Patrick Helmes:Vergnügliches Debüt

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Der Kölner Sürmer gab gegen Dänemark sein Debüt in der Nationalelf - und erinnert an Vorgänger Podolski.

Ulrich Hartmann

Es gab in diesem Monat zwei bemerkenswerte Abende für den jungen Fußballprofi Patrick Helmes. Beim ersten, Anfang März, saß er mit seinen Eltern und seinem Berater in der Kölner Villa seines Klubtrainers Christoph Daum, der einen Sternekoch ins Haus bestellt hatte, um den von Bayer Leverkusen umworbenen Helmes mittels delegierter Kochkunst und selbständiger Rhetorik zum Verbleib beim mediokren Zweitligisten 1. FC Köln zu überreden.

Patrick Helmes: gute zwölf Minuten. (Foto: Foto: dpa)

Der zweite Abend, am Mittwoch, hatte mit dem ersten durchaus zu tun, denn jene herausragende Viertelstunde, die Helmes bei seinem Debüt in der Nationalmannschaft ausgangs des Länderspiels gegen Dänemark zeigte, macht alles nur noch schlimmer im Transfertheater zwischen Leverkusen und Köln. Helmes sorgte binnen 16 Minuten für mehr Torgefahr als alle anderen deutschen Spieler die 80 Minuten zuvor und präsentierte sich Fußball-Deutschland mit einem Highlight-Video, aus dem es nichts mehr herauszuschneiden gibt.

Neue Gespräche

Helmes hatte drei Großchancen und bereitete eine weitere vor. Er hat seinen Marktwert binnen 16 Minuten vermutlich erhöht, und man darf jetzt gespannt zuschauen, wie die Auktion zwischen dem Erstligisten Bayer und dem Zweitligisten Köln vorangeht.

Ob so ein Fußballer weiter unterklassige spielen sollte, lautet nun die Frage, und sie wird wohl durch pekuniäre Argumente entschieden. ,,Die Tendenz ging zuletzt wieder zu Köln'', sagte Helmes vor dem Länderspiel, ,,doch dann gab es neue Gespräche mit Bayer.'' Die Kölner sollen ihr Angebot zwischenzeitlich der Leverkusener Offerte von geschätzten 1,2 Millionen Euro Jahresgehalt angeglichen haben, woraufhin Bayer offenbar gleich noch mehr bot. Die vergnügliche Viertelstunde im Nationaltrikot hat Helmes' Position im rheinischen Versteigerungsprozess weiter verbessert. Mit Leverkusen würde er vermutlich im Uefa-Pokal spielen, mit Köln wohl weiter zweitklassig. ,,Übergangsweise ist das kein Problem'', sagt DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, ,,aber er sollte nicht auf Dauer in der zweiten Liga spielen.''

Im Podolski-Slang

Helmes ist erst der sechste deutsche Fußballer, der es aus der zweiten Liga ins Nationalteam geschafft hat. Siegfried Held war 1972 der erste, der Kölner Lukas Podolski 2004 der bis dato letzte. Podolski wurde zum FC Bayern München verkauft, und bei Helmes steht der Abschied ebenfalls bevor. ,,Ich muss jetzt mal mit dem Bundestrainer reden'', sagte Helmes, als könnte ihm Joachim Löw sagen, was zu tun ist. Helmes ist unentschlossen, was neben seinem Wunsch nach einer Gehaltserhöhung auch mit der juristischen Fragwürdigkeit seines in Leverkusen unterzeichneten Vorvertrages zu tun hat. Rechtlich erscheint geklärt, dass er in der kommenden Saison eigentlich in Köln bleiben muss und erst 2008 nach Leverkusen wechseln darf. Ob es wirklich so kommt, weiß im Moment niemand, nicht mal Helmes selbst.

Ob es ihn nicht nerve, wenn er nach solch einem Länderspieldebüt am Sonntag wieder hinabsteigen müsse in die zweite Liga, wurde Helmes gefragt. ,,Nö, wir haben doch auch ein großes Stadion und super Fans'', antwortete er in dem ihm eigenen Podolski-Slang und übertrug seine gescheiterten Tor-Ambitionen gleich aufs Tagesgeschäft am kommenden Sonntag: ,,Die Tore, die ich gegen Dänemark nicht geschossen habe, muss ich jetzt gegen Koblenz machen!'' Der 23-Jährige ist natürlich der erfolgreichste Torschütze des 1. FC Köln. Er hat zehn Treffer erzielt, obwohl er angesichts einer viermonatigen Pause nach einem Mittelfußbruch in dieser Saison nur elf Spiele hat bestreiten können. ,,Er hat eine eingebaute Torgarantie'', sagt Daum über seinen Musterstürmer. In der vergangenen Saison hatte Helmes in 13 Bundesligaspielen vier Tore geschossen, am Ende stieg er mit dem FC in die zweite Liga ab.

Helmes ist im Nationalteam der 13. Debütant unter Löw, womit dieser Vorgänger Jürgen Klinsmann bereits um einen übertroffen hat. ,,Dieses Spiel kann mir keiner mehr nehmen'', sagte Helmes trotz der 0:1-Niederlage, ,,und aus der zweiten Liga ins Nationalteam haben es ja noch nicht so viele geschafft!'' Was er mit den Trikots seines Debüts anfängt, hatte er schon vorher verraten: ,,Das eine behalte ich, und das andere bekommt der Fliesenleger, der gerade in meiner neuen Wohnung arbeitet.''

© SZ vom 30.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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