den Rasen dort - Polytan.

Doch nicht nur die Plastikgras-Lizenz bringt der Fifa Geld ein. Namens der Fifa stellt Präsident Blatter auch den Stadionbetreibern Zertifikate aus, die regelmäßig erneuert werden müssen. So genannte 1-Stern-Rasen prüft die Fifa alle drei Jahre; die 2-Sterne-Fußballfelder jährlich. Ziel der Prüfung sei es, ,,den Top-Zustand des Rasens und damit die Sicherheit der Spieler zu gewährleisten", sagt Fifa-Sprecher Andreas Herren. Diese jährliche Kosten bezahlen, zumindest in Bern und Salzburg, die Stadionbetreiber. Wie viel die jährliche Zertifizierung kostet, konnten weder Fifa noch Polytan sagen.

In Deutschland sind Kunstrasenfelder für Profispiele zur Zeit noch nicht erlaubt. Das soll sich ändern, hofft Wutzer von Polytan. Bereits würden hier zu Lande jährlich 200 neue Kunstrasenfelder gebaut. Zum Vergleich: Naturrasenfelder gibt es in Deutschland mehr als 30 000. Doch, sagt Wutzer: ,,Die Wende hat begonnen.'' Im Ausland läuft das Geschäft bereits jetzt gut. Das neueste Stadion in der Schweiz, jenes von Xamax in Neuenburg, erhält ein Polytan-Plastikfeld. Bei der Europameisterschaft 2008 in der Schweiz und Österreich solle die Hälfte der acht EM-Stadien einen Kunstrasen haben, sagt Wutzer. Und auch die Fifa denkt darüber nach, die Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 ausschließlich auf Plastikgras durchzuführen. ,,Es ist noch nichts entschieden", sagt dazu Fifa-Sprecher Herren.

Die Richtung allerdings ist klar: So wirbt die Fifa auf ihrer Website mit dem niederländischen Traditionsklub Ajax Amsterdam, der in der Juniorenförderung seit 40 Jahren erfolgreich Geschichte schreibe. Nun beweise der Klub erneut, schreibt die Fifa, dass er vorausschauend handle: Ajax hat alle seine Junioren-Trainingsplätze mit Fifa-zertifizierten Kunstrasen ausgestattet.

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