Manchester United:Der Preis stimmt

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Der Milliardär Malcolm Glazer will erneut Manchester United übernehmen - diesmal mit Aussicht auf Erfolg.

Geld macht Fußball-Fans nicht unbedingt glücklich: Am Donnerstag hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte erneut Manchester United zum größten Fußballklub der Welt erklärt - jedenfalls gemessen an den Einnahmen. Doch die Aufruhr unter den Anhängern von United dämpft das keineswegs.

Die Fans sind aufgebracht. "Nicht zum Verkauf" - meinen sie auf Demonstrationen. (Foto: Foto: AP)

Denn zum dritten Mal setzt gerade der amerikanische Milliardär Malcolm Glazer zum Sturm auf den weltweit beliebtesten Fußballklub an, und diesmal könnte es ihm gelingen, Manchester United unter seine Kontrolle zu bringen. Viele United-Anhänger befürchten höhere Eintrittspreise und dass er den Traditions-Klub in eine Geldmaschine amerikanischen Zuschnitts umbaut.

Seit Mitte Oktober versucht die Glazer-Familie den Klub zu kaufen, der wie ein normales Unternehmen organisiert und an der Börse notiert ist. Vor eineinhalb Wochen hat Glazer dem United-Vorstand neuerlich seine Übernahmeabsicht formell mitgeteilt.

Es ist noch kein verbindliches Angebot an die Aktionäre, aber ein detaillierter Vorschlag. Und der Preis, den Glazer in Aussicht stellt, liegt auch ein bisschen höher: Drei Pfund will Glazer jetzt pro Aktie bezahlen.

Damit würde sich Glazer den ganzen Klub 790 Millionen britische Pfund, umgerechnet 1,14 Milliarden Euro, kosten lassen. Zwei Bedingungen stellt der Milliardär dafür: Er will vor einem verbindlichen Angebot in die Bücher des Vereins schauen, und, so heißt es in seinem Schreiben, er will, dass Vorstand und Aufsichtsrat von ManU öffentlich das Angebot ihren Aktionären zur Annahme empfehlen.

Alles ist ernster

Glazer behält sich vor, seine Bedingungen gegebenenfalls zu ändern oder fallen zu lassen und eine feindliche Übernahme (ohne Empfehlung des United-Managements) zu versuchen.

Diesmal ist die Situation ernster als bei den ersten beiden Anläufen von Glazer. Damals hatte United sich auf die Position zurückgezogen, dass man mit Glazer überhaupt erst rede wolle, wenn ein formelles Angebot auf dem Tisch liege.

An seinem Widerstand gegen die Übernahme hält das Board - das gemeinsame Gremium von Vorstand und Aufsichtsrat, das an der Spitze britischer Aktiengesellschaften steht - auch heute noch fest: "Ungeachtet des Preises ist es unwahrscheinlich, dass das Board das Angebot als eines empfehlen wird, das im besten Interesse von Manchester United liegt."

Doch inzwischen gibt es offensichtlich Druck von großen Aktionären: Der in Aussicht gestellte Preis liege auf einem fairen Niveau. Und es könnte sein, dass die Mehrheit der Anteilseigner wünsche, dass Glazer ein richtiges Kaufangebot mache, heißt es in einer Mitteilung des Fußballklubs an die Börse. Deshalb ermögliche es das Management Glazer jetzt, in begrenztem Umfang die Bücher einzusehen.

Von wem der Druck auf das United-Board kommt, glauben die Fans zu wissen: Neben der Glazer-Familie, die inzwischen ihren Anteil auf 28,8 Prozent aufgestockt hat, gibt es noch zwei Großaktionäre: die beiden irischen Unternehmer John Magnier und JP McManus, die es mit Immobilien, Wetten und anderen Geschäften zu einem Vermögen gebracht haben. Ihnen gehören 29,1 Prozent der Aktien.

Bislang wollten sie von Glazers Offerte wenig wissen - soweit zu sehen ist, allerdings nicht aus prinzipiellen Gründen, sondern weil ihnen der Preis zu niedrig war. Solange sie nicht mitspielen, hat Glazer keine Chance, denn er benötigt für die Übernahme 75 Prozent der Stimmen. Inzwischen scheinen die beiden ihre Position zu ändern. Ob Glazer an der Übernahme, wenn sie ihm gelingt, Freude hat, steht auf einem anderen Blatt.

Denn wenn beispielsweise die Fans Heimspiele boykottieren - solche Drohungen kursieren - geht die Rechnung des Milliardärs nicht auf. Auch Spieler und Manager der mittleren Ebene bedenken Glazer nicht mit freundlichen Worten. Oliver Huston von Shareholders United, einer Vereinigung von Kleinaktionären, hofft jetzt auf die Standfestigkeit der Unternehmens-Spitze: "Wenn das Board bei seiner Opposition gegen das Angebot bleibt, dann ist es auch wahrscheinlicher, dass sich Spieler dagegen aussprechen, und das wird zu einer heftigen Reaktion der Kunden führen."

Höhere Eintrittspreise

Die Fans befürchten, dass Glazer die Übernahme kaum mit eigenem Geld bezahlen wird, sondern letztlich aus der Klubkasse - indem er beispielsweise das Stadion beleiht oder Anleihen begibt, die mit künftigen Eintrittsgeldern abgesichert werden.

Damit verschlechtert sich natürlich die Rentabilität des Klubs; es bleibt nicht nur weniger Geld für den Einkauf von Spielern, sondern Manchester United müsste versuchen, die Einnahmen zu erhöhen. Den einfachsten Dreh dafür bilden höhere Eintrittspreise. Zumal bei einem Klub, dessen Heimspiele regelmäßig ausverkauft sind.

Trotz der Spitzenstellung bei den Umsätzen könnte Manchester United allerdings auch noch einige andere Quellen stärker sprudeln lassen: Nach den Statistiken von Deloitte macht Manchester United zwar im Stadion und mit Fernsehrechten - sie bilden inzwischen die wichtigste Einnahme-Quelle - ein gutes Geschäft.

Bei den Umsätzen mit Fan-Artikeln und ähnlichen Geschäften dagegen liegt der Klub noch hinter Bayern München. Darauf aber setzt Glazer offenbar: Er will das Markenzeichen Manchester United nicht nur auf Kreditkarten und T-Shirts setzen, sondern weltweit auf alle möglichen Produkte und Diensteistungen. Aufgehen kann die Rechnung aber nur, wenn er die Fans nicht ganz verprellt. Gerd Zitzelsberger

© SZ vom 17.2.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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