Mainz vor dem Abstieg:Experte, bitte wechseln

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In der zweiten Liga würde das Ansehen von Trainer Jürgen Klopp leiden. Deshalb sollte er bei einem Abstieg seines beschaulichen Klubs baldmöglichst den Sprung zu einem anderen Verein wagen.

Ein Kommentar von Thomas Hummel

Für die der Fangemeinde des Jürgen Klopp gibt es an diesem Wochenende auch eine gute Nachricht. Das ZDF erklärte, dass Klopp auch als Trainer einer Zweitliga-Mannschaft Expertisen zur Nationalmannschaft abgeben darf. Bis zur EM 2008 wird der Mainzer Trainer also die Besten des Landes beurteilen und damit seinen Fans hin und wieder zur Prime Time erhalten bleiben. Die Fußball-Samstage allerdings dürften bald ohne den oft entwaffnend ehrlichen Jürgen Klopp verlaufen. Zumindest, wenn er beim FSV Mainz 05 bleibt.

Nachdenklich, frustriert: Jürgen Klopp, Trainer von Fast-Absteiger Mainz 05. (Foto: Foto: Reuters)

Es scheint unabwendbar, dass der selbst ernannte Karnevalsverein nach drei Jahren die höchste Liga verlassen muss. Zwei Spieltage noch, fünf Punkte Rückstand, ein verheerendes Torverhältnis. Dazu bei nur einem Punkt in den vergangenen sieben Spielen in einem Negativ-Lauf gefangen. Dass diese Talfahrt ausgerechnet bei den Gipfelstürmern in Stuttgart zu Ende gehen sollte, daran mochten nur die größten Optimisten glauben. Auch wenn der Motivator Klopp vorher so tat, als wäre dies gar nicht so schwer.

Nach dieser weiteren Pleite spulte Klopp einige eloquente Sprüche herunter, um dann doch wieder zu sagen, wie es war: "Ich bin jetzt auch einigermaßen leer." Auch er weiß: Nur ein kleines Wunder kann Mainz noch in der Liga halten, auch wenn die restlichen Gegner nicht gerade Furcht einflößen: Absteiger Mönchengladbach daheim und dann, naja, in München, bei den Bayern.

Es ist schade um diesen Verein, der besonders im heimischen Stadion am Bruchweg so viel Freude versprüht. Doch ein alternativ-fröhliches Image allein reicht selten lange in der Bundesliga. Siehe Freiburg, dass seit Jahren zwischen erster und zweiter Liga pendelt. Mainz konnte vor der Saison einige Abgänge wie Antonio da Silva oder Michael Thurk nicht kompensieren. Im Winter holten sie Mohamed Zidan und Leon Andreasen aus Bremen, die zunächst scheinbar Mainz zur Meisterschaft schießen wollten. Doch bald stellten sich die Gegner besser auf das neue Mainz ein und es ging wieder bergab.

Am Ende reicht es wohl nicht. Auch wenn man bei Jürgen Klopp nie weiß, welche Psycho-Tricks ihm bis nächste Woche einfallen, um "die Jungs" wieder aufzubauen. Für den Klub ist es keine Katastrophe, mal wieder einen Anlauf in der zweiten Liga zu machen. Irgendwann werden die Mainzer ein neues Stadion bauen, sie werden dann mehr Geld haben und wieder zurückkehren. So lange sollte Jürgen Klopp allerdings nicht warten. Denn mehr als ein Jahr zweite Liga will nicht einmal das ZDF hinnehmen. Dann ist es vorbei mit dem Experten-Dasein und auch mit dem Respekt, der ihm überall entgegengebracht wird. Klopp sollte bei einem Abstieg schnellstmöglichst den Verein wechseln. Heraus aus dem beschaulichen Mainz und sich im Hire-and-Fire-Geschäft Bundesliga beweisen. Übrigens: Beim FC Bayern hört man schon länger, die dortigen Macher seien sehr angetan vom Trainer Klopp.

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