Olympiastützpunkt:Gequält und gedemütigt

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DOSB-Vorstandsvorsitzender Michael Vesper. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Im Hamburger Elite-Internat sollen zwei Nachwuchsathleten einen Mitschüler gequält haben. Die Staatsanwaltschaften in Kiel und Lübeck haben Anklage erhoben. Der Deutsche Olympische Sportbund will sich nicht dazu äußern.

Der Hamburger Olympiastützpunkt (OSP), eine von 19 Kaderschmieden des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist von einem Skandal um monatelange Kindesmisshandlung erschüttert worden. Dies berichtet die Bild. Zwei Nachwuchs-Hoffnungen im Badminton und Schwimmen sollen im Elite-Internat einen damals 14 Jahre alten Mitschüler über einen längeren Zeitraum gequält, geschlagen und gedemütigt haben.

Wie die Bild berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Kiel vor dem Amtsgericht Neumünster gegen den heute 19 Jahre alten Badmintonspieler Anklage wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung erhoben. Gegen den ein Jahr jüngeren Schwimmer ermittelt die Staatsanwaltschaft Lübeck wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung. "Was in Hamburg passiert sein soll, ist natürlich schrecklich und inakzeptabel. Aber wir können uns zu den Vorfällen, die bereits einige Zeit zurückliegen und nun im Zuge des Strafverfahrens öffentlich geworden sind, jetzt im laufenden Ermittlungsverfahren nicht weiter äußern", sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper.

Laut Gesprächsprotokoll zwischen Opfer und Stützpunktleitung sollen die beiden Täter regelmäßig auf den Badmintonspieler eingeschlagen haben, sein Oberkörper sei mit Hämatomen übersät gewesen. Der Junge musste sich laut Protokoll auch in eine Kiste setzen, die verschlossen wurde; die älteren Sportler sollen dem Minderjährigen zudem so viel Alkohol verabreicht haben, dass er "nichts mehr mitbekam".

Stützpunktleiterin Ingrid Unkelbach erklärte auf Anfrage, dass Erzieher des Internats recherchierten und reagierten, als sich Verdachtsmomente bestätigten. Die Sportler, die zu den möglichen Kandidaten für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zählen sollen, wurden suspendiert. Auch die Fachverbände (DBV und DSV) regierten mit Suspendierungen. Einer der Täter trainiert inzwischen wieder am Hamburger Stützpunkt, der andere am Olympiastützpunkt Saarbrücken. Das Opfer lebt im Gegensatz zu den Tätern wieder am Internat und trainiert am Hamburger OSP.

© SZ vom 03.03.2017 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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