Legendäre Loser Teil II:Der schlechteste Skispringer aller Zeiten

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Eddie "the eagle" Edwards hatte ein Dauerabonnement auf den letzten Platz. Dennoch wird der kleine Mann mit den dicken Brillengläsern in seiner Heimat Großbritannien bis heute verehrt.

Von Fritz Niemann

Der junge Michael Edwards träumte davon, Teilnehmer der Olympischen Spiele zu werden. Doch er war nicht besonders sportlich, Versuche im Judo, Pferdesport oder Volleyball mussten deshalb erfolglos bleiben.

Doch dann kam ihm die rettende Idee: In Großbritannien gab es keinen Skispringer - und so wurde er der Herr der Lüfte Albions.

Eher mickrig

Im März 1987 gelang ihm ein Satz auf 73,5 Meter. Im internationalen Vergleich war das eher mickrig - doch es reichte aus, um Edwards konkurrenzlos zum britischen Rekordhalter zu machen.

So löste er seine Eintrittskarte zu den XV. Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary. Der Wettbewerb wurde vom Finnen Matty Nykänen dominiert und doch stahl ihm "die fliegende Gurke", wie die Zuschauer ihn nannten, die Show.

Eddie "the eagle", mit 1,65 Metern eher kleinwüchsig, war extrem kurzsichtig. Seine lupendicken Brillengläser, der schiefe Kiefer und sein breites Grinsen verliehen ihm ein ziemlich skurriles Aussehen.

In Calgary gelang es ihm auf der Normalschanze nicht, weiter als 55 Meter zu springen. Der Abstand auf den Vorletzten, den Spanier Pujol Sola, war gigantisch.

Lapidarer Kommentar

Auch auf der Großschanze wurde es nicht besser. Doch die beiden Springer, die in der Wertung vor dem letztplatzierten Edwards landeten, stammten aus Kanada. Und so war sein lapidarer Kommentar: "Es war heute einfach nicht der Tag der Commonwealth-Springer".

Die Zuschauer hielten bei seinen Sprüngen regelmäßig den Atem an - wird Eddie "the eagle" heil landen? Für viele war er die Verkörperung des olympischen Geistes. Ohne Geld, Trainer und mit geliehener Ausrüstung in Calgary angetreten, wurde er auch ohne Medaillen zum Nationalhelden.

Sein Kommentar dazu: "Zum Skispringen muss man geboren sein, denn wenn man nicht geboren ist, kann man auch nicht Skispringen".

Edwards nutzte seine Popularität, versuchte sich als Sänger ("Fly, Eddie, fly!"), drehte Werbespots und trat regelmäßig in Talkshows auf. Walt Disney wollte einen Zeichentrickfilm über ihn drehen.

Schnell wurde er sehr reich, doch leider konnte der gelernte Maurer nicht damit umgehen. Er vertraute sein Vermögen falschen Freunden an und kaufte sich dicke Sportwagen. 1991 wurde "the eagle" von einem Gericht für bankrott erklärt.

Internationaler Spott

Auch seine sportliche Karriere war mittlerweile beendet, da der britischen Verband sich nicht länger dem internationalen Spott aussetzen wollte und die FIS ein neues Qualifikationssystem eingeführt hatte. Es war nun schwieriger ein Startrecht für die Wettbewerbe zu erlangen - zu schwierig für die "fliegende Gurke".

Heute lebt der 39-jährige mit seiner Frau im englischen Woodchester und möchte nach einem erfolgreich abgeschlossenen Jurastudium bald ganz solide als Rechtsanwalt arbeiten.

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