Meister Bayern:Beginn der Ära Magath

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Meistertitel Nummer 19 ist gesichert. Doch das reicht Meistertrainer Felix Magath und seinem Team noch lange nicht: "Dieser erste Titel soll nur der Anfang sein". Die nächste Trophäe wollen die Münchner in Berlin sichern.

Die 19. deutsche Meisterschaft war noch keine fünf Minuten alt, der weißbiergetränkte Anzug noch nicht getrocknet, da träumte Felix Magath bereits vom Beginn einer neuen Ära.

Sichtlich in Partylaune: Bayern-Coach Felix Magath bei der spontanen Meisterfeier in München. (Foto: Foto: AP)

"Mein erster Titel soll nur der Anfang sein. Ich hoffe, in vier Wochen folgt mit dem Pokalsieg der zweite. Meine Zeit bei den Bayern soll so eine erfolgreiche werden, wie die meines Vorgängers Ottmar Hitzfeld", sagte der Trainer von Bayern München.

Im Mannschaftsbus gab es anschließend Stimmungshits wie "Biene Maja" und Konfetti-Regen für den Coach, und auch bei der Ankunft am Münchner Flughafen um 20.46 Uhr schien der sonst so ruhige und besonnene Magath noch völlig entrückt.

Im schlabbrigen Meister-Shirt und einer zu weiten Trainingshose kletterte er breit grinsend aus der Chartermaschine - und schon in der Eingangshalle ging die Party vor mehr als einem Dutzend Kamerateams und Fotografen sowie etwa hundert Fans weiter.

Magath sprach von einer "Riesenerleichterung und Riesenfreude". Im Restaurant Seehaus im Englischen Garten starteten der Trainer und sein Team dann am Samstagabend ab 22.00 Uhr den "Meistertanz in den Mai". Mit einem Duplikat der "Salatschüssel" - das Original gibt es voraussichtlich beim Bundesliga-Heimspiel am 14. Mai gegen den 1. FC Nürnberg -, ihren Frauen bzw. Partnerinnen sowie ausgewählten Gästen sangen und tranken Magath und Co. noch bis etwa 4.30 Uhr in der Früh weiter.

"Es war noch dunkel, als ich nach Hause kam", meinte Magath, der zur Feier des Tages sogar eine Lederhose angezogen hatte, am Sonntag: "Aber ansonsten kann ich mich an fast nichts mehr erinnern." Auch Kapitän Oliver Kahn, der in der Pfalz verletzt gefehlt hatte und der letzten Meisterfeier vor zwei Jahren fern geblieben war, jubelte diesmal mit.

"Ich habe im Stillen ein Fläschchen aufgemacht und mich gefreut", sagte der National-Torhüter. Und selbst DFB-Kapitän Michael Ballack, der die Pressekonferenz nach dem Spiel noch geschwächt absagen musste ("Ich bin zu betrunken"), hatte beim Rückflug anscheinend wieder Kräfte gesammelt.

Einen "Ausfall" hatten die feiernden Bayern dann aber doch noch zu beklagen. Manager Uli Hoeneß zog sich beim Fluchtversuch vor den Weißbier-Duschern Mehmet Scholl und Hasan Salihamidzic einen Muskelfaserriss zu und musste, als er um 1.30 Uhr aus Mainz vom ZDF-Sportstudio zur Feier stieß, auf eine Tanzeinlage verzichten.

In der Stunde des Triumphes gab sich Hoeneß aber großzügig. "Alle unsere 120 Angestellten bekommen ein Extra-Gehalt, und zwar von der Telefonistin bis zum Platzwart", sagte er und kündigte einen Party-Marathon an: "Die Mannschaft wird jetzt zwei bis drei Wochen feiern. Dann werden wir uns aber konzentriert auf das Pokalfinale gegen Schalke vorbereiten. Denn die Fans erwarten von uns, dass wir Schalke in dieser Saison noch schlagen."

Die Bundesliga-Duell hatten die Königsblauen für sich entschieden, am 28. Mai steht in Berlin der dritte Vergleich auf dem Programm.

Auf die obligatorische Fete auf dem Marienplatz muss der FCB aber wohl verzichten - der Rathaus-Balkon ist wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Nach dem Spiel gegen Nürnberg am 14. Mai soll deshalb in der Allianz-Arena gefeiert werden.

Während die Planungen dafür hinter den Kulissen laufen, ließ Hoeneß am Samstag die Saison nochmal in aller Öffentlichkeit Revue passieren. "Mit Magath und der Mannschaft trafen anfangs Welten aufeinander", meinte er. Beim Champions-League-Spiel im September bei Maccabi Tel Aviv (1:0) habe er den Trainer beim Halbzeitstand von 0:0 angeschaut und gesagt: "Das darf doch nicht wahr sein."

Erst das 4:0 gegen Ajax Amsterdam in der "Königsklasse" habe die Wende zum Guten eingeleitet - auch, weil sich Magath und die Spieler aufeinander zubewegt hätten.

Hoeneß hält seine Bayern mittlerweile für so gefestigt, dass er fest von einem Sieg im DFB-Pokal-Finale gegen Schalke ausgeht. "Dreimal in einer Saison verlieren wir nicht gegen die", sagte er.

In der kommenden Spielzeit sei mit Bayern ebenso zu rechnen - auch ohne Neuverpflichtungen. "Wir müssen nicht noch 17 Leute kaufen, sondern unsere Spieler an ihre Leistungsgrenze führen. Wir bekommen in Philipp Lahm einen Nationalspieler dazu und brauchen noch Ersatz für Robert Kovac in der Innenverteidigung. Das ist alles."

Er hasse das Spiel ohne Grenzen, das etwa der englische Meister FC Chelsea London mit den Millionen Euro von Öl-Milliardär Roman Abramowitsch spiele. "Es macht viel mehr Spaß, die Champions League ohne das Geld von Herrn Abramowitsch zu gewinnen", sagte Hoeneß. Und genau das wolle der FC Bayern im Jahr 2006 tun.

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