Nürnberg :Ein brutaler Lapsus

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Schummelei im Strafraum: Der Frankfurter Besar Halimi fällt über Bulthuis, der Schiedsrichter pfeifft Elfmeter. (Foto: Zink/imago)

Der 1. FC Nürnberg verliert beim 1:1 gegen den FSV Frankfurt wegen einer krassen Fehlentscheidung des Schiedsrichters in der Nachspielzeit zwei Punkte.

Von Christoph Ruf, Nürnberg

Bei den Ultras des 1. FC Nürnberg hatte man flugs auf die aktuelle Nachrichtenlage reagiert: "Lieber eine verbotene Choreo als eine gekaufte WM" hatte die Gruppe "Ultras Nürnberg" auf ein Transparent geschrieben und auch sonst wenig freundliche Worte gewählt. Nach dem Spiel hatte sich die Laune der Nürnberger Fans um keinen Deut gebessert - der Adressat ihrer Wut war auch diesmal die "Fußballmafia DFB". Tatsächlich hatte Schiedsrichter Florian Haupt in der letzten Minute der Nachspielzeit einen Elfmeter verhängt, der nicht nur den Spielverlauf auf den Kopf stellte, sondern obendrein offensichtlich unberechtigt war.

Kollektives Kopfschütteln daraufhin bei den Nürnberger Spielern, während der Frankfurter Besar Halimi, der den Elfmeter erschummelt hatte, eine originelle Ausrede fand, um das Wort "Schwalbe" nicht in den Mund nehmen zu müssen. "Ich kann dazu nichts sagen, ich habe es nicht gesehen." So endete das Spiel nach Toren von Alessandro Schöpf (57.) und dem Elfmeterschützen Zlatko Dedic (90.) 1:1. Selbst Halimi wollte nicht so weit gehen, von einem verdienten Punktgewinn zu sprechen.

"Dieses Spiel hätte nur einen Sieger verdient gehabt", ächzte Coach René Weiler dann auch. Nach Spielanteilen und Torchancen gemessen, hätte der Club tatsächlich mit drei oder vier Toren Unterschied gewinnen müssen. Immerhin, nachdem sich die Wogen geglättet hatten, waren sie im Nürnberger Lager ehrlich genug, die Schuld nicht nur beim Schiedsrichter zu suchen: "Wir hätten zum Zeitpunkt des Ausgleichs längst deutlich führen müssen", sagte Torschütze Schöpf und fügte selbstkritisch hinzu: "Allein ich hatte zwei brutale Chancen, eine davon muss ich machen." Insgesamt waren es sicher vier fünf "brutale" Chancen, die der Club verdaddelte. Vor allem Guido Burgstaller hätte sich in der Torjägerliste weit nach vorne schieben können.

Deutlich verbessert, aber noch stark steigerungsbedürftig

Für die Franken, die dennoch eines ihrer besten Saisonspiele gezeigt hatten, war der Lapsus des ansonsten souveränen Schiedsrichter-Teams allerdings auch in der Konsequenz unglücklich. Mit zwei Zählern mehr hätte man Anschluss an die Tabellenspitze gefunden. So aber verharrt der FCN im tiefen Mittelmaß der Tabelle. Doch wenn man den Offiziellen glauben darf, ist das erst mal sekundär. "Wir müssen uns jetzt erst mal auf dem Platz stabilisieren", sagte der neue Sportdirektor Andreas Bornemann.

Immerhin: Gegen den FSV stimmten Kampf und Einsatz. Und auch spielerisch geht es aufwärts, wie auch Bornemann dankbar registrierte: "Das sah zeitweilig nach Fußball aus", sagte er. Allerdings wissen sowohl er als auch Trainer René Weiler, dass gerade im spielerischen Bereich noch Welten zwischen dem FCN und Teams wie Bochum, Leipzig oder Freiburg klaffen. Im Vergleich zu den ersten Saisonspielen, in denen der FCN teilweise mitleiderregend schwach agierte, bleibt unter dem Strich eine deutliche Weiterentwicklung zu konstatieren: "Ich finde, man kann einen klaren Fortschritt erkennen", sagte Alessandro Schöpf. "Man sieht, dass wir fußballerisch zusammenwachsen und eine eigene Identität entwickeln."

© SZ vom 18.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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