Leverkusen verliert 1:3:Schlechter Kaffee

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Musste einen rätselhaften Leistungsabfall seiner Mannschaft in der zweiten Hälfte beobachten: Leverkusens Trainer Heiko Herrlich. (Foto: imago/Jan Huebner)

Auch im dritten Spiel unter dem neuen Trainer Heiko Herrlich gelingt den Leverkusenern kein Sieg. Sportdirektor Rudi Völler erhöht den Druck auf Herrlich, der weiter auf die erhoffte Verstärkung im Sturm wartet.

Von Tobias Schächter, Mainz

Auch der Kaffee schmecke schlecht, bemerkte Rudi Völler mit einem Lächeln, das sehr angestrengt wirkte. Es war kein guter Tag für den Sportdirektor von Bayer Leverkusen. Auch 40 Minuten nach dem Abpfiff rätselte Völler noch, was denn nun den Ausschlag gegeben habe für diesen rapiden Leistungsabfall seiner Elf beim 1:3 (1:1) in Mainz. Es habe ja 45 Minuten alles sehr gut ausgesehen, was Bayer in Mainz gespielt habe, analysierte Völler, die Mannschaft von Heiko Herrlich führte durch ein Tor von Dominik Kohr (21.) und dominierte einen verunsicherten Gegner. Aber statt das Spiel vorzeitig zu entscheiden, gestatteten die Leverkusener den Mainzern kurz vor dem Pausenpfiff den Ausgleich durch Yoshinori Muto. Und spätestens da verlor Bayer die Kontrolle und am Ende nach den jeweils ersten Bundesligatoren von Suat Serdar (57.) und Abou-Lakad Diallo (71.) ein denkwürdiges Spiel.

Vielleicht, so überlegte Völler hinterher, habe seine Elf sich nach dem 1:0 gedacht, es sei heute zu einfach hier. Selbst Völler konnte sich ja nicht an "drei so gute Halbzeiten" von Bayer in der gesamten vergangenen Rückrunde erinnern, wie sie die Elf zuletzt gegen Hoffenheim (2:2) und die ersten 45 Minuten in Mainz gespielt habe. Aber am Ende resümierte Völler enttäuscht: "Nur mit Zaubern geht es halt nicht."

Bayer steht nach der schwachen letzten Saison mit Trainerwechsel, zwischenzeitlichem Abstiegskampf und dem Verpassen des internationalen Wettbewerbes nun schon wieder im Tabellenkeller. Nur ein Punkt nach drei Spielen setze die Mannschaft nun schon ein bisschen unter Druck vor dem nächsten Heimspiel gegen Freiburg, meinte Völler. Leverkusen will ja nächstes Jahr schon wieder international spielen, am liebsten in der Champions-League. "Wir wissen, wo wir hinwollen, jetzt müssen wir sehen, dass wir schnell punkten", bemerkte Völler und nahm noch einen Schluck schlechten Kaffee.

Bayer kassiert acht Gegentore in drei Spielen

Heiko Herrlich ist nach Roger Schmidt und Tayfun Korkut der dritte Trainer in den letzten zwölf Monaten bei Bayer. Während Kollege Sandro Schwarz sich nach zwei Pleiten über seinen ersten Sieg in der Bundesliga freuen konnte, muss Herrlich auf die erste Erfolgsfeier warten. Acht Gegentore in drei Spielen seien zu viel, haderte Herrlich. Und auch der ehemalige Mittelstürmer Rudi Völler findet: "Wir kriegen zu einfach Tore, das ist ganz klar."

Nach der guten Leistung zum Saisonauftakt bei Rekordmeister Bayern München (1:3) glaubten die Leverkusener an einen Aufwärtstrend. Aber nun stellte Völler enttäuscht fest: "Nur ein Punkt gegen Hoffenheim und in Mainz ist wenig." Ein generelles Fazit wolle er erst nach einem Drittel der Saison ziehen, sagte Völler, der dafür plädierte, die Ruhe zu bewahren. Trainer Herrlich aber spürte schon, dass seine Elf nun schon ein bisschen mit dem Rücken zur Wand stehe.

Der falsch ausgeführte Anstoß von Karim Bellarabi nach dem 1:1, der mit einem Freistoß für Mainz 05 sanktioniert wurde oder der falsche Einwurf von Wendell (77.) waren nur Symptome eines schleichenden Leistungsverfalls der Leverkusener in der zweiten Halbzeit.

Leverkusen wartet weiter auf Sturm-Hoffnung Alario

Der "Schlüsselmoment des Spiels" lag für Mainz-Trainer Schwarz aber in der 24. Minute. Nur 120 Sekunden nach der Führung verstolperte Kevin Volland frei vor dem Mainzer Tor zunächst, bevor er vom zurücksprintenden Mainzer Danny Latza noch am Torschuss gehindert wurde. Hätte Leverkusens Stürmer diese Gelegenheit zum 2:0 genutzt, wäre das Spiel wohl entschieden gewesen. So aber konnte Schwarz Latzas Sprint und Grätsche von als Signal für seine Mannschaft werten: "Die Art und Weise wie wir dieses Spiel nach zwei Niederlagen zuvor und dem erneuten Rückstand noch gedreht haben, spricht für unsere Mentalität."

Die Mainzer sind also auf dem Weg mit dem neuen Trainer nun einen Schritt weiter wie die Leverkusener. Die auch noch warten auf den neuen Stürmer Lucas Alario, der seit Anfang der Woche in Leverkusen trainiert und für 20 Millionen Euro von River Plate verpflichtet werden soll. Bislang verweigert aber der Klub aus Buenos Aires mit Hilfe des argentinischen Verbandes die Freigabe. Völler erklärte, Leverkusen habe Juristen aus Deutschland und Argentinien und nun nehme alles eben seinen juristischen Lauf. Glatt will derzeit einfach nichts laufen.

© SZ vom 10.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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