Nationenliga:Grindel kontra Bierhoff

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„Es muss personelle Entscheidungen geben“: DFB-Präsident Reinhard Grindel (rechts) im Austausch mit Manager Oliver Bierhoff. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Der DFB-Präsident Reinhard Grindel widerspricht dem Weltmeister-Manager Oliver Bierhoff: Dieser hatte die Einführung der geplanten Nationenliga der Uefa mit 55 Mannschaften kritisiert, die nach der Weltmeisterschaft in Russland 2018 beginnen soll.

Mit einem Machtwort hat Reinhard Grindel einen Richtungsstreit zwischen DFB-Spitze und Weltmeister-Manager Oliver Bierhoff angeheizt. In der Dauer-Debatte um den internationalen Spielkalender betonte der DFB-Präsident, er unterstütze die umstrittene Nationenliga "nachdrücklich". Grindel weiter: "Diese Haltung unterscheidet mich von Oliver Bierhoff, dem ich auch deutlich gemacht habe, dass ich seine Auffassung nicht teile." Bierhoff hatte die Einführung der Nationenliga kritisiert und deren Nutzen aus Sicht der großen Fußball-Nationen angezweifelt. "Man hat am Ende das Gefühl, die Uefa muss noch mal Geld erwirtschaften und macht deshalb den Wettbewerb", hatte er kürzlich der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gesagt. Vor seiner erhofften Wahl in die Uefa-Exekutive beim Kongress am Mittwoch in Helsinki entgegnete Grindel, dass die Nationenliga für kleinere und mittlere Nationen die Chance sei, "regelmäßig Spielbetrieb zu haben".

Damit offenbart sich erneut ein Dissens zwischen den Top-Funktionären des DFB und dem Manager des Weltmeister-Teams von Joachim Löw. Ein öffentliches Widerwort gegen den Bundestrainer selbst wird aus dem Verband zwar kaum zu hören sein, in Richtung Bierhoff hatte Generalsekretär Friedrich Curtius zuletzt allerdings bereits die Verantwortung für die geplante Verbands-Akademie beansprucht und gleichzeitig vor einer "Verselbständigung der Nationalelf" gewarnt. Mit Blick auf den Terminkalender hatte Löw allgemein gewarnt, dass die internationalen Verbände das Rad nicht überdrehen dürften.

Nach der WM in Russland startet die Uefa im September 2018 die für den Fan kompliziert anmutende Nationenliga. Die insgesamt 55 Uefa-Mitglieder spielen in vier Divisionen mit je vier Untergruppen, es wird ein Sieger gekürt, es gibt Auf- und Abstieg, zudem werden vier Tickets für die EM 2020 vergeben. "Ich glaube, dass es Sinn macht, die Freundschaftsspiele durch einen neuen Wettbewerb zu ersetzen, der den Konkurrenzgedanken und das Gefühl stärkt, dass es um etwas geht", sagte der CDU-Politiker Grindel. Sein Vorgänger Wolfgang Niersbach hatte bei Einführung der Nationenliga vor drei Jahren noch "Bedenken" formuliert. Dies könnte Grindel vor dem Kongress in Helsinki aber besonders von den kleineren Mitgliedsverbänden negativ ausgelegt werden.

© SZ vom 04.04.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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