Olympische Sommerspiele:Wasser, Beats und viel Geschichte

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Das Feuer ist entzündet, die Spiele sind eröffnet. Die erste Olympiasiegerin ist die chinesische Schützin Du Li. Vizeeuropameisterin Sonja Pfeilschifter aus Eching hat die ersehnte erste deutsche Medaille verpasst.

Von Oliver Das Gupta

Schon Stunden vor Beginn der Eröffnungsfeier waren die Straßen Athens wie leer gefegt, das Volk drängte sich in Kneipen vor den Bildschirmen oder es feierte schon im Stadion.

Lebendige Legenden: Ein sagenhafter Zentaur, halb Mensch, halb Pferd (Foto: Foto: AP)

Kein Zweifel: Allen Doping-Querelen zum Trotz lassen die Griechen der hellen Freude an den Spielen freien Lauf. Denn es sind IHRE Spiele, daran ließ auch die Eröffnungszeremonie im neuen Olympia-Stadion keinen Zweifel.

Nach einer Rückschau auf die bisherigen olympischen Gastgeberstädte startete das griechische Spektakel vor mehr als 70.000 Zuschauern:

Zunächst überquerte ein kleiner Junge, die weiß-blaue Fahne Griechenlands schwenkend, in einem überdimensionalen Papp-Schiff das geflutete Feld des Stadions.

Das Boot hielt bei den Personen Schlüsselfiguren des Abends: Staatpräsident Konstantinos Stefanopoulos, der die Spiele eröffnet, der Chefin des Athener Organisationskomitees, Gianna Angelopoulos-Daskalaki, und Jacqes Rogge, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees.

Danach begann im farbenprächtigen Wechselspiel von Wasser und Pyro-Effekten eine halbstündige Reise durch die Geschichte Griechenlands, von der Antike bis zur Gegenwart.

Inmitten der Arena stiegen animierte Statuen empor, ein männlicher Torso schwebte scheinbar schwerelos in der Mitte des Stadions, dann teilte er sich und ein weiblicher kam zum Vorschein. Darauf: Projezierte geometrische Formen, Erinnerungen an das große mathematische Erbe von Pythagoras und anderer Denker.

Es folgte ein bunter Streifzug durch verschiedene Epochen des alten Hellas: Darsteller gaben bewegte Marmor-Statuen, die aus ihren Gewändern schlüpften, Liebesgott Amor, geflügelt und blau wie die Ägäis, schnellte durch die Luft, ein roter Zentaur, halb Mensch, halb Pferd ließ Legende Wirklichkeit werden.

Alexander der Große trohnte stolz auf seinem Streitwagen, Kretas minoische Kultur ließen barbusige Tänzerinnen aufleben, behelmte Spartaner erinnerten ebenso an die blutigen Kriege wie König Agamemnon, der Sieger von Troja.

Dann ein Zeitsprung, eine Remineszenz an die Befreiungskämpfe im 19.Jahrhundert und schließlich: eine Verkörperung der Marathon-Legende Spiridon Louis.

Der Grieche gewann 1896 Gold bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit. Damals, in Athen. Damit war der Kreis zum Heute geschlossen, die Spiele sind Heim gekehrt, das war die Botschaft.

Anschließend zogen die 10.500 Olympioniken ins Stadion ein - in der Reihenfolge ihrer Länder nach dem griechischen Namen und Alphabet.

Voran schritt allerdings der griechische Fahnenträger. Sein Team folgte, wie für den Gastgeber üblich, als letzte Mannschaft.

Die deutschen Sportler, in sandfarbenem Gewand und irangen Krawatten, urden von Springreiter Ludger Beerbaum angeführt. Viele Sportler aus der Dritten Welt trugen farbenfrohe traditionelle Trachten ihrer Länder.

Für die musikalische Begleitung der Feier sorgte erstmals ein Diskjockey. Der Niederländer Tiesto begleitete den Einzug mit modernen Beats.

Schließlich erföffnete der griechische Staatspräsident Konstantinos Stefanopoulos XXVIII. Olympischen Spiele offiziell. Er sprach die traditionelle Formel: "Ich erkläre die Olympischen Spiele von Athen zur Feier der 28. Olympiade moderner Zeitrechnung für eröffnet".

Das Olympische Feuer entzündete der griechische Surfer und Olympiasieger von 1996, Nikolaos Kaklamanakis.

Bei der ersten Olympiade nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sind die Sicherheitsvorkehrungen so hoch wie nie. IOC-Präsident Jacques Rogge forderte die Athleten auf, zu beweisen, dass Sport "nationale, politische, religiöse und sprachliche Barrieren" überwinden könne.

"Wir brauchen Frieden, wir brauchen Toleranz, wir brauchen Brüderlichkeit", sagte der Belgier.

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