Olympia in Peking:Luftkur auf Chinesisch

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Der Smog in Peking so stark, dass das IOC droht, Wettbewerbe zu verschieben. Da sich China der Welt bei Olympia perfekt präsentieren will, proben sie nun eine Lösung.

Als Generalprobe für Olympia hat Peking am Freitag 1,3 Millionen Autos von seinen Straßen verbannt und damit die sonst schlimme Luftverschmutzung spürbar gemildert.

Smog über Peking. (Foto: Foto: dpa)

Bei dem viertägigen Test dürfen mehr als ein Drittel aller Fahrzeuge in der Metropole nicht fahren. "Heute ist die Luftqualität besser als gestern", vermeldete Wang Xiaoming von der städtischen Umweltbehörde den erfolgreichen Verlauf der bisher umfassendsten Verkehrsbeschränkungen in der chinesischen Hauptstadt, "ich sehe schon den Trend in den ersten Messdaten."

Die 15 Millionen Pekinger nahmen das Fahrverbot gelassen. Viele freuten sich darüber, endlich ohne die sonst üblichen großen Staus und Verzögerungen mit Bus oder Taxi ans Ziel zu kommen.

"Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Busse überfüllt waren, und ich habe weniger Zeit als sonst gebraucht, um an meinen Arbeitsplatz zu kommen", berichtete die Verkäuferin Du Weiran. Um den zusätzlichen Ansturm auf öffentliche Verkehrsmittel bewältigen zu können, waren mehr Busse und Bahnen eingesetzt sowie die Betriebszeiten ausgedehnt worden. Angestellte von Regierung und Behörden verschoben ihre Arbeitszeiten, um den Nahverkehr in den Hauptverkehrszeiten zu entlasten.

Verschiebung bei Smog

Die Schaffnerin der Buslinie 117 zeigte sich erfreut: "Im Durchschnitt brauchen wir 50 Minuten für eine Runde, aber heute dauerte es selbst in der schlimmsten Stoßzeit nicht länger. Das wäre gestern unmöglich gewesen." Sie fügte hinzu: "Es wäre großartig, wenn die Regierung den Verkehr immer so einschränken würde." Mit dem testweisen Fahrverbot reagieren die Olympia-Organisatoren auf die wachsende internationale Besorgnis und Kritik wegen der schlechten Luft in Peking.

Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der Belgier Jacques Rogge, hatte sich vergangene Woche in der Olympia-Stadt besorgt gezeigt und sogar eine Verschiebung von Wettbewerben in Ausdauersportarten wie Radrennen nicht mehr ausgeschlossen, wenn Smog über der Stadt hängen sollte.

Einige Sportverbände wollen ihre Athleten erst wenige Tage vor Olympia anreisen lassen. Während der Spiele vom 8. bis 24. August 2008 werden ähnlich weitgehende Fahrverbote gelten und zusätzlich eine große Zahl von Fabriken vorübergehend stillgelegt.

Zum Auftakt des Tests am Freitag durften nur Autos mit ungeraden Nummernschildern fahren. Am Samstag sind Fahrzeuge mit geraden Nummern an der Reihe. Während der Probephase finden in Peking sechs olympische Testwettbewerbe im Beachvolleyball, Kanu, Radrennen, Baseball, Bogenschießen und BMX-Radsport statt.

100 Yuan Strafe

Ein Fahrer namens Li freute sich über die Beschränkungen: "Ich muss heute und Montag nicht arbeiten und bekomme trotzdem Gehalt. Ich spare Benzin und kann meinen Beitrag zur Verbesserung der Luft leisten." Bei einem Verstoß gegen das Fahrverbot drohen 100 Yuan Strafe, umgerechnet 10 Euro, was allerdings nur der Hälfte eines Strafzettels für falsches Parken entspricht.

Da Pekings Polizei gerne hart durchgreift, glaubte Fahrer Li sogar: "Vielleicht beschlagnahmen sie das Auto, wenn jemand am falschen Tag fährt." Für ein derart drakonisches Vorgehen der Ordnungshüter gab es aber keinerlei Hinweise.

Die Polizei legte Sonderschichten ein und kontrollierte überraschend schon ab 5.30 Uhr die Straßen. Damit hatten viele Fahrer mit geraden Autonummern nicht gerechnet, da die Verkehrspolizei sonst erst um 7 Uhr morgens ihren Dienst aufnimmt.

So wurden viele in der ersten Stunde des seit 6 Uhr geltenden Fahrverbots erwischt und zur Kasse gebeten. Viele Pekinger fuhren auch mit Kollegen im Auto zur Arbeit oder stiegen wieder auf das Fahrrad um, das durch den Olympia-Test auf Pekings Straßen wieder zu altem Ruhm zurückfand.

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