Leverkusen - Cottbus:Piplica überragt

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Der 38-jährige Torwart von Energie Cottbus wehrt auch die besten Versuche von Bayer Leverkusen ab. Dessen Sportchef Völler schimpft: "Das hat mit Fußball nichts zu tun."

Sein vielerorts als Geheimtipp auf die Meisterschaft gehandeltes Team hatte sich am Abwehr-Riegel von Energie Cottbus die Zähne ausgebissen, doch statt mit den eigenen Schützlingen ging Rudi Völler mit dem Gegner hart ins Gericht. "Bei allem Respekt: Das hat mit Fußball nichts zu tun, was die spielen", schimpfte der Sportchef von Bayer Leverkusen nach dem 0:0 zum Saison-Auftakt der Fußball-Bundesliga gegen die Lausitzer, die rund 30 Meter vor dem Tor einen massiven Abwehr-Riegel aufgebaut hatten.

Diesmal wäre Piplica ohne Chance gewesen. Doch der Freistoß von Bernd Schneider klatscht an den Pfosten. (Foto: Foto: dpa)

Energie-Manager Steffen Heidrich reagierte verwundert auf den verbalen Angriff des früheren DFB-Teamchefs. "Es überrascht mich, so etwas von Rudi zu hören", sagte der Ex-Profi: "Jeder spielt, was er kann, und das ist eben unsere Spielweise. Die Gegner finden es zum Kotzen, aber wir müssen erst Punkte sammeln, bevor wir anders spielen können." Als Beispiel fügte Heidrich sogar Champions-League-Sieger AC Mailand an: "Die sind auf höherem Niveau ein Vorbild und gewinnen Spiele oft mit 1:0."

Der Cottbuser Trainer Petrik Sander war "stolz über den Punkt" und reagierte somit relativ gelassen auf Völlers Vorwürfe. "Beide Mannschaften haben versucht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Fußball zu spielen. Und bei uns sieht das eben leider so aus. Nur mit Moral, Laufbereitschaft und einem Willen über hundert Prozent haben wir eine Chance, in der Bundesliga zu bestehen", meinte der Coach und wehrte sich dagegen, dass sein Team als bloße "Kampftruppe" abgestempelt werde: "So schlimm war es auch nicht."

Dafür konnte Sander Völler sogar beruhigen, der gehofft hatte, "dass Cottbus jetzt wenigstens die ganze Saison so spielt, den anderen das Leben genauso schwer macht und nicht plötzlich auf die Idee kommt, nach vorne zu rennen". Diese "Gefahr" besteht laut Sander nicht. "Wir müssen genauso weiterspielen", versicherte er: "Wenn wir glauben, etwas verändern zu müssen, wird es schwierig für uns."

Bei Bayer regierte dennoch mehr der Ärger über den Gegner als über das zweite Spiel ohne Tor nach der 0:1-Pleite im Pokal beim Zweitligisten FC St. Pauli. "Da hatten wir zu Recht verloren. Aber diesmal kann man der Mannschaft außer der Chancenverwertung nichts vorwerfen", meinte Völler. Und Trainer Michael Skibbe sprach gar von einem "über weite Strecken tollen Spiel". Den "verdienten Sieg nach einer engagierten Leistung" hätten lediglich die fehlende Torausbeute und Energies Keeper Tomislav Piplica verhindert.

Der 38 Jahre alte Bosnier, den Sander erst wenige Tage vor dem Saisonstart als Nummer eins bestätigt hatte, zeigte ein halbes Dutzend Glanzparaden und würde selbst vom Gegner als "überragend" gelobt. Bezeichnend war die achte Minute, als er gegen den frei vor ihm aufgetauchten Torschützenkönig Theofanis Gekas parierte.

Gekas jedenfalls hat die Umstellung vom Konterfußball des VfL Bochum auf die offensivere Spielweise der Leverkusener noch nicht geschafft und wirkte teilweise wie ein Fremdkörper. "Er hat etwas unglücklich gespielt", räumte Völler ein. Doch Skibbe versprach: "Wir werden Geduld mit ihm haben. Er wird seine Tore machen."

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