Es muss schlimm um einen Einwohner der Stadt München stehen, wenn er das Oktoberfest schwänzt, und spätestens in diesem Moment war klar, dass Jürgen Klinsmann ein Problem bekommt.
"Michael Ballack hat Grippe und wird uns am Sonntag nicht auf die Wiesn begleiten", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß am Samstag nach dem Sieg gegen Wolfsburg und für alle jene, die immer noch nicht verstanden hatten, fügte er an: Gegen die Türkei wird Michael auf keinen Fall spielen können, das werden wir mit Jürgen Klinsmann noch abklären."
Bundestrainer Klinsmann wird bei der Bewährungsprobe in der Türkei am Samstag (20 Uhr/live im ZDF) ohne seinen wichtigsten Spieler auskommen müssen. Ballack liegt grippekrank im Bett und wird "vielleicht im zweiten Länderspiel gegen China" dabei sein können, wie Vereinstrainer Felix Magath sagt; der Vergleich mit den Asiaten steigt am Mittwoch kommender Woche.
Lehmann für Kahn?
Wie Ballack hat auch den Bremer Miroslav Klose eine Grippe flachgelegt, weshalb er am Montag ebenfalls nicht zum Treffpunkt der DFB-Elf nach Hamburg anreiste. Für den zweitägigen Fitnesstest musste Klinsmann den Angreifer bereits von der Teilnehmerliste streichen. Ob Klose am Donnerstag mit nach Istanbul fliegt, soll am Mittwoch entschieden werden.
Hingegen ist Torwart Oliver Kahn am Montag im Hamburger Quartier aufgetaucht, trotz der Stauchung im Knie, die ihn den Einsatz am Samstag gegen Wolfsburg stornieren ließ. "Doktor Müller-Wohlfahrt hat gesagt, dass mir ein, zwei Tage gefehlt haben, um gegen Wolfsburg spielen zu können", sagte Kahn, "also gehe ich davon, dass es bei der Nationalelf wieder geht." Klinsmann aber reagierte skeptisch: "Wir wissen um die Probleme von Oliver Kahn." Notfalls müsste Jens Lehmann, der eigentlich nur am Fitnesstest teilnehmen sollte, doch noch nach Istanbul mitreisen.
22 von 26 Kandidaten
Die ursprüngliche Zahl von 26 WM-Kandidaten, die sich dem Fitnesstest mit den US-Spezialisten unterziehen sollten, hat sich im Verlauf des Wochenendes auf 22 reduziert: Neben Ballack und Klose mussten auch der Stuttgarter Andreas Hinkel (Muskelfaserriss) und der Dortmunder Christian Wörns (Darminfekt und Gallenentzündung) passen.
Wörns dürfte die Absage nicht schwer gefallen sein, nachdem der Routinier nach seiner Nichtberücksichtigung für die Länderspiele indirekt mit Rücktritt gedroht hatte. In einem Telefonat habe er den Konflikt mit Wörns ausgeräumt, berichtete Klinsmann: "Es war okay, dass Christian seine Enttäuschung zur Geltung gebracht hat. Die Sache ist vom Tisch."