Nach Gewinn der Europameisterschaft:Griechenland im Siegesrausch

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Nach dem 1:0-Sieg ihrer Mannschaft über Gastgeber Portugal haben hunderttausende Griechen auf der ganzen Welt den sensationellen Titelgewinn die Nacht hindurch gefeiert. Die enttäuschten Portugiesen erwiesen sich als faire Verlierer.

Von Griechenland bis nach Australien versammelten sich jubelnde Anhänger der Mannschaft von Otto Rehagel auf den Straßen. Auch in Deutschland fuhren zehntausende Griechen in Autokorsos hupend durch die Innenstädte.

Der griechische Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis, der das Endspiel im Stadion in der portugiesischen Hauptstadt miterlebte, lobte in einem Fernsehinterview die Mannschaft: "Ich bin sehr Stolz, denn diese Spieler haben Griechenland einen großartigen Sieg beschert."

Trainer Rehhagel sagte nach dem Spiel, die griechische Mannschaft habe Fußballgeschichte geschrieben. Über seine berufliche Zukunft wollte sich der bis 2006 vertraglich an den griechischen Verband gebundene Coach, der als künftiger Bundestrainer im Gespräch ist, in den ersten Stunden nach dem Schlusspfiff nicht äußern.

"Es wäre fatal, wenn ich jetzt auch nur ein Wort über andere Dinge verlieren würde", sagte der 65-Jährige.

Ausgelassene Feiern auch in deutschen Städten

Nach einer internen Feier im Lissaboner Mannschaftsquartier steht für die griechische Mannschaft am Montag der Rückflug auf dem Programm.

Ein euphorischer Empfang in Athen ist sicher. "Drei Millionen warten auf uns in Athen. Wir werden viele Sicherheitskräfte brauchen", sagte Stürmer Charisteas. Schon in der Nacht kannte der Jubel in Griechenland kaum Grenzen.

"Die Hauptstadt und das Land brennen und beben", berichtete der griechische Rundfunk. Begeisterte Fußballfans wickelten sich in die weiß-blaue Landesfahne, sangen die Nationalhymne, tanzten auf der Straße und veranstalteten Hupkonzerte und Feuerwerke.

Auch in Deutschland lebende Griechen ließen ihrer Freude freien Lauf. Auf der Münchner Leopoldstraße feierten mehr als 10.000 Menschen. Die Fans sangen, tanzten, schwenkten griechische Fahnen und brannten Feuerwerkskörper ab. Einen Autokorso hatte die Polizei verhindert, indem sie die Straße vorher gesperrt hatte.

In der Innenstadt von Frankfurt am Main waren Ringstraßen schnell von den Autos der feiernden Fans verstopft. Am Opernplatz, den die Polizei für den Verkehr abgesperrt hatte, versammelten sich mehr als 3000 Menschen, die mit Sekt und Feuerwerken ausgelassen feierten.

In Köln strömten nach Polizeiangaben unmittelbar nach dem Abpfiff tausende Menschen auf ein eigens abgesperrtes Teilstück des Innenstadtrings. Minuten nach Spielende hatten sich 3000 bis 4000 überwiegend griechische Fans eingefunden. "Die feiern und freuen sich", sagte ein Polizeisprecher.

In Berlin versammelten sich zahlreiche Fans am Kurfürstendamm. Bundesweit war die Stimmung ausgelassen, aber friedlich - bis kurz vor Mitternacht wurden keine Zwischenfälle bekannt. Zu Freudenkundgebungen kam es auch in Frankreich und dem griechischen Teil der Mittelmeerinsel Zypern. Die Feiern in der zyprischen Hauptstadt Nikosia wurden von Bürgermeister Nikos Zambellas und dem griechischen Botschafter Christos Panagopoulos angeführt.

Portugiesen gratulieren fair

Selbst im fernen Australien feierten die Griechen den größten Erfolg in der Geschichte des griechischen Fußballs. In den Metropolen Melbourne und Sydney gingen nach dem Sieg zehntausende jubelnd auf die Straße.

Selbst der in Australien zu Besuch weilende thailändische Ministerpräsident Thaksin Shinawatra und sein australischer Kollege John Howard gratulierten der griechischen Mannschaft.

Die unglücklichen Portugiesen erwiesen sich als faire Verlierer. "Natürlich können wir nicht zufrieden sein. Die Griechen haben eine wundervolle Abwehr und nur auf unsere Fehler gewartet", sagte Trainer Luis Felipe Scolari.

Der Brasilianer hütete sich aber, die defensive Spielweise der Griechen zu kritisieren: "Sie haben das ganze Turnier so gespielt und damit Erfolg gehabt. Wir haben zu gratulieren."

© sueddeutsche.de/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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