Mühsamer 1:0-Sieg für Leverkusen:Die Latte rettet

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Dank nach oben: Lucas Alario blickt nach seinem entscheidenden Treffer zum Himmel, Kevin Volland (r.) genießt. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Leverkusen sammelt drei Punkte, um der unteren Tabellenhälfte zu entfliehen. Doch das 1:0 gegen Augsburg kann nicht kaschieren, dass es dem Werksklub weiter an Esprit und Durchschlagskraft gebricht.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Mindestens acht Punkte aus den vier Spielen bis Weihnachten hat Bayer Leverkusens Fußballchef Rudi Völler vom Trainer Heiko Herrlich verlangt. "Das ist schaffbar", hat Herrlich dazu gesagt, dabei aber eher sorgenvoll als überschwänglich dreingeschaut. Im ersten dieser vier Spiele haben die Leverkusener schon mal drei Punkte geholt. Anlass zum Überschwang bot der maue 1:0 (0:0)-Sieg gegen den FC Augsburg durch ein spätes Tor des kurz zuvor eingewechselten Argentiniers Lucas Alario (75. Minute) aber nicht. Man bleibt fünf Restpunkte aus drei schwierigen Spielen schuldig: nächsten Sonntag in Frankfurt, Mittwoch darauf auf Schalke und Samstag darauf gegen Hertha BSC. Dann ist Weihnachten. Was passiert, wenn Herrlich die acht Punkte nicht zusammenbringt, sagt niemand. Herrlich hat aber das Gefühl, dass er besser liefern sollte.

Für die Augsburger war es die vierte Niederlage nacheinander. "Das ist wie eine Kassette, die man immer wieder abspielt", sagte der Torwart Andreas Luthe. In der 81. Minute hatte Dong-Won Ji nur die Latte des Leverkusener Tors getroffen. Ein Punkt wäre möglich gewesen. Ein Punkt wäre auch wichtig gewesen. "Langsam wird's brisant", sagte der Angreifer André Hahn. Trainer Manuel Baum fand: "Die Niederlage ist ärgerlich, weil wir hinten wirklich nur den einen entscheidenden Fehler gemacht haben."

Alario entscheidet drei Minuten nach seiner Einwechslung

Die Leverkusener hatten es mit einer nominell ziemlich gut besetzten Augsburger Mannschaft zu tun, vor allem offensiv: Michael Gregoritsch, André Hahn, Caiuby und Alfred Finnbogason mühten sich da um kreativen Balltransport in die gegnerische Box (Fußballmodern für: Strafraum), aber die beiden Bälle, die Finnbogason in der ersten Halbzeit aufs Leverkusener Tor drosch, verfehlten ihr Ziel ziemlich klar. In der gegenüberliegenden Box, in der die Leverkusener das Gleiche probierten, scheiterte Kai Havertz mit zwei Kopfbällen, und Charles Aránguiz schoss einen Freistoß knapp am Winkel vorbei. In einem Stadion, in dem je nach Jahreszeit und Gegner schon mal etliche Plätze leer bleiben (so wie auch diesmal), wurde das seriös betriebene taktische Ping-Pong routiniert beobachtet. Also still.

Den ersten Aufreger gab es drei Minuten nach der Pause, eine klassische Rudelbildung unter Beteiligung großer Teile beider Belegschaften. Das produzierte ein bisschen zusätzliches Adrenalin, die Leverkusener jedenfalls schossen in den anschließenden Minuten in allerhand Variationen und aus mehreren Distanzen auf das Augsburger Tor. Sie verfehlten es aber derart deutlich, als wollten sollten veranschaulichen, warum diese Mannschaft in der Tabelle bislang nicht besser steht. Es gab einzelne Pfiffe aus den Leverkusener Tribünenblöcken. Selbst einige der routinierten Zuschauer fragten sich womöglich, wofür sie so viel Geld bezahlen. Ein Vergnügen war das Zuschauen jedenfalls nicht.

18 Minuten vor dem Ende brachte Herrlich seine Stürmer Alario und Julian Brandt ins Spiel. Alario hatte in dieser Saison zuvor noch überhaupt kein Tor geschossen und war eines der Gesichter der Leverkusener Mittelmäßigkeit. Wohl auch deshalb waren alle sehr erleichtert und begeistert, als ausgerechnet er nur drei Minuten nach seiner Einwechslung das 1:0 erzielte. Erst jetzt wurden die Augsburger aktiver, Ji schoss an die Latte, der Ausgleich wäre noch möglich und nicht einmal unverdient gewesen. "Glück gehabt", sagte Leverkusens neuer Sportdirektor Simon Rolfes kurz und knapp. Der Trainer Heiko Herrlich aber fand: "Der Sieg geht absolut in Ordnung." Für neue Euphorie auf dem Weg nach oben sorgte er freilich nicht.

© SZ vom 09.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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