Nordische Ski-WM:Platz 14 - und trotzdem Spaß

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Tolle Sprünge und ein spannender Wettkampf - da kann man schon mal verschmerzen, dass die deutschen Skispringer ein paar Meter zu früh gelandet sind. Dafür strahlte der Sieger von der Großschanze in Oberstdorf umso mehr.

Ehefrau Tiia schwenkte die Finnland-Fahne, Sohn Mikko grinste über die Pausbäckchen: "Überflieger" Janne Ahonen hat am Freitagabend in Oberstdorf zum zweiten Mal nach 1997 einen Weltmeistertitel im Skispringen errungen und bekam sich nach dem wohl größten Triumph seiner Karriere beim Jubeln gar nicht mehr ein.

Im hochklassigsten Springen seit Jahren, das in jeder Minute einer WM- Entscheidung würdig war, kam der Finne vor 28 000 Zuschauern zu einem überlegenen Sieg. 141,5 und 142,5 m waren in der Summe das Beste vom Besten vor Roar Ljökelsöy (Norwegen/140,5+138,5) und Jakub Janda (Tschechien/138+141).

Die deutschen Adler enttäuschten und landeten fern ab jeglicher Medaillenchancen im Mittelfeld. Michael Uhrmann (Rastbüchl) wurde 14., Martin Schmitt (Furtwangen) kam auf Rang 16. "Unsere Springer waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Nach uns legte der Wind um 1,5 bis 2 Meter pro Sekunde zu. Da waren wir chancenlos", saget Bundestrainer Peter Rohwein.

"Wir werden uns zusammen raufen"

Uhrmann schimpfte auf sich selbst, als er im zweiten Durchgang bei 130,5 m gelandet war. "Der Versuch war ja ganz okay, aber beim ersten hatte ich mir mehr vorgestellt", sagte der Mann aus Rastbüchl.

"Ich wollte bei der WM im Einzel mehr erreichen, das hat nicht geklappt. Morgen im Mannschaftsspringen müssen wir richtig kämpfen, um die Top-Nationen zu schlagen", kündigte der Team-Olympiasieger von Salt Lake City an.

"Wir werden uns zusammen raufen. Platz zwei im Wettbewerb von der Normalschanze hat uns auch keiner zugetraut", meinte Uhrmann. Nach dem ersten Durchgang jubelte Schmitt im Auslauf, nachdem ihm mit 132 m der bis dahin beste Sprung gelungen war. Noch leicht verschnupft von einer abgeklungenen Erkältung meinte er, der Flug sei ihm ganz gut gelungen.

"Eine ordentliche Ausgangsposition ist gegeben", sagte der viermalige Weltmeister. Sein langjähriger Trainings-Kollege Sven Hannawald bedauerte, dass Schmitt so früh springen musste. "Ihm fehlt noch der Vergleich zu den Großen vorn. Wenn er irgendwann mit denen wieder in einer Gruppe dran ist, wird er auch die ganz großen Weiten erreichen." Im zweiten Versuch fehlte ihm dann der notwendige Wind. "Aber auch technisch lief nicht alles rund", betonte Schmitt.

Doch kein Versager

Georg Späth (Oberstdorf/19.) und Jörg Ritzerfeld (Oberhof/20.) lieferten zwar eine solide Arbeit ab, doch ein Ausreißer nach oben gelang ihnen nicht. Späth merkte man die Auswirkungen der Erkältung an, die ihn zwei Tage mit Fieber ans Bett gefesselt hatte. "Ich hatte keine Probleme mit der Kraft, aber mit den Sprüngen bin ich nicht zufrieden", sagte der Lokalmatador.

Ritzerfeld war ein spektakulärer erster Versuch gelungen, dann aber stürzte er ab und landete in der Entscheidung zehn Meter kürzer bei lediglich 121 m. Mit Ahonen aber siegte ein Springer, der diesen Titel redlich verdient hat. In einer Saison, in der er von den ersten 14 Springen 12 für sich entscheiden konnte, war er der Dominator.

Als es von der Normalschanze nur zu Bronze reichte und ihm im Team-Wettbewerb die Medaille gänzlich versagt blieb, glaubten einige bereits, in ihm die tragische Figur der WM zu sehen. Doch auf der Großschanze zeigte er nicht nur eine Glanzleistung, sondern auch Nervenstärke. "Ich bin so glücklich, ich kann es kaum beschreiben. Kann sein, dass ich jetzt zu den besten Springern der Welt gehöre", meinte er lächelnd.

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