Markus Winkelhock:"Es ist etwas ganz Besonderes"

Lesezeit: 2 min

Markus Winkelhock feiert sein Formel-1-Debut auf der Strecke, auf der sein Vater sein letztes Rennen bestritt. Sein Ziel bleibt ein festes Cockpit in der Königsklasse.

Mutter Martina kann das Formel-1-Debüt von Markus Winkelhock vor lauter Nervosität nicht einmal vor dem heimischen Fernsehgerät verfolgen. "Sie hat am Anfang komisch geschaut, mir dann aber viel Glück gewünscht. Sie hat einerseits Angst um mich, andererseits freut sie sich", schilderte der Pilot die Reaktion und Gefühle seiner Mutter, als er sie über seinen Einsatz für das Spyker-Team beim Großen Preis von Europa informiert hat.

Markus Winkelhock: in der Formel 1 noch unbekannt. (Foto: Foto: dpa)

Seine beiden Onkel Joachim und Thomas, beide ehemalige Rennfahrer, kommen ebenfalls nicht an den Nürburgring, fiebern aber zu Hause mit.

Auch ohne familiären Beistand vor Ort ist sich Winkelhock sicher, dass er diese einmalige Chance nutzen kann. "Ich weiß, dass dies kein leichtes Wochenende wird. Aber ich will einen bestmöglichen, professionellen, fehlerfreien Job machen", sagte der 27 Jahre alte Schwabe aus Berglen-Steinach. "Es ist natürlich etwas ganz Besonderes, auf dem Nürburgring zu debütieren, zumal mein Vater hier sein letztes Formel-1-Rennen fuhr, wie mir meine Mutter gesagt hat."

Manfred Winkelhock, der älteste der drei Rennfahrer-Brüder, bestritt auf dem Eifelkurs am 4. August 1985 seinen 47. und letzten Grand Prix, bevor er sieben Tage später bei einem Sportwagen-Rennen im kanadischen Mosport tödlich verunglückte. Auch wenn er an seinen bekannten Vater kaum noch Erinnerungen hat - "Ich war bei seinem Tod erst fünf" -, ist dieser immer bei ihm. Markus Winkelhock trägt dessen Ehering an einer Kette um den Hals und fährt mit einem ähnlichen Helmdesign.

Der Formel-1-Frischling hofft, dass sein erster Einsatz nicht zugleich sein letzter ist, auch wenn er sich mit der Zeit danach jetzt nicht intensiv befassen will. Die ganze Konzentration gilt diesem Grand-Prix-Wochenende. "Mein Ziel ist es, in der Formel 1 zu bleiben. Aber das ist auch eine Budgetsache", wies Winkelhock darauf hin, dass er ohne zahlungskräftige Sponsoren selbst im Fall einer gelungenen Premiere kaum Chancen auf ein festes Cockpit bei Spyker hat. "Ich darf dieses Rennen ohne Mitgift fahren. Darüber hinaus muss ich aber Geld bringen."

Teamchef Colin Kolles bestätigte, dass der Spyker-Testpilot in der Eifel ohne Finanziers im Rücken für den wegen ausgebliebener Sponsorengelder ausgemusterten Niederländer Christijan Albers starten darf. "Den Ausschlag für Markus gab, dass es ein deutsches Rennen, er ein deutscher Fahrer und zudem unser Ersatzpilot ist. Es besteht die Chance für weitere Einsätze. Wie groß die ist, hängt von seiner Leistung und vielen anderen Faktoren ab, darunter Sponsoren." Er erwarte von seinem Schützling ein fehlerfreies Wochenende. Winkelhock sei ein professioneller Pilot, treffe aber in Adrian Sutil auf einen der stärksten Teamkollegen im Feld.

Winkelhock weiß, dass er angesichts seiner fehlenden Praxis keine reelle Chance gegen den Stammpiloten aus dem bayerischen Gräfelfing hat. "Es ist fast unmöglich, schneller als Adrian zu sein", sagte er. "Ich will gut gegen ihn aussehen." Nur 200 Kilometer durfte der 27-jährige vor dem Saisonstart im Spyker abspulen und fuhr dabei "nie mehr als zehn, zwölf Runden am Stück". Für die 60 Runden auf dem 5,148 Kilometer langen Kurs fühlt er sich dennoch fit genug. Sutil hat dem Neuling schon generös Unterstützung angeboten. "Wenn er Fragen hat, kann er kommen. Es gibt keine Geheimnisse", sagte er. "Ich habe keine Angst, dass Markus schneller ist als ich."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: