Münchner Stadion-Affäre:Ermittler lassen Wildmoser-Vermögen sperren

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Im Schmiergeldskandal um den Bau des neuen Münchner Fußballstadions haben die Ermittler das Vermögen des Präsidenten des TSV 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser, und seines Sohnes sperren lassen. Unterdessen ist der ehemalige Kultusminister Zehetmair als Nachfolger Wildmosers im Gespräch.

Zur Höhe des gesperrten Vermögens machte das bayerische Innenministerium keine Angaben. Dabei könne es sich sowohl um Barvermögen als auch Immobilien und andere Werte handeln, sagte der kommissarische Leiter des Bayerischen Landeskriminalamts, Johann Georg Koch.

Der Anwalt von Wildmoser senior hatte am Mittwochvormittag mitgeteilt, sein Mandant lasse von sofort an sein Präsidentamt bei 1860 München ruhen. Ob auch Wildmoser junior vorerst auf seine Ämter als Geschäftsführer der Fußball-Abteilung und der Stadion GmbH verzichtet, ist unklar.

Einen Tag nach dem Bekanntwerden der Bestechungs-Vorwürfe um das neue Münchner Fußballstadion ist ein Nachfolger für den beschuldigten 1860-Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser im Gespräch: der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair.

Der 68 Jahre alte CSU-Politiker, früher einmal Stoibers Stellvertreter als Ministerpräsident, zeigt sich nicht abgeneigt: "Ich bin nicht so demütig, dass ich sagen würde, dazu bin ich außer Stande. Die Frage ist, was hat das für Konsequenzen", sagte Zehetmair der Abendzeitung . Der ehemalige Gynasiallehrer, inzwischen Chef der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung, sagte weiter: "Zeitlich kann ich es mir vorstellen."

Auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) warb nachdrücklich für Zehetmair. Der sei ein "sehr engagierter Löwe mit großer Sachkunde".

Abgewunken hat dagegen ein weitere Christsozialer Löwenfan: Der frühere CSU-Chef und Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel sagte, er stehe sehr zu dem Verein, er brauche aber keine Funktion.

Der bisherige Löwen-Präsident Wildmoser verbrachte die Nacht zum Mittwoch im Münchner Untersuchungsgefängnis Stadelheim. Er war am Dienstag zusammen mit seinem Sohn Karl-Heinz junior sowie zwei Mittelsmännern festgenommen worden.

Umfassendes Geständnis

Unterdessen berichtete der Chef der Staatsanwaltschaft München I, Christian Schmidt-Sommerfeldt, einer der vier Festgenommenen in dem Bestechungsskandal habe umfassend gestanden. Dabei handele es sich um einen der Mittelsmänner der Affäre, nicht aber um den Präsidenten des TSV 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser.

Die Ermittler setzten den geständigen Mittelsmann laut Staatsanwaltschaft noch am gestrigen Dienstag Abend auf freien Fuß. Der Verdächtige, ein Dresdener, ist Mitarbeiter einer Immobilienfirma der Wildmosers.

Löwen-Präsident Karl-Heinz Wildmoser und sein Sohn werden beschuldigt, vor Baubeginn des neuen Stadions, in dem 2006 das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden soll, insgesamt 2,8 Millionen Euro Schmiergelder von der österreichischen Baufirma Alpine kassiert haben. Als Gegenleistung sollen sie der Firma den Auftrag zugeschanzt haben.

Guido Kambli, Anwalt von Karl-Heinz Wildmoser senior und Sohn Karl-Heinz Wildmoser junior, äußerte unterdessen die Erwartung, "dass ziemlich schnell klar werden wird, dass Herr Wildmoser senior sich strafrechtlich überhaupt nichts vorzuwerfen hat". In der DSF-Sendung Bundesliga aktuell sagte Kambli, Wildmoser sei "in diese ganzen Vorgänge und Vorwürfe, die von der Staatsanwaltschaft erhoben werden, nicht involviert".

Wegen des erheblichen Schadens erwägt nun auch der FC Bayern rechtliche Schritte gegen Wildmoser. "Wir prüfen, ob wir auch Anzeige erstatten", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß dem Berliner Tagesspiegel. Erwogen wird laut Hoeneß zudem, Wildmosers Sohn sowie die beteiligte Baufirma Alpine zu verklagen.

Zuvor hatte bereits der Münchner Oberbürgermeister Ude als Mitglied im 1860-Aufsichtsrat eine Zivilklage gegen Wildmoser und Alpine angekündigt. Ude sagte der Münchner tz, der Schaden übersteige seiner Ansicht nach die laut Staatsanwaltschaft von den Wildmosers kassierten Schmiergelder in Höhe von 2,8 Millionen Euro bei weitem.

Bei einer Polizeiaktion unter anderem in München, Dresden, Frankfurt am Main sowie Österreich und der Schweiz hatten mehr als 120 Fahnder über 30 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht, auch die Räume der Firma Alpine. Beweismaterial über das Ausschreibungsverfahren suchten sie auch beim FC Bayern, der aber als Geschädigter gilt.

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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