Mitchell Weiser wechselt:Zum Necken nach Berlin

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Köln - München - Hertha: Mitchell Weiser, 21, kam 2012 vom 1. FC Köln zum FC Bayern, blieb dort bei den Profis aber bis zuletzt fast nur Ersatzspieler. (Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images)

Mitchell Weiser, bis zuletzt nur Joker bei den Bayern, sucht einen festen Platz in einem Bundesliga-Kader. Nun wechselt er von den Münchnern zur Hertha. Beim Hauptstadtklub soll er einen Vertrag bis 2018 unterschreiben.

Von Sebastian Fischer, München

Es gibt zwei Geschichten, die viel erzählen über die Jahre des jungen Fußballers Mitchell Weiser beim FC Bayern. Die erste: Eines Tages, die Bayern spielten später Champions League in Manchester, summte Weisers Handy in München, die SMS kam von einem Mitspieler: Weiser möge bitte schnell zum Flughafen kommen, er sei nachnominiert, der Flug reserviert. Weiser eilte, doch reserviert war gar nichts: Es war der 1. April 2014.

Die andere ist gar nicht so lange her. Da durfte Mitchell Weiser für die Bayern gegen Hertha BSC spielen. Er neckte drei Berliner auf der Außenbahn und passte mit großer Übersicht in die Mitte, wo Bastian Schweinsteiger traf - das späte 1:0, der 25. Meistertitel stand fest. Sportchef Matthias Sammer sprach von einem "Weltklassetor".

Er meinte die Vorlage. Mitchell Weiser, 21, hat es nicht immer leicht gehabt beim FC Bayern, seit er im Sommer 2012 vom 1. FC Köln kam. Aber zuletzt, in der Bundesliga-Rückrunde, hat er gezeigt, dass tatsächlich viel von dem Talent in ihm steckt, das man ihm nachsagt. In München hatten sie dem Junioren-Nationalspieler gar eine Vertragsverlängerung in Aussicht gestellt. Doch Weiser hat sich, wie der kicker berichtet, offenbar anders entschieden: Er wechselt nach Berlin. Bei der Hertha soll er einen Vertrag bis 2018 unterschreiben.

Diese Personalie erzählt auch ein wenig über den FC Bayern. Der bastelt gerade mal wieder an seinem Weltklassekader herum. Für den Weltklassetorvorbereiter Weiser ist offenbar kein Platz mehr, weil auf seiner Position, der rechten Außenbahn, eingekauft werden soll. Arjen Robben ist oft verletzt, Verteidiger Rafinha oft allein unterwegs. Namen wie der des Franzosen Antoine Griezmann (Atlético Madrid) oder des Argentiniers Angel Di Maria (Manchester United) werden gehandelt.

Klar, Weisers Wechsel sagt auch etwas über Weiser selbst. Er will sich in Zukunft nicht mehr irritieren lassen, weder von seinen Mitspielern noch von seinem Klub. Weiser ist ein wenig gereift in drei Jahren beim Rekordmeister, als Fußballer und Angestellter mit professioneller Arbeitsweise, das hat sogar Sammer gelobt. In seinem ersten Jahr wurde Weiser noch in die zweite Liga zum 1. FC Kaiserslautern verliehen, danach spielte er viel für die U23 in der Regionalliga. In der jüngsten Bundesliga-Rückrunde hatte er zwölf Einsätze in der ersten Mannschaft, schoss ein Tor, bereitete vier vor, stand sogar im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund in der Startelf. Weiser will jetzt mehr: In Berlin winkt ihm ein Stammplatz.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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