Nach Absage der WM-Gala:Berlin und München bieten Ersatzfeier an

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Nach der Absage der großen WM-Gala durch den Fußballweltverband Fifa wird die Forderung nach einer Ersatzfeier immer lauter. Die Bürgermeister Berlins und Münchens signalisierten umgehend ihre Bereitschaft, ein Eröffnungsfest auszurichten. Doch die Fifa stellt sich quer.

Nach der Absage der Eröffnungsgala zur Fußball-Weltmeisterschaft im Berliner Olympiastadion soll es eine Feier in kleinerem Rahmen in der Hauptstadt geben. Dafür sprach sich nach dem Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit auch der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert (SPD) aus.

Der Regierende Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, hat das Brandenburger Tor als Ausrichtungsort für die WM-Eröffnungsgala angeboten. (Foto: Foto: ddp)

Der SPD-Politiker Dieter Wiefelspütz kritisierte die Absage der Fifa an die von André Heller gestaltete Gala als Blamage für Deutschland. Wowereit meinte, die Absage schade eher der Fifa als Berlin.

Mündlich und schriftlich

Er habe mit dem Fifa-Generalsekretär Urs Linsi telefoniert und werde dem Fifa-Präsidenten Joseph Blatter schriftlich anbieten, dass Berlin am 7. Juni gemeinsam mit dem Fußballweltverband auf dem Gelände der Fan-Meile vor dem Brandenburger Tor ein Eröffnungsfest für die Fans veranstalte, sagte der Berliner Bürgermeister in einem Tagesspiegel-Interview.

Der ARD sagte Wowereit am Freitagabend, er werde an der Feier teilnehmen.

Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Danckert, sprach sich ebenfalls für eine Ersatzfeier aus. Der SPD-Politiker sagte der Berliner Zeitung: "Ob mit oder ohne André Heller wäre es schön, einen festlichen Auftakt zur WM zu haben. Ein möglicher Ort wäre das Olympiastadion, doch auch das Brandenburger Tor käme in Frage." Dies entspräche den ursprünglichen Plänen der alten Bundesregierung.

Konzept von Heller

Auch der Grünen-Sportexperte Winfried Hermann plädierte für eine Feier vor dem Brandenburger Tor. In der Netzeitung schlug er eine Veranstaltung mit dem Konzept von Heller vor.

Dagegen plädierte der Vorsitzende des Ausschusses für Tourismus im Bundestag, Ernst Hinsken (CSU), dafür, die Gala nach München zu verlegen. "Das alte Olympiastadion wäre der geeignete Ort für die Gala", sagte er der Passauer Neuen Presse. Es gelte den finanziellen und den Imageschaden durch die Absage so gering wie möglich zu halten, erklärte der CSU-Politiker.

Auch der sportpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Detlef Parr sprach sich für die Ausrichtung der Eröffnungsfeier in München aus. Der aus Nordrhein-Westfalen stammende Politiker schlug am Samstag vor, "um die Situation zu retten" sollte die FIFA die Ursprungsidee aufgreifen und die Eröffnung im alten Olympiastadion in München veranstalten.

Eine schnelle Entscheidung dazu wäre in jeder Beziehung vernünftig und helfe, den bereits erlittenen Imageschaden einzudämmen, fügte Parr hinzu.

Parr äußert die Vermutung, dass zur Absage des Festes "Fehleinschätzungen und eine mangelhafte Kommunikation unter den Beteiligten" geführt habe. Den FIFA-Verantwortlichen sei die Frage zu stellen, warum sie so spät eine Entscheidung getroffen haben und ob das Controlling versagt hat. Der "wahre Grund" für das Aus sei "wohl eher finanzieller Art", vermutet der Liberale.

Münchner Olympiastadion

Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude betonte, er habe von Anfang an das Münchner Olympiastadion für die Eröffnungsgala angeboten.

Die Fifa wies jedoch den Wunsch der Stadt München zurück, die WM-Gala auszurichten. "Die Gala ist ersatzlos gestrichen", sagte der Kommunikationsdirektor des Fußballweltverbands, Markus Siegler, der Stuttgarter Zeitung.

Er könne "definitiv ausschließen", dass das Spektakel an einem anderen Ort stattfinden werde. Siegler wies erneut Vermutungen zurück, dass andere Gründe als die befürchteten Schäden am Rasen des Stadions zur Absage der Gala geführt hätten. "Die Kosten sind nicht ausgeufert, das alles hatte keine finanziellen Gründe."

"Peinlich und kein guter Start"

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Wiefelspütz, kritisierte die Absage in der Neuen Presse Hannover: "Das ist peinlich und kein guter Start." Er fürchtet einen Imageschaden: Die Ausrichtung der WM im eigenen Land erfordere eine perfekte Organisation in jeder Beziehung. Doch bereits Monate vor dem ersten Spiel träten eklatante Fehler auf.

Wowereit sagte dem Tagesspiegel: "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die drohende Schädigung des Rasens im Olympiastadion der wirkliche Grund der Absage ist." Der Bürgermeister fügte hinzu: "Ich kann nicht beurteilen, ob organisatorische Gründe, zu hohe Kosten oder ein schlechter Eintrittskartenverkauf zur Absage führten. Ich wundere mich nur, dass die Fifa die entstandenen Probleme erst jetzt entdeckt hat."

"Ohne Frage voll"

An den teuren Gala-Tickets lag es nach Ansicht Wowereits auch nicht: "Notfalls hätte man mit den Preisen noch etwas nach unten gehen und zusätzliche Werbung machen müssen. Das Olympiastadion hätten wir ohne Frage voll bekommen."

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