Nachruf:Der Forellenfänger

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Clever, führungsstark, vorsätzlich unseriös: Günter Siebert verkörperte mehr als ein Jahrzehnt lang das Schalker Chaos, das den Klub zum Teil bis heute auszeichnet. (Foto: Franz-Peter Tschauner/dpa)

Zum Tod von Günter Siebert, 1958 Mittelstürmer von Schalkes letzter Meistermannschaft und später dreimal Präsident des Klubs.

Von Philipp Selldorf

Als Präsident von Schalke 04 hatte man früher ein spannendes, aber niemals friedfertiges Leben. Dem Rechtsanwalt Karl-Heinz Hütsch, 1976 bis 1978 an der Spitze des Vereins, wurde mal ein Sarg zugestellt, weil ihn die Leute nicht mehr wollten. In den finsteren Achtzigern, als Schalke zwischen erster und zweiter Liga pendelte, kehrte Günter Siebert zum dritten Mal auf den Thron des Klubs zurück, mit dem er 1958 deutscher Meister wurde, und den er 1967 aus den Händen des legendären Fritz Szepan übernommen hatte. Nur war der Präsidentensessel kein Thron mehr, der Verein befand sich in erbärmlichem Zustand. Ziemlich pleite und gründlich zerstritten. Der 2009 verstorbene Rolf Rüssmann, Spieler und später Manager auf Schalke, erzählte, wie ihn Siebert damals von den Kanaren anrief: "Er sagte: Hör zu, ich hab' meine Kneipe auf Gran Canaria, und Du willst doch Manager werden. Jetzt kannst du den Laden haben."

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