Laura Dahlmeier:"Der Moment ist gekommen"

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„Aus is ’und gor is’, sagt man bei uns“: Laura Dahlmeier, noch einmal gefeiert in Gelsenkirchen. (Foto: Revierfoto/imago images)

Einmal noch hat Olympiasiegerin Laura Dahlmeier die Biathlonwaffe aus dem Schrank genommen - aber der Abschied beim Rennen auf Schalke ist endgültig.

Die Frage musste natürlich kommen nach ihrer beeindruckenden Abschiedsvorstellung in der Schalker Fußballarena. Aber "endgültig" heißt "endgültig", machte Laura Dahlmeier, 26, mit einem milden Lächeln und ihrem bayerischen Charme klar: "Aus is und gor is, sagt man bei uns." Ein Comeback im Biathlon wird es nicht geben. Auch wenn Laura Dahlmeiers letztes Karriererennen bei der World Team Challenge vor 46 412 Zuschauern in Gelsenkirchen noch einmal ihre fantastischen Fähigkeiten in Erinnerung rief. Ohne sich besonders auf das alljährliche Spektakel vor dem Jahreswechsel vorbereitet zu haben, ohne viel Training, lief die zweimalige Olympiasiegerin problemlos in der absoluten Weltspitze mit.

"Ich habe das ein paar Jahre auf Top-Niveau machen dürfen. Aber irgendwann ist die Zeit gekommen, Servus zu sagen, und der Moment ist jetzt gekommen", sagte sie. Mit ihrem Mixed-Partner Philipp Nawrath, der kurzfristig für den erkrankten Erik Lesser eingesprungen war, belegte sie Platz vier bei der Showveranstaltung im Verfolgungsrennen; Nawrath war auf der Zielgeraden vom Franzosen Antonin Guigonnat gerade noch abgefangen worden. "Es war wirklich ein brutal schöner Tag für mich", fand Dahlmeier. Sie war selbst ein wenig erstaunt, dass sie als Duo so gut mit der Konkurrenz mithalten konnten.

Das lag in erster Linie an ihr selbst. Denn Dahlmeier glitt bei der 18. Auflage des Schalker Rennens nicht nur souverän durch die Loipe, mit der viele Athleten an diesem Tag ihre Probleme hatten. Auch am Schießstand legte sie mit nur einem Fehler bei 40 Versuchen eine Glanzleistung hin.

Dabei hatte sie mit dem Gewehr kaum trainiert. "An Heiligabend habe ich die Waffe schnell noch mal ausgepackt und ein, zwei Einheiten gemacht. Der Trainer hat gesagt, wir machen das mit Erfahrung, du brauchst nicht zu trainieren", erzählte sie. Es funktionierte. Keiner agierte beim Anschlag so sicher wie die siebenmalige Weltmeisterin, die selbst "nicht damit gerechnet hatte, dass ich so gut durchkomme".

Zugleich offenbarte Laura Dahlmeier, ohne es zu wollen, wie groß die Lücke ist, die durch ihren Rücktritt in Deutschland entstand. In diesem Winter haben die erfolgsverwöhnten Biathleten kaum überzeugen können, auch wenn die Formkurve zuletzt nach oben zu weisen schien. In der Weltcup-Gesamtwertung steht nach sieben Wettkämpfen keine deutsche Athletin unter den besten Zehn, und im Januar geht es zu den Heimweltcups in Oberhof und Ruhpolding. Auf Schalke blieb das zweite deutsche Duo, Denise Herrmann und Benedikt Doll, auch wegen einer Strafminute hinter den Erwartungen der Zuschauer zurück und wurde nur Vorletzter.

Doch das ging angesichts der großen Dahlmeier-Show fast unter. Die Ausnahmeathletin aus Garmisch-Partenkirchen, die mittlerweile in München ein Studium begonnen hat und nebenbei als Fernsehexpertin für das ZDF arbeitet, freute sich nach dem letzten großen Trubel und einer gemeinsamen Party mit den norwegischen Siegern Marte Olsbu Röiseland und Vetle Sjastad Christiansen auf Normalität und Spontaneität. Zwar sei ihr schon bei ihrem letzten Weltcuprennen in Oslo im März 2019 klar gewesen, dass ihre Karriere praktisch zu Ende war. "Jetzt weiß es aber wirklich jeder, das ist noch einmal der Unterschied. Heute ist es noch ein bisschen festlicher und feierlicher", sagte Laura Dahlmeier, ehe sie kurz vor ihrem Abschied zur Party im Hotel noch zwei Spekulatius stibitzte. "Wir lassen es heute schon noch ein bisschen krachen", verkündete sie. "Heute kann ich ja ganz entspannt sagen: Morgen ist kein Rennen." Im Partybus ging es mit rund siebzig Familienmitgliedern und Freunden dann zurück nach Oberbayern.

© SZ vom 30.12.2019 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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