Nürnberg verliert 1:5:Ein unwürdiger Abschied

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Während die Freiburger den 5:1-Sieg ihrer Mannschaft feiern, verabschiedet sich Nürnberg mit einem "Scheißtag" aus der ersten Bundesliga. (Foto: Thomas Lohnes/Bongarts/Getty Images)

Der 1. FC Nürnberg unterliegt in Freiburg und wird am Sonntag den neuen Trainer präsentieren, dem der direkte Wiederaufstieg gelingen soll. Wichtige Spieler wollen bleiben.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Die Saison endete für den 1. FC Nürnberg mit ein wenig Mitleid. Die Zuschauer in Freiburg jubelten und applaudierten dem 5:1-Sieg ihrer Mannschaft, als der Stadionsprecher sie dazu aufforderte, den bedröppelten Gegner nicht auch noch zu verspotten: "Wir wissen alle, wie sich das anfühlt, wenn man absteigt." Worauf von allen vier Tribünenseiten respektvoller Abschiedsapplaus für eine Mannschaft aufkam, die das erkennbar berührte.

FCN-Trainer Boris Schommers war dankbar für die Respektbezeugungen: "Das habe ich auch noch nie erlebt." Er fand aber ebenso wie seine Spieler, dass diese 90 Minuten für sich gesehen eigentlich keinen Applaus gerechtfertigt hatten. "Wenn du hier so einen Mist spielst, ist das kein würdiger Abschied aus der Liga", sagte Mittelfeldspieler Eduard Löwen, der den willenlosen Auftritt seiner Elf nicht damit entschuldigen wollte, dass der seit vergangenem Wochenende feststehende Abstieg zu einem Spannungsabfall geführt habe. "Da muss sich schon jeder fragen, ob er alles investiert hat." Der Applaus, den auch die voll besetzte Nürnberger Kurve der Mannschaft zollte, habe dem Saisonverlauf gegolten, nicht den eher unwürdigen 90 Minuten von Freiburg. "Über die Saison haben wir alles gegeben, aber heute war ein Scheißtag."

Lethargische Nürnberger hatten Freiburg den notwendigen Raum zur Verfügung gestellt, um sich "herspielen" zu lassen, wie Löwen sagte. Die logische Folge waren fünf Freiburger Treffer durch Marco Terrazzino (7.), Luca Waldschmidt (34.), Petersen (54./56.) und Vincenzo Grifo (61.). Den einzigen Club-Treffer schoss Löwen (69.), der fand, dass Freiburg "noch ein paar Tore mehr hätte schießen können."

Wo Boris Schommers künftig trainiert, weiß er noch nicht

Für den SC war ein Sieg aus übergeordneten Gründen wichtig. Zum einen, um die Katastrophenbilanz von zuletzt nur drei Punkten aus acht Spielen wenigstens noch ein bisschen aufzuhübschen. Sonst, sagte Torjäger Nils Petersen, "verlieren wir zu Beginn der nächsten Saison die ersten zwei Spiele und es wird uns vorgerechnet, dass wir seit elf Partien nicht mehr gewonnen haben." Die Spielzeit 2018/2019 wird als eine der sorgenfreieren in der Freiburger Bundesligageschichte eingehen.

Auch die Nürnberger Bundesligageschichte ist um eine Geschichte reicher, und sie hat einen Protagonisten hinzugewonnen. Schommers war der Trainer, der als Nachfolger von Michael Köllner aus einer von Vorneherein relativ aussichtslosen Mission immerhin noch so viel gemacht hat, dass Mannschaft und Fans in diesem Sommer versöhnlich auseinandergehen. Wie es für ihn persönlich weitergeht, weiß Schommers derweil noch nicht, wie er am Samstag erklärte: "Ich habe bis jetzt nur an das Spiel in Freiburg gedacht. Ab Montag werde ich mich mit meiner Zukunft beschäftigen."

Wie es für den Club weitergeht, das steht hingegen in weiten Teilen schon fest, es ist nur noch nicht öffentlich. Dass Schommers Nürnberg nicht weiter trainieren wird, ist seit der vergangenen Woche klar. Wer ihm nachfolgt, das will der FCN am Sonntagbekanntgeben. "Wir haben mit dem Trainer Einigung erzielt", sagte Sportvorstand Robert Palikuca schon vor dem Spiel. Dem neuen Trainer soll der direkte Wiederaufstieg gelingen. Als aussichtsreichster Kandidat gilt seit Wochen der Österreicher Damir Canadi vom griechischen Erstligisten Atromitos Athen. Und ihm werden dafür mehr Spieler zur Verfügung stehen als zwischenzeitlich befürchtet. Stürmer Mikael Ishak und Kapitän Hanno Behrens bekräftigten am Samstag, in Nürnberg bleiben zu wollen. "Es müsste schon etwas Außergewöhnliches passieren, dass ich mir ernsthaft Gedanken mache, wegzugehen", sagte Behrens.

© SZ vom 19.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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