MSV Duisburg:Tätlichkeit eines Trainers

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Skandal in der Bundesliga: Duisburgs Coach Norbert Meier streckt den Kölner Spieler Streit per Kopfstoß nieder.

Mit einer in der Bundesliga nicht dagewesenen Tätlichkeit und einer fast ebenso unsportlichen anschließenden Schauspieleinlage hat Trainer Norbert Meier vom MSV Duisburg beim 1:1 (1:1) in der Nachholpartie gegen den 1. FC Köln für einen handfesten Skandal gesorgt. Der 47-Jährige verlor am Dienstag in der 82. Minute an der Seitenlinie nach einem Wortgefecht mit dem FC-Profi Albert Streit die Nerven, versetzte dem Kölner eine Kopfnuss und sank daraufhin theatralisch zu Boden.

Die Chronologie des Skandals: Norbert Meier gibt Albert Streit eine Kopfnuss und lässt sich dann fallen. (Foto: Foto: dpa)

Daraufhin kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen mehreren Kölner und Duisburgern Spielern. Die Partie musste minutenlang unterbrochen werden. Nachdem Schiedsrichter Manuel Gräfe die Rudelbildung aufgelöst hatte, zeigte er beiden Streithähnen Rot.

Kölns Trainer Uwe Rapolder war nach dem Abpfiff fassungslos. "Die Bilder sprechen für sich. Man kann die Nerven verlieren, aber der Täter sollte nicht die Opferrolle einnehmen und sich fallen lassen", sagte der FC-Coach noch in erstaunlich gefasstem Ton. Duisburgs Präsident Walter Hellmich herrschte Rapolder dennoch an und nahm seinen Trainer selbst nach Ansicht der Zeitlupe in Schutz: "Norbert Meier ist einer der ruhigsten Trainer. Diese Szene will ich nicht beurteilen. Er sagte mir, er sei in gröbster Weise beleidigt worden." Meier selbst räumte in der Pressekonferenz ein, er habe sich hinfallen lassen.

Wieder Probleme bei einem Köln-Spiel

"Ich denke, das ist eine normale Reaktion. Schließlich habe ich eine Wunde davongetragen, wie jeder sehen kann." Streit habe ihn vor seiner Aktion derb beleidigt, hob Meier hervor und kam zu dem verblüffenden Fazit: "Von einer Kopfnuss von meiner Seite kann keine Rede sein. Ich rechne nicht mit einer Sperre. Ein Spieler darf sich vor einem Trainer nicht so aufbauen."

Erst am Nachmittag wurde Kölns umstrittener Verteidiger Alpay vom Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen seines Ellenbogen-Stoßes gegen Guy Demel beim 1:3 beim Hamburger SV am vergangenen Samstag für vier Spiele gesperrt. Damit wird der DFB im Zusammenhang mit einem Köln-Spiel wieder auf den Plan gerufen.

Das wichtige Nachholspiel geriet deshalb zur Nebensache. Das war doppelt schade, weil die 30 285 Zuschauer in der MSV-Arena bis zu dieser Szene ein packendes Spiel gesehen hatten, in dem der Kölner Stürmer Matthias Scherz durch drei vergebene Großchancen der eigenen Mannschaft den Sieg stahl. Während die Gäste aufgrund des besseren Torverhältnisses den punktgleichen 1.FC Nürnberg vom 15. Tabellenplatz verdrängten, bleiben die "Zebras" nach dem Unentschieden im "6-Punkte-Spiel" (MSV-Präsident Hellmich) Vorletzter.

Fußball wurde auch noch gespielt

Im rheinischen Derby hatte der Ex-Kölner Dirk Lottner maßgeblich die Duisburger Führung eingeleitet. Der Mittelfeldspieler flankte nach einem abgewehrten Eckball in den Strafraum auf den freistehend Ahanfouf, der den Ball zum 1:0 in Winkel zirkelte (4.). Die Gastgeber kontrollierten das abwechslungsreiche Bundesligaspiel und wurden immer dann gefährlich, wenn der häufig ungedeckte Lottner steil in die Spitze spielen konnte.

Ein Stellungsfehler von Uwe Möhrle, der einen langen Ball von Rahn unterlief, begünstigte den Kölner Ausgleich durch Podolski, der Torhüter Georg Koch umkurvte und das 1:1 erzielte (30.). Zwei Minuten später sah der Nationalstürmer Gelb und fehlt am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Werder Bremen. In der zweiten Halbzeit wurden die Gäste mit zunehmender Spielzeit immer stärker und hätten nach gut herausgearbeiteten Offensivaktionen den Sieg verdient gehabt.

© SZ vom 7.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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