Namensrechte verkauft:Westfalenstadion? Gibt's nicht mehr!

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Borussia Dortmund hat für seine finanzielle Sanierung ein großes Stück Identität aufgegeben und die Namensrechte am Stadion für geschätzte 20 Millionen Euro an einen Versicherungs-Konzern verkauft.

Ab 1. Dezember heißt die Arena zunächst bis Juni 2011 Signal Iduna Park nach der in Dortmund und Hamburg beheimateten Gruppe. "Wir können erstmals sagen, dass keine akute Existenzgefährdung mehr gegeben ist, und sind stolz darauf, in der Lage zu sein, unsere Rechnungen alle bezahlen zu können", kommentierte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Bilanz-Pressekonferenz der mit 89 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Borussen den seit mehreren Wochen erwarteten Deal ohne Angabe der finanziellen Details.

Aus alt mach neu: Der "Signal-Iduna-Park" (Foto: Foto: dpa)

Fans im Zwiespalt

Die öffentlichen Reaktionen auf die Umbenennung des Stadions waren geteilt. Nachdem die Aktion Feuer und Flamme für das Westfalenstadion schon mehrmals während Bundesligaspielen mit Wunderkerzen-Aktionen ihr Anliegen ausgedrückt hatte, zeigten die Fans sich nun zumindest überrascht von dem neuen Namen. "Es klingt ganz schrecklich", sagte ein 20-jähriger Dauerkartenbesitzer. Ein 38 Jahre altes Clubmitglied von Borussia Dortmund meinte: "Es hätte schlimmer ausfallen können. In Anbetracht der finanziellen Lage habe ich jedoch absolutes Verständnis. Der wahre Dortmund-Fan wird aber immer noch zum Westfalenstadion gehen."

Dortmunds Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) äußerte dagegen Zustimmung: "Ich freue mich, dass sich ein Dortmunder Unternehmen die Namensrechte am Westfalenstadion für die nächsten Jahre gesichert hat." Nach Verbreitung der Adhoc-Nachricht von der Stadion-Umbenennung verbesserte sich der Kurs der beim Börsengang vor fünf Jahren zu elf Euro ausgegebenen BVB-Aktie am Freitagmittag gegenüber Handelsbeginn kurzfristig zwar um 2,6 Prozent, fiel im weiteren Handelsverlauf aber wieder ab.

Einnahmen nur für den Schuldenabbau

Die zusätzlichen Einnahmen werden weitgehend zum Schuldenabbau und nicht für Investitionen in das derzeit nur mittelmäßige Team dienen. Für das Geschäftsjahr 2004/05 hatten die Schwarz-Gelben bereits vor Monatsfrist ungeachtet aller bisherigen Sanierungsmaßnahmen einen Rekordverlust von 78,7 Millionen Euro gemeldet. Laut Watzke plant Dortmund für die laufende Saison mit einem Minus von nur noch acht Millionen Euro. Watzke betonte die Entschlossenheit zur kompromisslosen Sanierung des Klubs: "Unter dieser Geschäftsführung wird es keine finanziellen Drahtseilakte geben."

© SZ vom 15.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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