München:"Das Privatleben wird sicherlich eine große Herausforderung für mich bleiben"

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Oliver Kahn hat ein Buch geschrieben. Im Literaturhaus hat er es nun vorgestellt. An seiner Seite: Senta Berger. Das war zum Teil richtig lustig.

Von Thomas Becker

Danke RTL! Was hätten wir bloß ohne Euch gemacht? Pressekonferenz zur Präsentation des Oliver-Kahn-Buches "Nummer eins". Seit Dienstag sind die 180 Seiten auf dem Markt, 14,90 Euro, Verlag Droemer. Es ist keine Autobiographie, keine Abrechnung, kein Fußballbuch, sondern "Reflexionen zu Menschen und Dingen, die mir in meiner langen Karriere begegnet sind". Sagt er selber. Um den Menschen Kahn soll es gehen, den gefühlten Oli sozusagen. Tja, und da stehen sie dann im feinen Münchner Literaturhaus, die Sportreporter mit ihren Sportreporterfragen.

(Foto: Foto: AP)

Und vorne neben dem Autor gibt auch noch die Schauspielerin Senta Berger die einfühlsam Fragende. Und da soll man nun nach dem Patzer vom Werder-Spiel fragen? Nach der Unlust auf die Kapitänsbinde?

Nur gut, dass Kahn, laut Selbstauskunft auf Seite 171 "geb. 15.6.69, verheiratet, zwei Kinder, Spitzname Paul, Eigenschaften: ungeduldig, diszipliniert, ehrgeizig, wichtigste Interessen (außer Fußball): Golf, Börse, Bücher", dass dieser Oli Kahn als öffentliche Person der Zeitgeschichte nicht nur im Ressort Sport zu finden ist, sondern auch in den Abteilungen Buntes, Klatsch&Tratsch.

"Achilles und seine Ferse"

Und so waren unter den 135 Journalisten auch einige Damen von den einschlägigen BlitzFrontalSuperIllu-Magazinen mit den entsprechenden Fragen. Und die lockerten die zuweilen ins Pastoral-Philosophische lappende Lesung etwas auf.

Nicht zuletzt auch ein Verdienst des schlagfertigen Sportlers. Eine Dreiviertelstunde hatte Senta Berger, fußballerisch vorbelastet durch ihren Mann, einen ehemaligen Bayern-Torwart, aus Kahns Buch vorgelesen, Teile aus den Kapiteln, die Namen tragen wie "Zwei Hände", "Der Ball", "Gefühle", "Heldentum" oder "Erwachsen werden".

Hatte das Opus als "so klar, gescheit und uneitel" gelobt, die Idee beklatscht, dass "ein Mann mal über sich nachdenkt", den Torwart-Titan mit "Achilles und seiner Ferse" verglichen und auch ansonsten wohltuend unfußballerisch parliert.

"Ich finde das richtig"

Bis dann die Mikros frei für Journalistenfragen waren: Sportreporterfragen und BlitzFrontalSuperIllu-Magazinfragen. Nr. 1: Wie geht's weiter nach der Trennung von Verena? Kahn: "Es überrascht mich nicht, dass diese Frage als erste kommt."

Er beantwortet sie natürlich nicht, lässt sich auch von mehreren Nachfragen nicht nerven, spricht am Ende gar Lob aus: "Ich finde das richtig, dass sie so stur bleiben. Sie wollen ja an ihr Ziel."

Was wir über den Menschen Kahn erfahren? Zum Teil gar Wunderliches. "Mit meiner Tochter im Zoo eine halbe Stunde vor dem Käfig des schwarzen Panthers zu stehen, das gibt einem dann schon was." Sepp Maier, sein Torwarttrainer, hatte ihm zu Beginn seiner Zeit beim FC Bayern einmal gesagt, er bewege sich wie ein Elefant - und so was lässt ein Kahn nicht auf sich sitzen.

"Mehr als Leben und Tod"

Ein paar schnöde Fakten auf Seite 173 überraschen ebenfalls: Kahn besitzt eine für Torhüter beachtliche Kartensammlung: 26 gelbe, eine rote, zwei gelb-rote, im ersten Länderspiel gab's auch gleich eine gelbe. Wenig Überraschend, aber doch beredt die Erkenntnis im äußerst sparsamen Kapitel "Zuhause": "Das Privatleben wird sicherlich eine große Herausforderung für mich bleiben."

Schön das Wechselspiel mit Senta Berger: Sie spricht vom "intellektuellen Überbau", er vom "unhaltbaren Bereich", sie ermuntert ihn "mit dem Buch und diesen vielen pädagogischen Sätzen in die Schulen zu gehen", meint hoffentlich nicht solche, wie den bei den Engländern geklaute: "Im Fußball geht es nicht um Leben und Tod. Es geht um viel mehr."

Und dank RTL wissen wir jetzt auch, dass Kahn nicht James Bond spielen will (Kahn: "Den Gegenspieler könnte ich besser") und wir kennen nun auch einen der Träume, die sich Oli Kahn immer schon mal erfüllen möchte: "Ein, zwei Monate mit dem Boot durchs Mittelmeer, die Freiheit des Meeres genießen." Nochmals danke, RTL, echt gute Arbeit!

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