Leichtathletik:Montgomery vor Olympia-Ausschluss

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Olympia - der Traum eines jeden Sportlers. Für Tim Montgomery, Weltrekordler über 100 Meter, scheint Athen jedoch in weite Ferne zu rücken. Grund: Der Amerikaner wird des mehrfachen Dopingmissbrauchs bezichtigt.

100-m-Weltrekordler Tim Montgomery steht vor dem Ausschluss von den Olympischen Spielen in Athen. Die US-amerikanische Anti-Doping-Agentur Usada hat im Zuge der Ermittlungen gegen das kalifornische Doping-Labor Balco Anklage gegen den Partner der ebenfalls unter Dopingverdacht stehenden dreifachen Leichtathletik-Olympiasiegerin Marion Jones erhoben und für Montag eine Vernehmung Montgomerys angeordnet.

Unter Dopingverdacht: Tim Montgomery (Foto: Foto: dpa)

Nach Informationen der San Jose Mercury News forciert die Usada sogar eine lebenslange Sperre für den Sprinter - ebenso wie für die ehemalige 200-m-Hallenweltmeisterin Michelle Collins.

Montgomerys Anwalt Howard Jacobs ging gleich in die Gegenoffensive und bezeichnete das Vorgehen der Usada als "Schritt zu einem Urteil auf der dünnsten Basis von Indizien". Die Mitglieder des Entscheidungsgremiums seien nicht unabhängig, die Anklage gegen seinen Mandaten beruhe auf vagen Behauptungen, und im gesamten Prozess fehle es grundsätzlich an Fairness. Jacobs überdies: "Der Usada-Brief beschuldigt Tim nicht, verbotene Substanzen genommen zu haben."

Es sei nur pauschal von einem Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln die Rede. Der Usada liegen nach Recherchen der Los Angeles Times jedoch Unterlagen vor, die belegen, dass Montgomery fünf verbotene Steroide, Wachstumshormone (HGH), das Blutdopingmittel EPO und Insulin verabreicht wurden. Überdies gehe aus den Usada-Papieren hervor, dass der Sprinter bereits seit 2000 manipuliert habe. Den Weltrekord über 100 m (9,78) lief der Amerikaner im September 2002 in Paris.

Akzeptieren Montgomery und die ebenfalls wegen ihrer angeblichen Verwicklung in den Balco-Skandal von einer lebenslangen Sperre bedrohte Michelle Collins den rigorosen Usada-Bann nicht, können sie das amerikanische Schiedsgericht AAA oder den in Lausanne ansässigen internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen.

Montgomery und Collins sind zwei von vier US-Sprintern, die in den letzten Tagen einen Usada-Brief mit dem Vorwurf von Dopingvergehen im Zusammenhang mit dem Balco-Skandal erhielten. Die beiden anderen sind der 400-m-Olympiazweite Alvin Harrison und Chryste Gaines.

Auch Marion Jones befindet sich weiterhin im Kreuzfeuer der US-Dopingfahnder. Allerdings wurde Montgomerys Lebensgefährtin bislang nicht von der Usada angeklagt. Ebenso wie ihr Partner bestreitet Jones nach wie vor die Einnahme unerlaubter Substanzen. Derweil übte der neunmalige Olympiasieger Carl Lewis Kritik an Wada-Chef Dick Pound: "Ich halte es für unaufrichtig von ihm, weiter amerikanische Sportler zu attackieren und sich so zu verhalten, als habe er einen Heiligenschein."

Andererseits lobte Lewis die konsequente Linie der Anti-Doping-Agenturen: "Schon vor 20 Jahren habe ich eine unabhängige Agentur für Dopingkontrollen gefordert. Ich applaudiere der Usada und der Wada. Ich finde ihr aggressives Vorgehen im Thema Dopingtests gut. In fünf Jahren wird das Prozedere alltäglich sein."

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