Liverpool spielt 1:1 bei Tottenham:Mehr Fußball als Fetisch

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Jürgen Klopp gewinnt mit dem FC Liverpool wieder nicht. In der Tabelle bewegen sich die Reds im Nirgendwo, konstant ist nur die Inkonstanz. Deshalb kommt am Trainer bereits Kritik auf.

Von Filippo Cataldo, Liverpool/München

Dreimal hat Jürgen Klopp mit seinen Spielern des FC Liverpool in der Premier League gegen Tottenham Hotspur gespielt. Die Ergebnisse: 0:0, 1:1, 1:1. Könnte dieser Text nun also enden mit der simplen Feststellung, dass Klopps Liverpool und Mauricio Pochettinos Spurs sich halt gegenseitig neutralisieren und Unentschieden mit wenigen Toren dann eben das logische Ergebnis sind?

Nicht, wenn es nach Klopp geht. Denn der konnte mit dem 1:1 am dritten Spieltag der Premier League durchaus etwas anfangen. "Unsere ersten Spiele gegeneinander waren Pressing- und Gegenpressing-Festivals. Heute war es anders, heute ging es mehr um Fußball. Wir haben besser gespielt, hatten mehr Chancen und waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft", sagte er.

Nun ist es natürlich bemerkenswert, dass der Pressing- und Gegenpressingfetischist Klopp unter Fußball offenbar etwas anderes versteht, andererseits hatte der Trainer nicht ganz unrecht: Liverpool hatte ja wirklich mit offenem Visier gespielt in London und hätte den zweiten Auswärtssieg der Saison mehr verdient als das erste Unentschieden.

Liverpool reiht sich zur Zeit im Nirgendwo der Tabelle ein

"Wenn man einen Punkt in Tottenham holt, ist das für 99 Prozent der Mannschaften eine gute Sache. Unser einziger Fehler führte aber gleich zum Gegentor, das ist nicht wirklich fair. Das fühlt sich im Augenblick nicht wirklich brillant an", sagte Klopp also. Nicht brillant ist auch die Tabellensituation der Liverpooler. Mit vier Punkten aus drei Spielen reihen sich die Reds zunächst im Nirgendwo der Tabelle ein.

In der unterhaltsamen, aber doch recht zerfahrenen ersten Halbzeit war Liverpool spät in Führung gegangen. Bezeichnenderweise durch einen Elfmeter, den Linksverteidiger James Milner humorlos mit dem rechten Fuß ins linke Eck gewuchtet hatte (43.). Zuvor war Erik Lamela dem Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino ziemlich tölpelhaft unabsichtlich im Strafraum in die Hacken gelaufen. Klopp hatte den Führungstreffer mit verhaltenem Jubel quittiert. Noch weiter zuvor hatten Tottenhams Dele Alli (13.) und Liverpools Philippe Coutinho (26.) es nicht geschafft, die Konfusion der gegnerischen Abwehrreihen zum Toreschießen auszunutzen.

Richtig sauer wirkte Jürgen Klopp selbst nach dem Ausgleich nicht

In der zweiten Halbzeit erhöhten die Reds den Druck nochmal, immer wieder kombinierten sich Klopps Jungs in den Strafraum. Das sah eigentlich alles recht passabel aus. Zwischendurch traf Joel Matip, Liverpools Neuzugang vom FC Schalke, die Latte. Sadio Mané war außerdem das 2:0 wegen Abseits verweigert worden.

Liverpool war zwar spielbestimmend, fiel jedoch immer wieder mit Unkonzentriertheiten auf - die sich rächten. Danny Rose traf in der 72. Minute zum 1:1. Jürgen Klopp schüttelte sich danach etwas, richtig sauer wirkte er aber nicht. Vielleicht auch, weil der Trainer in seinen rund zehn Monaten in Liverpool gemerkt haben dürfte, dass die Inkonstanz die treueste Begleiterin seiner Mannschaft ist. Die bereits aufkommende leise Kritik am Trainer dürften indes nur Ergebnisse zum Schweigen bringen.

© SZ vom 28.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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