MSV Duisburg:Mensch, traumhaftes Wetter!

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Duisburgs Trainer Jürgen Kohler gibt sich kommunikativ wie ein Animateur im Ferienklub - nur über seine eigene Zukunft spricht er nicht.

Ulrich Hartmann

Auf der Suche nach einem womöglich nervösen Trainer des MSV Duisburg begegnete man in dieser Woche einem blendend gelaunten Animateur aus dem Ferienklub. "Mensch, traumhaftes Wetter!", flötete Jürgen Kohler mit der Überschwänglichkeit des seligen Dauerurlaubers.

Er freute sich extrovertiert auf das Heimspiel gegen den FC Bayern ("schönes Spiel, da können wir nur gewinnen!"), und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glauben, da genießt einer sein junges Trainerleben wie den Frühling nach einem langen Winter.

Doch Kohlers sonniges Gemüt versucht dieser Tage nur die Melancholie zu kaschieren, in die der Duisburger Fußball wieder mal hineingeraten ist. Dass nach der Heimkehr der in Frankfurt mit 2:5 deklassierten Fußballer am vergangenen Samstag 150 erboste Fans zur Aussprache an der MSV-Arena warteten, wertet Kohler als "'ne gute Geschichte", denn so habe man sich mal richtig aussprechen können.

Kommunikation ist das oberste Gebot im drohenden Niedergang, doch ausgerechnet, wenn es um Kohlers Zukunft in Duisburg geht, wird aus dem kommunikativen Klubanimateur ein verschlossener Mensch. Ob er mit dem MSV auch in die zweite Liga gehen wolle, wird Kohler derzeit häufig gefragt, zumal es anlässlich seiner Präsentation in Duisburg vor drei Monaten hieß, er habe einen Vertrag bis 2007 unterschrieben, der auch für die zweite Liga gelte - doch Kohler verweigert ein klares Bekenntnis zum MSV.

Das Konzept ist ein Geheimnis

"Ich muss alles ausblenden und mich nur aufs Spiel gegen die Bayern konzentrieren", sagt er und presst seine Lippen zusammen. Im Februar habe man zusammengesessen und ein Konzept für die Zukunft entwickelt, sagt Kohler knapp. Was da drin steht? Ob er in diesem Konzept selbst vorkommt? Daraus macht er ein Geheimnis.

Kohler, ehedem Nachwuchstrainer beim DFB und Sportdirektor bei Bayer Leverkusen, hat im Januar mit aufgekrempelten Ärmeln erstmals eine Klubmannschaft übernommen, der er unter Zuhilfenahme eines Psychologen und eines Ernährungsberaters die Erstligatauglichkeit beizubringen gedachte. Doch die Probleme saßen tiefer.

Kohlers Vorgänger Norbert Meier, der seinen Job nach einem Kopfstoß gegen den Kölner Albert Streit verlor, hatte eine Mannschaft zusammengestellt, in der allenfalls der Torwart Georg Koch und der Stürmer Klemen Lavric Bundesliganiveau besaßen. Im Winter durfte Kohler vier Spieler zukaufen, von denen Marco Caligiuri und Mihai Tararache das Niveau steigerten, während über den südkoreanischen Stürmer Jung-Hwan Ahn ein Leserbriefschreiber schimpfte, von diesem Geld hätte man dem Duisburger Zoo besser eine Überdachung spendiert.

Erst mal den Klassenerhalt schaffen

Duisburg gewann von neun Spielen unter Kohler nur zwei, doch der Trainer verweigert eine Diskussion über seine Zukunft in der zweiten Liga und rechnet lieber beharrlich vor, wie der Klassenerhalt erreicht werden kann. "Ich gehe fest davon aus, dass wir drin bleiben", sagt auch MSV-Boss Walter Hellmich, "aber ich habe natürlich mit Jürgen Kohler über den Fall des Abstiegs gesprochen, und da waren wir uns einig, dass wir nächstes Jahr gleich wieder aufsteigen - so ist er eingestellt worden."

Hellmich sagt, für ihn stehe außer Zweifel, dass der Trainer Kohler mit dem MSV in die zweite Liga hinuntergehe, "schließlich haben wir einen Vertrag dafür". Der Trainer werde bleiben und der Großteil der Mannschaft auch, man müsse den sofortigen Wiederaufstieg anstreben. "Es geht ja gar nicht anders", sagt der Dinslakener Bauunternehmer, "denn wir haben hier etwas aufgebaut."

Dass Kohler sich über die mittelfristige Planung so zurückhaltend zeigt, macht Hellmich nicht nervös. "Ich kann ihm ja nicht jeden Tag sagen, wie er sich in der Öffentlichkeit äußern soll", sagt Hellmich. Aber zunächst einmal hat man sich ohnehin darauf geeinigt, so lange vom sicheren Erreichen des Klassenerhalt zu sprechen, bis dieser rechnerisch nicht mehr möglich ist. "Der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt!", schwärmt Kohler vom FC Bayern. Als gäbe es kein Morgen.

© SZ vom 25.03.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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